Da hat man gerade sein Geld langfristig an der Börse angelegt, und schon gibt es den Youngtimer, den man schon immer haben wollte, zu kaufen. Was also tun? Auch in Zeiten von Minizinsen verbietet es sich von selbst, den Dispokredit auszureizen: Teurer kann geliehenes Geld kaum sein - im Marktdurchschnitt beträgt der Zins mehr als zehn Prozent pro Jahr. Verbraucherschützer raten zwar generell vom Konsum auf Pump ab. Wenn es aber doch einmal sein muss, dann ist eher ein günstiger Ratenkredit sinnvoll (siehe Tabelle rechts). Wertpapierkunden haben noch eine weitere Möglichkeit, sich kurzfristig und auch noch halbwegs günstig Geld zu beschaffen: Sie können ihr Depot beleihen.

Solche Wertpapierkredite bieten aber längst nicht alle Institute an. Degiro, HypoVereinsbank, ING-DiBa, Postbank, , VW Bank und 1822 direkt haben sie zum Beispiel gar nicht im Programm. Andere Banken offerieren dagegen sogar Wertpapierkredite, die nicht zweckgebunden für den Erwerb von Aktien, Fonds oder Anleihen sind, sondern in der Verwendung weitgehend frei - sogenannte zweckungebundene Lombardkredite. Die Einrichtung des Kredits ist in aller Regel kostenlos, muss aber zumeist beantragt werden. Eine Schufa-Auskunft ist hier jedoch nicht nötig.

Einen Überblick über bekannte Direktbanken und Onlinebroker, die solche in der Verwendung offenen Lombardkredite anbieten, gibt die Tabelle unten. Was viele Anleger nicht wissen: Einige wenige Anbieter erlauben es sogar, mit einem Depot als Sicherheit einen Immobilienkauf zu tätigen. Bei Consorsbank, Flatex, und Onvista Bank wäre eine solche Verwendung möglich. Günstige Darlehen kosten weniger als fünf Prozent Zinsen im Jahr; den billigsten Eurokredit gibt es derzeit bei Lynx mit 2,5 Prozent.

Auf Seite 2: Riskantes Baugeld





Riskantes Baugeld



Doch ist das bei einer Immobilienfinanzierung tatsächlich sinnvoll? Top-Baugeld gibt es zurzeit bei zehnjähriger Zinsbindung schon für weniger als zwei Prozent. Bei den meisten Anbietern von Lombardkrediten liegt der Zins klar darüber. Noch weitere Aspekte gilt es zu bedenken - speziell das Risiko für einen Kredit auf Wertpapierbasis. Seine mögliche Höhe hängt nicht nur von der Größe des Depots, sondern vor allem von dessen Zusammensetzung ab. Je nach Wertpapiergattung gibt es unterschiedlich hohe Beleihungswerte.

Als Faustregel gilt: Im Allgemeinen werden nur börsengehandelte Titel berücksichtigt. Und schwankungsintensivere Papiere haben geringere Beleihungswerte als etwa deutsche Bundesanleihen. Die Banken sehen hier individuelle Regeln vor. Der Beleihungswert eines Depots schwankt also mit dem Marktwert der Anlagen. Geht es an den Börsen mal deutlich nach unten, kommt es vor, dass Papiere aus dem Depot verkauft werden müssen oder rasch Geld zurückgezahlt werden muss, da Beleihungswert und Kreditsumme nicht mehr zusammenpassen. "Die Verwendung für eine Immo-Finanzierung erscheint mir sehr fraglich", meint daher Michael Busshaus von der Onvista Bank, "da aufgrund der Volatilität der Depotwert stark schwankt und der Kunde womöglich kurzfristig reagieren muss. Das passt nicht unbedingt zu einer längerfristigen Immobilienfinanzierung."

Abgesehen davon muss die Depotgröße schon stattlich sein, um satte Finanzierungssummen zu ermöglichen. Und einen weiteren Punkt gilt es einzukalkulieren: Es ist ohnehin sinnvoller und viel weniger riskant, für einen geplanten Immobilienerwerb Wertpapiere zu verkaufen, um mehr Eigenkapital vorzuhalten und so den Kreditbedarf zu senken. Schließlich gelten eingesparte Kreditzinsen als erstklassige Geldanlage. Fakt ist: Eine Immofinanzierung über das Depot steht schnell auf wackligen Beinen - außer, man benötigt nur wenige Tausend Euro.

Auf Seite 3: Lombardkredite





Lombardkredite