Wertpapiersparpläne eignen sich bestens, um für den Nachwuchs vorzusorgen. Wir haben die wichtigsten Anbieter getestet und erklären, worauf Eltern bei der Geldanlage für Kinder achten sollten. Von S. Hildebrandt-Woeckel

An der Wand, am Schrank oder im Türrahmen: In fast jedem Haushalt mit Kindern sind sie zu finden — die kleinen Striche, die anzeigen, wie schnell der Nachwuchs gewachsen ist. Mal mehr, mal weniger. Aber insgesamt, so lässt sich am Ende feststellen, ging es doch rasant. Plötzlich sind Sohn oder Tochter groß.

Gut, wenn sie dann mit einem finanzi­ellen Polster ausgestattet sind, das eben­ so mitgewachsen ist — und nun Rückhalt bietet für ein paar Studiensemester im Ausland, die erste Wohnungseinrichtung oder sogar einen soliden Grundstock für die eigene Altersvorsorge bildet.

Deswegen ist die Geldanlage für Kinder so wichtig

Jahrzehntelang zahlten Eltern, Groß­eltern oder Paten hierfür auf ein Spar­buch oder in einen Bausparvertrag ein. Diverse Studien zeigen jedoch, dass dies selbst in Zeiten mit guter Verzinsung auf lange Sicht deutlich weniger Ertrag bringt als der Aktienmarkt. Wer seinen Kindern etwas Gutes tun will, das sehen auch Ver­braucherschützer so, trifft mit Wertpa­piersparplänen eine gute Wahl.

Selbst starke Schwankungen an den Börsen, wie sie derzeit zu beobachten sind, sagt die Hamburger Finanz­ und Ver­mögensberaterin Kris Hauf, ändern daran nichts. „Entscheidend ist der Anlagehori­zont.“ Und der ist ja gerade beim Sparen für Kinder, das bis zu 18 Jahre dauern kann, besonders lang. Je früher man also beginnt, umso besser.

Allerdings: Ganz so einfach wie die gu­ten alten Sparbücher, die sich allenfalls ge­ringfügig beim Zins unterschieden, funk­tionieren Wertpapiersparpläne nicht. Es gibt nicht nur verschiedene Anbieter, son­dern auch unterschiedliche Anlagestra­tegien. Vor dem Abschluss ist es deshalb wichtig, sich gut zu informieren.

Worauf sollten Eltern bei einem Wertpapiersparplan für Kinder achten?

Um hier fundierte Hilfestellung geben zu können, hat die Redaktion von Bör­se Online auch dieses Jahr wieder das Sozialwissenschaftliche Institut (SWI) mit einem Test beauftragt. Bewertet wurden insgesamt zwanzig Anbieter, die sogenannte Minderjährigendepots anbieten. 

Betrachtet wird zunächst einmal die Gesamtperformance, in die Kosten, Leistungsumfang und Service der Anbieter einfließen. Darüber hinaus werden Kosten-Rankings erstellt. Die Darstellung erfolgt dann getrennt nach Online-, Filial- und Fondsbanken respektive Robo-Advisors. Denn bei der Auswahl des Anbieters muss der Anleger ja bereits die erste Entscheidung treffen.

Worauf kommt es ihm an? Bei den Online-, Filial- und Fondsbanken entscheiden die Kunden mehr oder weniger selbstständig, wo sie investieren möchten. Die Unterschiede bestehen nur darin, dass sich Fondsbanken auf Fonds und ETFs spezialisiert haben. Und die Kunden in den Filialbanken in der Regel eine intensive Beratung erhalten. Bei den Robo-Advisors dagegen erfolgt die Auswahl automatisch. Die Anleger wählen also nicht bestimmte Anteile, sondern eine Anlagestrategie. Dafür werden zu Beginn die Risikoeinstellung des Kunden und seine Ziele analysiert. Daran ausgerichtet soll die optimale Rendite erwirtschaftet werden. Robo-Advisors eignen sich daher gut für all diejenigen, die möglichst wenig Aufwand treiben möchten.

Consors erneut Testsieger

Insgesamt die meisten Punkte heimsten in diesem wie bereits im vergangenen Jahr diejenigen Direktbanken ein, bei denen das Preis-Leistungs-Verhältnis am stimmigsten ist. Hinter der Consorsbank, die mit 93,6 von 100 möglichen Punkten Platz 1 einnimmt, folgen die ING und Flatex. Die Stärke der ersten beiden ist das breite Angebot an Fonds und ETFs, in die bereits ab einer geringen Mindestsparrate investiert werden kann. Bei Consors sind das 10 Euro, bei der ING ein Euro.

Ein Pluspunkt von Flatex ist, dass der Kauf im Rahmen von Fonds- und ETF-Sparplänen ab 25 Euro sogar ohne Ordergebühr angeboten wird, was dazu führt, dass die Plattform im reinen Kostenranking mit der Bestbewertung von 100 Punkten sogar an Consors und ING vorbeizieht. Anleger müssen übrigens beachten, dass Depot­führungsgebühren von jährlich 0,10 Pro­zent des Kurswerts anfallen, wenn neben Fonds und ETFs noch andere Wertpapiere gehalten werden.

Ähnlich wie bei den Direktbanken ist auch bei den Filialbanken der günstigs­te Anbieter für die Geldanlage für Kinder, die Hypovereinsbank, nicht gleichzeitig auch Spitzenreiter im Gesamt­ranking. Diesen Platz sichert sich die Commerzbank. Gleiche Sieger in beiden Auswertungen gibt es nur bei den Fondsbanken, wo die zu Fidelity Investment gehörende FFB — FIL Fondsbank oben auf dem Treppchen steht, und bei den Robos.

Dort macht erneut Quirion das Rennen. Besondere Pluspunkte der Berliner: Robo­Advisors verlangen in der Regel für ihr Geschäftsmodell eine Verwaltungsge­bühr. Bei Quirion ist das Depot im ersten Jahr bis 10 000 Euro kostenfrei, danach fallen moderate Gebühren von 0,48 Pro­zent pro Jahr an. Außerdem können Bera­tungsleistungen dazugebucht werden.

Die meisten Banken verzichten auf die Gebühr für die Depotführung, allerdings ist das oft an Bedingungen gebunden. So werden die Depots bei Fonds­ und Filial­banken oft ab Volljährigkeit gebühren­pflichtig — womit wir bei einer weiteren Entscheidung wären, die bei der Absi­ cherung von Kindern getroffen werden muss: Soll auf ein spezielles Kinderdepot eingezahlt oder im eigenen Depot gespart werden? „Beides hat Vor­ und Nachteile“, meint Finanzexpertin Hauf.

Sind Sie beim richtigen Depot-Anbieter? Finden Sie es hier bei uns heraus.

Geldanlage für Kinder: Freibeträge nutzen

Vorteil des elterlichen Depots ist der Zugriff über die Volljährigkeit hinaus. