Der Schweizer Franken war für Deutsche Anleger schon immer interessant, um nicht investiertes Kapital zu parken – wird dies so weitergehen?

Der Schweizer Franken (CHF) steht erneut im Fokus der Finanzmärkte. Geopolitische Unsicherheiten, neue US-Zölle und ein möglicher wirtschaftlicher Gegenwind prägen die Ausgangslage. Welche Faktoren bestimmen die nächsten Monate – und wohin steuert der Franken?

Fundamentales / neueste politische Entwicklungen

Wirtschaftliche Ausgangslage
Die Schweizer Wirtschaft wird zunehmend spürbar von externen Belastungen getroffen. Insbesondere die von den USA verhängten Zusatzzölle auf Schweizer Exporte (bis zu 39 Prozent) wirken dämpfend: So wurden z. B. in vielen Exportbranchen wie Maschine/Metall und Uhren Rückgänge verzeichnet. Entsprechend hat das auf Wachstum spezialisierte KOF Institut ETH Zürich seine Prognose abgeschwächt: Ohne Entlastung durch einen Zollabbau sei für 2026 mit einem realen Wachstum von nur rund ,.9 Prozent zu rechnen. Gleichzeitig wird der Franken stärker: Im Umfeld globaler Unsicherheit und dank des Safe-Haven-Status gewinnen Währungen wie der Schweizer Franken an Attraktivität. Der Wechselkurs-Aufschwung belastet aber wiederum die Wettbewerbsfähigkeit der schweizerischen Exportwirtschaft – ein klassischer Zielkonflikt.

Politische und handelspolitische Komponenten
Die Handels- und Zollpolitik spielt für die Schweiz derzeit eine zentrale Rolle: Die USA hatten unter dem Regime von Donald Trump bereits im Sommer einen (fundamental substanzlosen, eher willkürlichen) Zollsatz von bis zu 39 Prozent auf Schweizer Exporte eingeführt, was diese entsprechend belastet und das Vertrauen der Schweiz in die Verlässlichkeit der USA nachhaltig beschädigt hat. Nun ist – zumindest als Absichtserklärung – eine deutliche Entlastung im Gespräch bzw. teilweise schon vereinbart: So sollen Zölle auf Schweizer Exporte in die USA auf rund 15 Prozent sinken. Das würde einerseits die Belastung für die Exportbranche verringern und andererseits das wirtschaftliche Umfeld der Schweiz marginal verbessern (geschätzter BIP-Zuwachs: +0,3 bis +0,5 Prozent).

Gleichzeitig hat die Schweizerische Nationalbank (SNB), wie üblich, signalisiert, bei Bedarf zu intervenieren , um eine übermäßige Aufwertung abzufedern. Diese Aussage ist für den Währungsmarkt relevant und erzeugt oftmals – zumindest kurzfristig – schon alleine durch die Androhung eine gewisse Wirkung. Allerdings: Für weitere Zinssenkungen hat die SNB eigentlich keinen realistischen Spielraum mehr.

Fundamentale Sicht 
Die Kombination aus globaler Unsicherheit, historischem Safe-Haven-Status und handels-/zollpolitischen Entwicklungen spricht aktuell für eine stärkere Schweizer Währung. Auf der anderen Seite schwächt diese jedoch die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Unternehmen und könnte das Wachstum belasten, was mittelfristig zu Abwärtsdruck auf den Franken führen könnte. Doch diese theoretisch begründete Argumentationslinie wird seit Jahrzehnten diskutiert - und hat in der Praxis im «Sonderfall Schweiz» nie gegriffen.

Das sagt die Charttechnik zur weiteren Entwicklung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro

In charttechnischer Hinsicht kann man ein «aufsteigendes Dreieck» erkennen (blaue Linien in der untenstehenden Abbildung). Soweit dieses in einem Aufwärtstrend vorkommt – wie vorliegend gegeben – gilt es gemeinhin als sog. «Fortsetzungsformation», was bedeutet, dass bei einem Ausbruch nach oben (also bei einem Schlusskurs über 1,09) mit einer statistischen Wahrscheinlichkeit von rund 98 Prozent ein weiterer Kursanstieg folgen wird. Dessen Ausmaß vorherzusagen ist indes nicht sicher möglich, aber aufgrund der Formationshöhe könnte er aus rein technischer Sicht weitere zehn Prozent in den kommenden Monaten betragen. Außerdem interessant: Es besteht eine statistische Wahrscheinlichkeit von gut 68 Prozent, dass es tatsächlich zum beschriebenen Ausbruch nach oben kommt.

Chart CHF/EUR
https://de.tradingview.com/chart/?symbol=SAXO%3ACHFEUR
Chart CHF/EUR

Fazit

Die fundamentalen Umstände, die charttechnische Lage sowie die historische Erfahrung zur Entwicklung des Schweizer Frankens in den zurückliegenden Jahrzehnten legen allesamt nahe, dass – zumindest mittelfristig und soweit keine für die Schweizer Wirtschaft außerordentlich schlechten Nachrichten hinzukommen – von einem weiter stärker werdenden Schweizer Franken auszugehen ist.

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