Das Ifo-Institut erwartet in den kommenden Jahren deutlich weniger Wachstum für die deutsche Wirtschaft - unter anderem wegen der Belastung durch US-Zölle. Nach der neuen Prognose stehen Deutschland zwei weitere Jahre mit Mini-Wachstum bevor. Und das könnte noch nicht alles gewesen sein.
Für 2026 und 2027 senkten die Münchner Forscher ihre Prognose am Donnerstag auf ein Plus von nur noch 0,8 Prozent in 2026 und 1,1 Prozent in 2027. Das sind jeweils 0,5 Prozentpunkte weniger als zuletzt vorhergesagt.
Bislang hatten sowohl das Ifo als auch andere Wirtschaftsforschungsinstitute im kommenden Jahr eine Belebung in Deutschland erwartet, vor allem durch das schuldenfinanzierte, 500 Milliarden Euro schwere Wachstumspaket der Bundesregierung. Doch in den vergangenen Wochen wurden die Volkswirte aller Couleur zunehmend nervöser: Ohne grundlegende Reformen könnte der erhoffte Wachstumsschub ausbleiben und allenfalls ein kurzfristiges Strohfeuer werden, warnen sie. Grund sind die strukturellen Probleme Deutschlands, darunter die hohen Kosten für Energie und Sozialabgaben, die schrumpfende Erwerbsbevölkerung sowie die Bürokratie.
Ifo-Präsident Clemens Fuest und 21 weitere Wissenschaftler hatten die Berliner Koalition zuletzt in einem offenen Brief zum Stopp ihres Rentenpakets aufgefordert; ein ungewöhnlicher Schritt der ansonsten eher im Stillen arbeitenden Ökonomen. Fuest hatte schon im Herbst gewarnt, dass Deutschland ohne Reformen nach dem Wachstumspaket erneut wirtschaftliche Stagnation und ein weiterer Verlust der Wettbewerbsfähigkeit drohen könnten.
In den vergangenen beiden Jahren war Europas größte Volkswirtschaft geschrumpft. Eine maßgebliche Ursache sind die Marktanteilsverluste der exportabhängigen deutschen Industrie auf den Weltmärkten.
"Erosion des Wirtschaftsstandorts" droht
"Die deutsche Wirtschaft verliert an Dynamik, weil das Arbeitskräftepotenzial, die Unternehmensinvestitionen und das Produktivitätswachstum zurückgehen", erklärte ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser die deftige Kürzung der Prognose. "Ohne strukturelle Reformen droht eine weitere Erosion des Wirtschaftsstandorts." Nötig seien Anreize etwa für eine Ausweitung der Arbeitszeit und Reformen für mehr Produktivität, etwa durch eine Digitalisierung des Staatswesens.
Dieses Wachstum erwarten Commerzbank, Bundesbank und der IWF
Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, hatte im November in seinem Ausblick für 2026 für Deutschland noch ein Wachstum von etwa 1,2 Prozent prognostiziert. Auch er setzt auf fiskalische Impulse aus dem Sondervermögen für Infrastruktur und Verteidigung sowie eine unterstützende EZB-Geldpolitik. Für 2027 erwartete Krämer damals, dass diese Impulse zwar noch wirken, er warnte aber, dass ohne strukturelle Reformen das Wachstum danach kaum tragfähig sei und mittelfristig auf 0 bis 0,5 Prozent zurückfallen könnte. Das höhere Wachstum 2026 habe „Züge eines Strohfeuers“ sagte Krämer schon damals.
Die Prognose der EU-Kommission geht bisher gleichmäßig von 1,2 Prozent Wachstum sowohl in 2026 als auch in 2027 aus. Viele deutsche Wirtschftsforschungsinstitute sind angesichts der anhaltend schwachen Dynamik vorsichtiger: Das Kiel Institut sieht nur etwa 1,0 Prozent und 1,3 Pozent für 2026/27. Die Bundesbank ging bisher schon von nur 0,7 bis 0,8 Prozent in 2026 und rund 1,0 bis 1,2 Prozent in 2027 aus.
Deutlich darüber liegt die Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF): Er sieht eine leichte Erholung für Deutschland. Die IWF-Prognose steht bei 1,0 Prozent Wachstum in 2026 und etwa 1,5 Prozent in 2027. Aber auch der IWF verweist auf strukturelle Schwächen der deutschen Wirtschaft und die geringe Produktivitätsdynamik. Das schränke die mittelfristige Perspektive ein, sodass ohne kräftige Reformen eine Dauerflaute drohe. Staatliche Investitionen allein würden nicht ausreichen, um Wettbewerbsnachteile zu überwinden.
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