Schnell und komfortabel zur optimalen Steuererklärung - das versprechen alle Anbieter. BÖRSE ONLINE zeigt, welche Programme für Kapitalerträge am besten geeignet sind. Von Stefan Rullkötter

Ab Ende März rückt für viele Anleger eine unangenehme Pflicht näher. Sind alle Bescheinigungen von Depotbanken und Versicherungen für das vergangene Jahr beisammen, beginnen viele mit der Steuererklärung 2015. Wer keinen professionellen Berater einschaltet, kann sich dafür nur bis zum 31. Mai Zeit lassen. Viele Börsianer können dabei auf die Anlage KAP nicht verzichten, obwohl ihnen auf realisierte Kursgewinne, Dividenden und Zinserträge bereits 25 Prozent Abgeltungsteuer abgezogen wurden.

Wer realisierte Kursverluste mit Gewinnen verrechnen will, seinen Sparerpauschbetrag (801 Euro Alleinstehende, 1602 Euro zusammen veranlagte Partner) nicht optimal verteilt hat oder bis zum 30. Juni vergangenen Jahres dem Kirchensteuerabzug auf Kapitalerträge widersprochen hat, muss das Steuerformular abgeben. Gleiches gilt, wenn vergangenes Jahr thesaurierende Auslandsfonds im Depot lagen.

Immer mehr Steuerpflichtige reichen ihre Unterlagen aber nicht mehr auf Papier beim Finanzamt ein. "Vergangenes Jahr sind von 29 Millionen Einkommensteuererklärungen bereits 20 Millionen elektronisch übermittelt worden", bestätigt Roland Krebs, der Verfahrensmanager für die amtliche Steuersoftware "Elster Formular".

Füllt man die Erklärung mit dem kostenlosen Programm vom Fiskus aus, werden aber oft nicht alle Gestaltungsspielräume ausgeschöpft. Abgesehen von Hinweisen auf offensichtliche Eingabefehler können Nutzer von der Finanzverwaltung verständlicherweise keine Steuerberatung erwarten.

In den meisten Steuerfällen lohnt sich die Deklaration: Mit dem Einkommensteuerbescheid 2015 werden Empfängern im Schnitt 950 Euro erstattet. Um ihr gutes Geld zurückzuholen, können sie sich von digitalen Helfern durch den Formulardschungel lotsen lassen. Vier Millionen Steuerprogramme werden jedes Jahr verkauft - von der Sparversion für 4,99 Euro bis zur Premiumedition für 49,99 Euro. Welche der neuen 2016er-Versionen vor allem Anlegern die besten Spartipps und die größte Bequemlichkeit beim Einpflegen ihrer Steuerdaten bieten, hat BÖRSE ONLINE getestet.

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Korrektheit am wichtigsten



Für den Produktcheck wurde die Qualität der individuellen Steuertipps, die möglichst verständlich und auf das jeweilige Formularfeld bezogen sein sollten, mit 40 Prozent am stärksten gewichtet. Auch der Komfort bei der Füh-rung durch die Steuerformulare wird mit 30 Prozent hoch bewertet. Hilfe beim Datenabgleich mit dem späteren Steuerbescheid und beim Einlegen von Einsprüchen, die Qualität des zumeist elektronischen Handbuchs und die sachlich richtige Berechnung flossen mit je zehn Prozent in die Wertung ein.

Das Ergebnis: Für Anleger am besten geeignet sind die Softwareprodukte "Wiso Steuer: Sparbuch", "Steuersparerklärung", "Taxman", "Tax" und "Quicksteuer". Besonders auffällig beim Test war, dass die früher strikten Barrieren zwischen PC-Steuerprogrammen und rein internetbasierten Lösungen forciert abgebaut werden. Am weitesten in die Onlinewelt vorgewagt hat sich Anbieter Buhl Data, der mit der Produktreihe "Wiso Steuer" Marktführer ist. "Unsere Kunden können selbst entscheiden, ob sie ihre Steuererklärung am Rechner, per Tablet oder im Internet erledigen", sagt Peter Schmitz, Geschäftsführer Buhl Tax Service. Nutzer können auch problemlos den Kanal wechseln, indem sie Steuerdaten zwischen Computer und Tablet nahtlos austauschen. Dafür müssen sie nur E-Mail-Adresse und ein Passwort eingeben.

Für die "Tax-Reihe", ebenfalls von Buhl Data, gibt es diese Flexibilität noch nicht. Dafür ist die kostengünstige Tax-Basisvariante schon seit Jahren ein Geheimtipp für Anleger: Sie gibt optimale Unterstützung beim Erstellen der Anlage KAP, verzichtet aber auf Schnickschnack wie Erklärvideos.

Konkurrent Haufe Lexware bietet mit "Taxman" auch für komplexe Steuerfälle, beispielsweise bei ausländischen Kapitalerträgen, gewohnt gute Unterstützung. Der größte Vorteil der kostengünstigen "Quicksteuer" vom selben Anbieter ist, dass sämtliche Steuerformulare verfügbar sind. Damit können Investoren bei Bedarf auch auf die Anlagen AUS (ausländische Einkünfte) und SO (Grundstücksgeschäfte) zurückgreifen - und sie erhalten zum kleinen Preis wertvolle Steuertipps. Anwendern ist es jedoch bei diesen Programmen nicht möglich, auch via Browser direkt im Internet ihre Steuererklärung zu bearbeiten. Reine Onlinelösungen bietet Haufe Lexware weiterhin ausschließlich über die Tochterfirma Smartsteuer.de an.

Konkurrenten verbünden sich



Um Platzhirsch Buhl Data Marktanteile abzujagen, lassen sich die Konkurrenten sogar auf Kooperationen ein: Die Akademische AG ("Steuersparerklärung") liefert die Rechenkerne für "Taxman" und "Quicksteuer". Dafür wird Smartsteuer.de die Onlineprodukte der Akademischen AG ("Steuereasy") bald mit ihrer Plattformlösung ausstatten.

Ein Verkaufsargument können indes alle Anbieter anführen: Ausgaben für Steuersoftware sind bis zum Preis von 100 Euro in voller Höhe als Werbungskosten absetzbar.