Das unbewohnte Haus zog das Mädchen magisch an. Die Zehnjährige schlich sich hinein, zündete ein Buch an und entfachte damit ein Feuer in einem Plastikkorb, der auf einer Matratze abgestellt war. Der Brand geriet außer Kon­trolle und erfasste das ganze Gebäude. Sachschaden: 200 000 Euro. Die private Haftpflichtversicherung der Eltern zahlte.

Der Abschluss einer solchen Police ist zwar freiwillig - doch unbedingt empfehlenswert, wie der Fall zeigt. Der Schutz greift beispielsweise auch, wenn ein Radfahrer einen Fußgänger verletzt, wenn ein Nachbar auf dem nicht gestreuten, vereisten Weg vor dem Einfamilienhaus ausrutscht oder wenn die Katze auf die Straße rennt und einen Verkehrs­unfall verursacht. Der Versicherer zahlt selbst dann uneingeschränkt, wenn grobe Fahrlässigkeit im Spiel war.

Auch manche Vermögensschäden werden getragen. Beispiel: Sie fahren einen Fahrradfahrer um, der deshalb wochenlang nicht arbeiten kann und seinen Verdienstausfall in Rechnung stellt. Der Vertrag wirkt zudem wie eine kleine Rechtsschutzpolice, weil der Versicherer Ansprüche abwehrt, die aus seiner Sicht unberechtigt sind. Eltern müssen übrigens nicht für Schäden eines delikt­unfähigen Kindes aufkommen, sofern sie ihre Aufsichtspflicht nicht verletzt ­haben. Grundsätzlich liegt die Grenze beim siebten Geburtstag des Nachwuchses, im Straßenverkehr sogar beim zehnten Geburtstag.

Doch gibt es auch Konstellationen, in denen prinzipiell kein Geld fließt. Schädigen sich etwa Familienangehörige oder andere Versicherte, die über einen gemeinsamen Vertrag geschützt sind, gegenseitig, zahlt der gemeinsame Versicherer nicht. Schäden an gemieteten oder geliehenen Gegenständen sind häufig vom Schutz ausgeschlossen, manche Versicherer übernehmen sie aber. Der Versicherer zahlt nur bis zur vereinbarten Deckungssumme, die deshalb möglichst hoch angesetzt sein sollte. Die ­Höhe der Beiträge ist meist nicht sehr unterschiedlich - gleich ob niedrige oder hohe Deckung. Topanbieter offerieren Deckungssummen von 50 Millionen Euro. Schäden rund um berufliche Tätigkeiten sind nicht abgedeckt, etwa für einen Architekten, der unsauber arbeitet und deshalb Bauschäden verursacht.

Für ihn wie für andere Gruppen sind deshalb Zusatzdeckungen sinnvoll oder gar verpflichtend: Gewässerschadenhaftpflicht für Öltankbesitzer, Bauherrenhaftpflicht für alle, die ein Haus bauen, Haus- und Grundbesitzerhaftpflicht für Vermieter, Pferdehaftpflicht für Reiter, Hundehaftpflicht für Hundehalter.

Bei den Prämien sparen. Das Deutsche Kundeninstitut (DKI) hat im Auftrag von €uro private Haftpflichtpolicen getestet. Zu den Grundannahmen der Untersuchung lesen Sie den Kasten auf Seite 117. Zu den wichtigsten Ergebnissen zählt: Die Jahresprämien weichen bis zum Dreifachen voneinander ab. Am größten ist der Unterschied beim Modellfall 2, einem weiblichen Single. Die Signal Iduna nimmt hier 39,27 Euro, bei Ergo sind es 125,87 Euro. Im Modellfall 1, einem Familienvater mit siebenjähriger Tochter, beträgt die Differenz immerhin das Zweieinhalbfache. Wiederum ist Signal Iduna am günstigsten (64,12 Euro), am teuersten ist die Arag (159,00 Euro). In allen Fällen haben die Anbieter die Anforderungen erfüllt oder gar übererfüllt.

