Müssen erfolgreiche Schauspieler ein perfektes Äußeres haben? Offensichtlich nicht, wenn man Jürgen Vogel als Beispiel nimmt. Der 51-Jährige ist gut im Geschäft: 180 Auftritte in Film und Fernsehen verzeichnet das Onlinelexikon Wikipedia. Im Moment gibt er in der Serie "Das Wichtigste im Leben" des TV-Senders Vox einen Familienvater. Trotz allen Erfolgs würde er wohl nie einen herkömmlichen Schönheitspreis gewinnen - seines Gebisses wegen.

Das ungewöhnliche Aussehen ist genetisch bedingt, Vogel hat weniger und deutlich kleinere Zähne als andere Menschen. Als Jugendlicher hatte er aus Scham falsche Zähne aus Kaugummi geformt, bekannte er in einem Interview, inzwischen sei es ihm egal. Dieser Gleichmut zahlt sich aus: Vogel ist Werbefigur für spezielle Bürstchen, die die Zahnzwischenräume pflegen (siehe Foto).

Doch wird diese Entspanntheit nicht für alle Bundesbürger ein Vorbild sein, mit Zahnproblemen umzugehen. Viele würden in einem vergleichbaren Fall wohl eine umfassende Sanierung in Angriff nehmen. Die geht allerdings ins Geld - vor allem für diejenigen, die gesetzlich versichert sind. Bei Implantaten, Kronen und Brücken sind oft massive Zuzahlungen fällig.

Eingebaute Wartezeiten. Wer sich umfassend gegen solche Kosten schützen will, sollte eine Zahnzusatzversicherung abschließen. Doch auch diese Tarife haben Lücken. Nach Vertragsabschluss gibt es Wartezeiten, in denen die Versicherung erst einmal nichts zahlt. Anschließend folgt eine Phase mit sogenannten Summenbegrenzungen, innerhalb derer die Leistungen limitiert sind, bis nach einigen Jahren der Maximalwert erreicht ist. Bei Magertarifen beträgt die Wartezeit für die Erstleistung oft acht Monate.

Fatal ist zudem, wenn der Kunde einen guten Tarif ohne Wartezeit abschließt, aber trotzdem alles selbst bezahlen muss. Möglicher Grund: Wurde der Patient schon hinsichtlich eines Problems von seinem Zahnarzt beraten, gibt es für diese Behandlung keinen Schutz mehr. "In den Bedingungen für die Vertragsannahme heißt es meist, dass für begonnene, angeratene und laufende Behandlungen kein Versicherungsschutz besteht", warnt Versicherungsmakler Johannes Brück aus Düsseldorf. Eine Ausnahme macht hier die "Zahnzusatzversicherung mit Sofortleistung" des Anbieters Ergo. Der Tarif "verdoppelt die Leistung Ihrer gesetzlichen Krankenkasse, den sogenannten Festzuschuss", heißt es in der Werbung. Doch das Risiko ist für die Versicherung überschaubar. Die Festzuschüsse sind oft mager, die Verdopplung ist es also auch.

Generell gilt: In gewisser Weise sind private Zahnzusatzversicherungen ein Geldwechselgeschäft. Brück nennt als mögliche Alternative: "Verbraucher könnten für ihre Zahngesundheit früh­ zeitig Geld selbst zurücklegen. Dann ist es durchaus möglich, hochwertige Be­handlungen aus eigener Tasche zu zah­len." Doch viele Kunden neigen dann da­ zu, das Geld für die Zähne lieber in den Südseeurlaub zu investieren. Eine Versi­cherung diszipliniert da ganz anders.

Allerdings ist der Markt intranspa­rent. Da ist externe Hilfe nötig, um die Versicherungsbedingungen und Beiträ­ge zu vergleichen. Diesen Service bieten immer mehr Internetportale, die von Versicherungsmaklern betrieben wer­ den. Für einen Abschluss über ihre Sei­te kassieren sie eine Provision, die in die Prämie eingepreist ist. Auf umfangrei­cher Datenbasis und sehr komfortabel bieten neben den etablierten Portalen Check24 oder Verivox auch weniger fre­quentierte Seiten eine Analyse an.

Für einen Vergleich haben wir das Portal testzahnzusatzversicherung.de des Versicherungsmaklers Konrad Dießl aus Ottobrunn bei München ausgewählt. Es gehört zu den detailliertesten am Markt und hat fast 30 Leistungsfilter - von Be­handlung über Ersatz von Zähnen und Reinigung bis zur Kieferorthopädie. Ins­gesamt wurden über 200 Zahnzusatzversicherungstarife von 22 Anbietern untersucht. Lediglich die Offerten der HUK-Coburg und spezielle Privattarife von AOK und Techniker Krankenkasse sind nicht vertreten.

