17 Monate nach seinem Start hat Ottonova weniger als 1000 vollversicherte Kunden. Das erklärte Technikvorstand Frank Birzle auf einer Veranstaltung des Unternehmens in München. "Unsere Sprachregelung, dass wir eine dreistellige Anzahl an vollversicherten Kunden haben, gilt nach wie vor." Zum Vergleich: Es gibt in Deutschland knapp neun Millionen Vollversicherte. Der kleinste Anbieter, die DEVK, hat rund 1400 Vollzahler, bei Marktführer Debeka sind es 2,4 Millionen. Ottonova sieht sich als erster digitaler Branchenvertreter in der Bundesrepublik.

Vorstandschef Roman Rittweger hatte bereits im Juli eingeräumt, dass der angepeilte Sprung in die Gewinnzone länger braucht als geplant. Ursprünglich sollte das Unternehmen binnen drei Jahren nach der Gründung im Juni 2017 bei 12.000 Kunden stehen, um profitabel zu werden. Rittweger sagte damals gegenüber dem Portal deutsche-startups.de: "Wir werden den Break Even wohl erst ein bis zwei Jahre später erreichen."

Ottonova bezeichnet sich als erste Neugründung in der Branche seit knapp 20 Jahren und steht entsprechend stark im Blickfeld der Öffentlichkeit. Unter anderem offeriert es eine App, mit der die Nutzer auf einen Blick alle Informationen rund um ihre digitale Versicherung und die eigene Gesundheit erfassen können. Eine komplett digitale Abwicklung von Rechnungen und Dokumenten, einen rund um die Uhr erreichbaren Concierge-Service, Video-Konsultationen mit erfahrenen Ärzten und eine übersichtliche Patientenchronik sind außerdem möglich.

Es stehen zwei Tarife für angestellte und selbstständige Vollzahler zur Verfügung. Beamten bieten sich sogar vier Alternativen. Daneben gibt es eine Zahn- und eine Krankenhauszusatzversicherung. Ein Vertragsabschluss ist ausschließlich über die Homepage der Gesellschaft möglich. Es wird keine Abschlussprovision fällig, was der Versicherer als einen seiner Vorteile anpreist. Bei konventionellen Anbietern werden dem Kunden bis zu neun Monatsbeiträge als Abschlussprovision abgezogen.

Das Unternehmen hat namhafte Investoren im Rücken, die mit insgesamt rund 40 Millionen Euro dabei sind. Dazu zählen die Debeka, Tengelmann Ventures, Holtzbrinck Ventures und Vorwerk Ventures. Nach Angaben von deutsche-startups.de ist auch Frank Thelen "mit ein paar Euro" beteiligt. Thelen ist Juror in "Die Höhle der Löwen", einer Gründershow des Fernsehsenders Vox. Er wirbt auf der Homepage des Neulings mit dem Satz: "Ottonova ist ein Game Changer, der die Gesundheitsbranche endlich revolutioniert, digitalisiert und ein Stück weit sexy macht."