In der Gesamtwertung geht Platz 1 mit der Note "sehr gut" an die Nürnberger (Tarif Familie: "Privathaftpflichtversicherung Komfort inkl. Komfort Plus"; Single: "Privathaftpflichtversicherung Kompakt"). Der Anbieter erreicht bei Konditionen ein "gut". Im Musterfall 1 ist der Tarif der viertteuerste, alle 24 abgefragten Leistungen sind enthalten, und die Deckungssumme ist mit 50 Millionen Euro höher als gefordert. Im Musterfall 2 ist der Tarif der viertgünstigste, 22 der 24 abgefragten Leistungen sind enthalten.

Beim Angebot gibt es ein "sehr gut". Der Kunde kann bei Selbstbeteiligung entweder null oder 150 Euro wählen. Ebenso kann er sich zwischen einer Zahlung alle zwölf, sechs, drei oder jeden Monat entscheiden. Auch die Vertragslaufzeit kann der Kunde selbst fest- legen - je länger, desto billiger. Beim Kundenservice gab es ebenfalls ein "sehr gut". Die Reaktionszeit ist sowohl via Hotline als auch via E-Mail überdurchschnittlich schnell, die Mitarbeiter sind freundlich und kompetent.

Den letzten Platz in der Gesamtwertung belegt die DEVK mit "befriedigend" (Familie: "Familien-Haftpflicht-Premium-Schutz"; Single: "Single-Haftpflicht - Premium-Schutz"). Hauptgrund ist die Note "mangelhaft" beim Angebot. Hier kann der Kunde quasi nichts selbst beeinflussen. Festgelegt sind Deckungssumme, Laufzeit und eine Selbstbeteiligung von 150 Euro. Zudem gibt es keine Familien- oder Laufzeitrabatte. Bei den Konditionen gab es ein "gut", die Prä­mien liegen in beiden Musterfällen in der oberen Hälfte des Gesamtfelds. Der Kundenservice ist "sehr gut" - mit überdurchschnittlich schnellen Mitarbeitern und einem reich bestückten Internet­auftritt inklusive Live-Chat.

So wurde getestet


Das Deutsche Kundeninstitut (DKI) hat für €uro private Haftpflichtversicherungen von 14 Anbietern auf 340 Kriterien ­gecheckt. Zwölf weitere Versicherer wurden angefragt, nahmen ­jedoch nicht teil. Testkategorien sind Konditionen (Gewicht: 50 Prozent), Angebot (30 Prozent) und Kundenservice (20 Prozent).

Es gab zwei Modellfälle. Hier einige Annahmen beziehungsweise geforderte Konditionen:

1. Angestellter außerhalb des öffentlichen Dienstes (39 Jahre alt), monatliches Nettoeinkommen: 3300 Euro, verheiratet, Vater einer siebenjährigen Tochter, Mieter einer Wohnung; gewünschte Deckungssumme: 20 Millionen Euro.

2. Angestellte außerhalb des öffentlichen Dienstes (54), monatliches Nettoeinkommen: 2200 Euro, Single, kinderlos, Mieterin ­einer Wohnung; gewünschte Deckungssumme: 10 Millionen Euro. Die Anbieter wurden gebeten, ­jeweils den günstigsten Tarif inklusive Zusatzbausteinen zu nennen, der die geforderten Leistungen enthält.

Beim Angebot wurde bewertet, ­inwiefern die gewünschte Versicherung beim Vertragsabschluss an die individuellen Wünsche und Bedürfnisse der Versicherungsnehmer angepasst werden kann. In der nicht eigens gewerteten Kategorie Preis-Leistungs-Verhältnis sind die Aspekte Konditionen und Angebot ins Verhältnis zueinander gesetzt. In der Kategorie Kundenservice wurde die direkte Kommunikation zwischen Anbieter und Kunde bewertet, also wie freundlich, schnell und kompetent Kundenanfragen per Hotline und E-Mail bearbeitet wurden.

In den Tabellen auf Seite 115 und 116 sind die Wertungen für beide Modellfälle eingeflossen, die Tabellen auf Seite 117 zeigen die Wertungen für die einzelnen Modellfälle (Familie, Single).