Immer mehr Bankkunden aus Deutschland eröffnen ein Konto und Depot in der Schweiz. Was Anleger beachten müssen, wenn sie ihr Geld „in Sicherheit“ bringen wollen.

Frankfurts Bankentürme ragen nur einige Kilometer entfernt in den Himmel. Aber der Mann aus dem Taunus hat einen großen Teil seines Ersparten von dort abgezogen. Im April vergangenen Jahres hat Stephan Weißbacher das Geld in die Schweiz übersiedelt. „Da bleibt’s liegen“, sagt er, „ein gutes Gefühl.“ Teuer seien die Kontogebühren im Nachbarland, gesteht er. Aber das Gefühl von Sicherheit ist ihm die 200 Franken im Jahr beim Onlinebroker Swissquote wert. „Mir ist es wichtig, das Geld aus dem Einfluss der Eurobanken herauszuholen“, erklärt Weißbacher. Ein „Krisensymptom“, ja, das schon – aber auch ein Beleg für die Vorteile, dass Kapital im digitalen Zeitalter mobil geworden ist.


Schoggi, Ticktack, Tresor

Die Markenzeichen der Schweiz haben sich ins Bewusstsein vieler Deutscher eingeprägt: edle Schokolade, präzise Uhren, zuverlässige Banken. Auf umgerechnet 3,8 Billionen Euro sind allein die Wertschriften ausländischer Anleger in Schweizer Aktien- und ETF-Depots angewachsen. Hinzu kommen noch die Summen, die EU-Bürger auf Sparkonten in Zürich oder Genf schaffen. 

Diskret wie stets befördern die dortigen Geldinstitute den Zustrom. Aktiv werben dürfen sie aufgrund fehlender Lizenzen der deutschen Finanzaufsicht Bafin nicht. Aber Adrian Vonlanthen von der Zürcher Kantonalbank (ZKB) bestätigt: „Deutschland ist ein bedeutender Auslandsmarkt, den wir aus Zürich heraus aktiv bearbeiten.“

Umgerechnet fast 400 Franken Jahresgebühr kostet das Konto bei der ZKB. Zum Vergleich: Die Deutsche Bank, eines der teureren Institute hierzulande, verlangt für ihr Aktivkonto 6,90 Euro im Monat. Schon im Inland unterhalten viele Kunden mehrere Konten. Insgesamt vermeldet die Bundesbank 114 Millionen Girokonten. Ein Viertel der Bevölkerung gibt in Umfragen an, zwei oder mehr Konten zu besitzen. Inzwischen kommt offenbar oft noch eines im Ausland hinzu.

So wie beim Hessen Weißbacher. Bei der comdirect hat er für Wertpapierkäufe ein Depotkonto, bei der örtlichen Sparkasse „aus alter Verbundenheit“ noch ein Girokonto. Ein Viertel seines Vermögens liegt jedoch inzwischen bei Swissquote. Die Kontoeröffnung lief online, „völlig unbürokratisch und einfach“. Nur einen Nachteil stellt er fest: „Den Papierkram für die Steuererklärung, da kommt anders als bei deutschen Banken nichts automatisch“, berichtet er. Darum muss er sich selbst kümmern.


Reise zur Grenzbank

Die Online-Kontoeröffnung gestatten in der Regel nur Digitalbanken wie Swissquote oder die Finanz-App Yuh. Zu den meisten Filialbanken entlang der Grenze müssen Deutsche persönlich reisen, um ihr „Domizil Ausland“ zu belegen. Ursprünglich boten Schweizer Banken diese Möglichkeit für Grenzgänger mit Job dies- und Wohnsitz jenseits der Grenze; und für Auslandsschweizer. Doch nun, wo die Angst vor Inflation und Rezession, vor Krieg und Krisen vielen Deutschen in die Glieder gefahren ist, ziehen sie neue Kundschaft an.

Die hohen Gebühren schrecken den Finanzmigranten Weißbacher jedenfalls nicht. Wer sechsstellige Beträge aufs Konto lege, für den seien 200 Euro im Jahr keine große Summe, findet er. Er versteht die Gebühr eher als eine Art „Versicherungsprämie“, denn die Schweiz erscheint ihm als „sicherer Hafen“ in Krisenzeiten. Gebe es Stress im Eurosystem, fürchtet Weißbacher innerhalb der EU ernste Restriktionen wie Kapitalverkehrskontrollen. Gerate die Gemeinschaftswährung in Turbulenzen, etwa infolge der Schuldenkrise in Frankreich, dann möchte er sein Geld auf neutralem Boden wissen. Von den Schweizer Banken nimmt er an, dass sein Geld stets unangetastet bleibt. 

Eines ist für den Mann aus dem Taunus aber völlig klar: Die Zeiten, in denen deutsche Steuerflüchtlinge im Köfferchen Schwarzgeld in die Schweiz schafften, sind passé. Die dortigen Finanzbehörden kooperieren mittlerweile mit denen der Europäischen Union und der USA. „Das ist kein Modell zur Steuervermeidung“, sagt Weißbacher, „die Nutzer müssen ihre Einkünfte korrekt beim Fiskus angeben. Dann können sie ihr Geld ganz beruhigt in die Schweiz legen.“


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