"In vielen Orten könnten die Nebenkosten durch aktives Management der Wohnimmobilien deutlich gesenkt werden", sagt Frank Wojtalewicz, Geschäftsführer der d.i.i. Gruppe, die auf Neu- und Umbau von Wohnungen spezialisiert ist. Sein Rezept: "Vermieter können bessere Verträge mit Versorgern und Dienstleistern aushandeln und ihren Bestand behutsam energetisch sanieren."

Überregionale Ausschreibungen sparen Geld für Strom, Kabelanschluss und Versicherungen


Der Chef des in Wiesbaden ansässigen Unternehmens erklärt weiter: "Die Hälfte der kalten Betriebskosten kann man überregional ausschreiben." Dabei könnten etwa für Allgemeinstrom, den Kabelanschluss oder Versicherungen Einsparungen von bis zu 35 Prozent erzielt werden. Nimmt man die sogenannten warmen Betriebskosten (Heizung, Warmwasser) hinzu, kommt Wojtalewicz auf ein realistisches Einsparpotenzial bei den Wohnnebenkosten von bis zu 25 Prozent. "Das entspricht bei einer Durchschnittswohnung Einsparungen von bis zu 35 Euro im Monat."

Monatliche Nebenkosten von unter zwei bis fast vier Euro pro Quadratmeter


Der Geschäftsmann beauftragte das Institut der Deutschen Wirtschaft Köln (IW) mit einer Analyse der Wohnnebenkosten in ganz Deutschland. Danach entfallen im Schnitt 37 Prozent der Nebenkosten auf Heizung und Warmwasser. Größere Posten sind zudem Wasser/Abwasser (13 Prozent) sowie Aufzug und Gebäudereinigung (jeweils sechs Prozent). 2018, so rechnet IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer vor, beliefen sich die monatlichen Nebenkosten im bundesdeutschen Mittel auf 2,70 Euro pro Quadratmeter. Allerdings stieß er bei der Analyse der 401 Land- und Stadtkreise in Deutschland auf große Unterschiede - sowohl absolut als auch relativ in Bezug auf die Kaltmiete. So reichen die monatlichen Nebenkosten in Frankfurt am Main in der Spitze bis nahe an vier Euro pro Quadratmeter. In vielen anderen Kommunen sind es unter zwei Euro.

Hohe Grundsteuersätze treiben Nebenkosten in Hessen und Nordrhein-Westfalen in die Höhe


"In Nordrhein-Westfalen belaufen sich allein die kalten Betriebskosten im Mittel auf 24 Prozent der Grundmiete", sagt Voigtländer. "In Bayern und Hamburg sind es nur 15 Prozent." Der Experte räumte gegenüber boerse-online.de ein, dass sich ein Teil der Differenz dadurch erklärt, dass die Kaltmiete (Grundmiete) in vielen bayerischen Städten und in Hamburg über der durchschnittlichen Miete in Nordrhein-Westfalen liegt. Also wären selbst bei gleicher Höhe der Nebenkosten die relativen Lasten in Nordrhein-Westfallen höher. Doch Voigtländer betont, im bevölkerungsreichsten Bundesland seien die Nebenkosten auch absolut auffallend hoch. Hier schlage unter anderem die Grundsteuer durch, die in vielen nordrhein-westfälischen, aber auch in zahlreichen hessischen Kommunen überdurchschnittlich hoch liegt. Sie kann auf Mieter umgelegt werden.

Mit energetische Sanierungen gegen steigende Energie- und CO2-Preise


Voigtländer geht davon aus, dass die Mietnebenkosten in den nächsten Jahren weiter steigen werden. Schon im nächsten Jahr werde sich die Bepreisung von CO2 bemerkbar machen, denn drei Viertel der Haushalte in Deutschland heizen mit den fossilen Brennstoffen Gas und Öl. Damit die Nebenkosten wegen der in den Folgejahren steigenden CO2-Preise und der womöglich wieder steigenden Rohstoffpreise nicht über alle Maßen zulegen, rät der Immobilienexperte Eigentümern und Vermietern zu energetischen Sanierungen. "Jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür, denn die Zinsen sind noch immer im Keller", sagt er.