Das Portal hat für €uro einen Preis­ Leistungs­Vergleich über die wirkliche Kostenerstattung der einzelnen Tarife erstellt. Die Basisannahmen lauten: Der Versicherungsnehmer ist ein 40­jähriger Kunde ohne Zahnprobleme, der fünf Jah­re lang eine Reihe von Behandlungen er­ fährt. Dabei belaufen sich die Gesamt­ kosten auf 8700 Euro. Dafür erhält der Musterpatient, der bisher kein Bonusheft geführt hat, 1033 Euro durch die gesetz­liche Krankenkasse.

Eigenbeitrag als Maßstab. Ermittelt wurde nun, wie hoch der Eigenbetrag des Kunden ausfällt. Dafür wurden die Leistungen der Krankenkasse und des Tarifs von der Gesamtrechnung abge­zogen. Als Musterbehandlungen fließen die Kosten für 13 Leistungen in die Kal­kulation ein (Details stehen in den Fuß­noten der Tabelle).

Untersucht wurden ausschließlich Tarife mit Alterungsrückstellungen. Bei diesem Vertragstyp sind die Prämien für die gesamte Laufzeit schon weitgehend festgelegt. Man zahlt in jungen Jahren mehr, als in Relation zum Risiko ange­messen wäre. Die Mehrbeiträge, die sogenannten Alterungsrückstellungen, investiert der Versicherer am Finanz­ markt. Im Alter werden diese Reserven dann verbraucht. Das sorgt dafür, dass die Prämien also nicht so hoch ausfallen, wie es dem tatsächlichen Risiko des Kun­den entspräche. Wer langfristigen Schutz sucht, sollte einen solchen Tarif wählen.

Wer lieber günstiger einsteigen möch­te, kann einen Tarif ohne Alterspuffer wählen. "Wir machen diese Tarife über eine Durchschnittsprämie bis zum 70. Lebensjahr vergleichbar", erläutert Ex­perte Dießl. Ein guter Tarif nach Preis­ Leistungs­-Verhältnis, der jährlich steigt, kommt von der Deutschen Familienversicherung. Der Tarif "ZahnSchutz Exklusiv 100" kostet für den Musterkunden 31,50 Euro pro Monat. Hochgerechnet auf einen Durchschnittspreis, müsste der Kunde 53,48 Euro zahlen, wenn er die Police bis zum 70. Lebensjahr behält. Da sind einige gute Tarife mit Alterspuffer sogar ein klein wenig teurer.

Zudem kommen immer mehr neue Tarife auf den Markt, die nach der Art der Schadenversicherung kalkuliert werden. Steigt der Kunde - nach Zahnsanierung - frühzeitiger aus der Versicherung aus, kann er unter Umständen noch etwas sparen. Denn seine Startprämie liegt ja meist deutlich niedriger als die Prämie der Tarife mit Alterungsrückstellungen. Absolute Sicherheit vor Prämiensteigerungen haben die Kunden bei keiner der Tarifarten. Müssen die Versicherer erheblich mehr Leistungen bezahlen als vorher kalkuliert, dürfen sie alle Tarife zusätzlich erhöhen. Zurück zu Wartezeiten und Summenbegrenzungen: Selbst bei den in der Tabelle genannten Top-Tarifen steigen die Höchstsummen, die die Versicherten pro Jahr für Zahnersatz erstattet bekommen, nur langsam an. So leistet etwa der "ZGU70 + BZGU20 + ZBU" der Württembergischen in den ersten zwölf Monaten nach Vertragsabschluss nur 1000 Euro.

In den ersten beiden Jahren werden höchstens 2000 Euro erstattet. Die Summen steigen pro Jahr um 1000 Euro, sind aber erst ab dem fünften Versicherungsjahr unbegrenzt. Bis dahin zahlt der Kunde bei dem Tarif bereits über 2600 Euro Prämie. Günstiger schneiden die Kunden beim Tarif "CEZP-U" der Continentale ab. Denn der kostet pro Monat nur knapp 28 Euro - in 48 Monaten sind es dann also nur 1332 Euro. Dafür gibt es aber auch deutlich eingeschränkte Leistungen, beispielsweise bei Wurzel- und Parodontosebehandlungen.

Noch zwei Tipps: Egal welchen Tarif man hat - zeigen Sie ihn Ihrem Zahnarzt. Dann kann der seine Therapie mit den genannten Leistungen abgleichen. Eine weitere gute Chance zum Sparen besteht, wenn man vorab Kostenpläne von mehreren Zahnärzten einholt und diese vergleicht.