Fast fluchtartig verlassen Menschen die Metropolen in New York und Kalifornien, um sich in ländlichen Regionen niederzulassen. Ganz oben auf der Wunschliste vieler Amerikaner stehen neue, freistehende Einfamilienhäuser mit Garten, deren Finanzierung extrem niedrige Zinsen begünstigen. Doch zum Verkauf standen im Februar in den USA nur 1,03 Millionen Häuser - laut US-Maklervereinigung National Association of Realtors (NAR) ein Rekordtief.

Verschärft wird die Knappheit durch die verminderte Bautätigkeit: Nach dem Platzen der Immobilienblase 2008 hatten die unter Druck geratenen Hausbaufirmen ihre Pläne radikal zusammengekürzt. Im Februar inserierte Immobilien waren im Schnitt nur 20 Tage verfügbar, im Vorjahr waren sie noch 36 Tage auf dem Markt.

Der Engpass zwingt Käufer, tief in die Tasche zu greifen. Laut dem soeben veröffentlichten Immobilienpreisindex S & P CoreLogic CaseShiller, dem wichtigsten für die USA, zogen die Preise in den zwölf Monaten bis Ende Januar um 11,2 Prozent an. Das war der höchste Anstieg seit 15 Jahren. Im Mittel kostet ein US-Eigenheim 313.000 Dollar. Alle Regionen des Landes verzeichneten zweistellige Preissteigerungen.

Der Optimismus ist vor allem in Regionen zu spüren, die im Pendelradius zu Großstädten liegen. Hier stampfen große Häuserbauer wie die Konzerne D. R. Horton, Lennar oder PulteGroup ganze Siedlungen aus dem Boden. Branchenprimus D. R. Horton verkaufte im vierten Quartal 2020 gar 45 Prozent mehr als im Vorjahr, der Umsatz wuchs von vier auf 5,9 Milliarden Dollar und der Gewinn verdoppelte sich. "Die Marktbedingungen für Wohnimmobilien sind nach wie vor sehr gut", freut sich Gründer Donald R. Horton. Der Texaner baut seinen Marktanteil weiter aus, indem er auch kleinere Konkurrenten zukauft. Das beschleunigt die ohnehin gute Geschäftsentwicklung.

Vergangenes Jahr sorgte Corona allerdings für eine Zwangspause; im April kam der Verkauf vielerorts zum Stillstand. Potenzielle Käufer durften sich nicht mit Maklern treffen, Besichtigungen, die meist in Modellhäusern stattfinden, fielen aus. Der Börsencrash im März 2020 jagte Interessenten zusätzlich Angst ein. Seit jedoch die Wall Street wieder läuft, ist der Schreck vergessen. Die schrittweise Wiedereröffnung der Wirtschaft sorgt für zusätzliche Aufbruchstimmung.

Vor allem die Nummer 1 profitiert. Seit 2002 ist D. R. Horton volumenmäßig der größte Hausbauer des Landes. Das Unternehmen verspricht die besten Materialien, das neueste Design und gewährt eine Art Garantie. "Wenn Sie die größte Investition Ihres Lebens tätigen", wirbt der Konzern, "müssen Sie wissen, dass Sie sich auf Ihren Erbauer verlassen können. Sie sind nicht nur ein Kunde. Sie sind Teil einer Familie." Die Preise starten um 100.000 Dollar und reichen bis zu einer Million. Schwerpunkt ist das mittlere Preissegment von 200.000 bis 500.000 Dollar.

D. R. Horton bietet auch Finanzierung, Versicherungen und andere Dienste an. Der 71-jährige Gründer legte das Fundament für sein Imperium 1978 im texanischen Fort Worth, wo er die ersten Häuser baute. 1992 folgte der Börsengang. Heute hält der Chairman noch knapp sieben Prozent der Aktien.

Einer der härtesten Verfolger, Century Communities, wuchs im vierten Quartal so rasant wie der Marktführer. Die Firma verspricht "erstklassige Lagen von North Carolina bis Kalifornien" und wirbt mit süßlichen Slogans wie "Ein Zuhause für jeden Traum".

Pendeln und Angeln

Die Marketingklaviatur beherrscht auch LGI Homes, ein aufstrebender Spieler, der auf das untere Preissegment abzielt. Im Schnitt kosten die neuen LGI-Häuser günstige 230.000 Dollar. Gegründet wurde das Unternehmen 2003 ebenfalls in Texas, hat sich aber bereits auf Rang 10 der Branche hochgekämpft, denn LGI wächst schnell. Noch läuft die Firma an der Wall Street unter dem Radar. Dabei hat sich der Kurs des erst im November 2013 in den Nasdaq aufgenommenen Novizen seitdem nahezu vervierzehnfacht.

Das Konzept der Player ähnelt sich: Die Häuser entstehen auf weitläufigen Landstrichen. Dort gibt es meist ein gutes Freizeitangebot mit Spielplätzen, Wanderwegen, Sportstätten oder Angelseen. Eine Großstadt ist in der Regel im Pendelradius erreichbar. Damit sind in wirtschaftlich normalen Zeiten auch Arbeitsplätze verfügbar. Die Häuser haben einen modernen Grundriss, Upgrades gibt es zu erschwinglichen Preisen. Die Zielgruppe sind meist Erstkäufer, also junge Familien mit Kindern.

Manche Spieler wie LGI umgarnen dagegen speziell die Generation 55 plus. Ihre Siedlungen werben beispielsweise damit, neben erstklassigen Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants, Theatern, internationalen Flughäfen auch von "preisgekrönten medizinischen Einrichtungen" umgeben zu sein.

Erstaunlich ist der Boom angesichts der schweren Rezession, der hohen Arbeitslosigkeit und der Ungewissheit, wie lange das Coronavirus die Wirtschaft noch lähmt. Makler und Hausbauer könnten sogar noch mehr Geschäft machen, wenn sie höhere Bestände hätten. NAR-Chefökonom Lawrence Yun warnt indes vor überbordender Euphorie. Yun hält nach dem jüngsten Schub eine Verlangsamung der Nachfrage in den kommenden Monaten für möglich. Sobald die Hypothekenzinsen anzögen, könnte der Eigenheimwunsch für manche Familien wieder in weite Ferne rücken. Die Hausbauer selbst kennen das heftige Auf und Ab am Markt aus der Finanzkrise. Auch Anleger sollten sich hier auf Schwankungen einstellen.
 


INVESTOR-INFO

D. R. Horton

Erfahrener Bauherr

Pro Jahr wirft das Geschäft des Marktführers 1,3 Milliarden Dollar freien Cashflow ab. Die Bilanz ist mit 1,8 Milliarden Dollar netto überschaubar verschuldet. Im Geschäftsjahr bis Ende September soll der Gewinn über 40 Prozent zulegen. 2022 sind laut Schätzungen rund zehn Prozent Plus drin. Trotz Kursrally ist das Gewinnvielfache dank der Rekordprofite einstellig, die Aktie erscheint günstig.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 95,00 Euro
Stoppkurs: 59,00 Euro

LGI Homes

Erschwingliche Heime

Das Unternehmen hat sich auf auf junge Erstkäufer und Senioren mit überschaubarem Budget spezialisiert. 2021 erwarten Analysten einen Umsatzanstieg von rund 2,4 auf 2,6 Milliarden Dollar. Der Überschuss von zuletzt 324 Millionen Dollar dürfte stärker steigen. Die Aktie ist gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis günstig. Die Dividende rentiert mit knapp einem Prozent. Die Verschuldung von 500 Millionen Dollar scheint vertretbar. Spekulativ.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 150,00 Euro
Stoppkurs: 99,00 Euro