An einigen Punkten müsse das Gesetz nachgebessert werden. Seit ab Ende März die neuen Vorgaben gelten, sei die Kreditvergabe an Häuslebauer und -käufer im Südwesten um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 2,58 Milliarden Euro eingebrochen. Im zweiten Halbjahr werde das Minus voraussichtlich kleiner. "Aber die alte Höhe wird es nicht mehr, ein Teil bleibt auf der Strecke", ergänzte Schneider.

Der Bundestag habe bei der Umsetzung einer entsprechenden EU-Richtlinie unnötig viel draufgesattelt, kritisierte der Sparkassenpräsident. Der Wert der finanzierten Immobilie darf nun nicht mehr so stark berücksichtigt werden wie in der Vergangenheit. Banken müssen sich somit vor allem an der Finanzkraft und dem Alter des Kreditnehmers orientieren. Vor allem Rentner hätten damit Schwierigkeiten, an Darlehen zu kommen, sagte Schneider. Zudem sei der bürokratische Aufwand höher - und unklare Rechtsbegriffe legten die Saat für Beratungsfehler und Klagen. "Es schwebt über uns das Damoklesschwert der fehlerhaften Beratung."

Die EU-Richtlinie hat das Ziel, als Lehre aus der Finanzkrise massenhaft faule Verbraucherkredite im Gefolge einer Immobilienpreisblase zu verhindern. Doch in Deutschland sind Wohnungsbaukredite traditionell bereits hoch besichert. "Ich weiß gar nicht, wo der Regelungsgrund ist - man sitzt fassungslos davor", sagte Schneider. Die Sparkassen wollen nun die baden-württembergische grün-schwarze Landesregierung dafür gewinnen, über den Bundesrat das Gesetz zurückzuschrauben.

Die Schwäche im Immobiliengeschäft ist für die Sparkassen ein weiterer Belastungsfaktor neben den rekordniedrigen Zinsen und steigenden Kosten für die Bankenaufsicht. Das Betriebsergebnis der 52 Sparkassen des Landes werde deshalb trotz der robusten Marktentwicklung gegenüber dem Vorjahr sinken. Im vergangenen Jahr hatten die Institute zusammen ein Betriebsergebnis vor Bewertung von 1,75 Milliarden Euro erzielt. Von Januar bis Juni stieg die Kreditvergabe um 4,7 Prozent auf fast 116 Milliarden Euro. Besonders stark legte die Darlehensvergabe an Unternehmen und Selbständige zu. Sie kletterte um fünf Prozent auf knapp 54 Milliarden Euro, das war der stärkste Zuwachs seit fünf Jahren. "Die heimische Wirtschaft steht unter Volldampf", sagte Schneider.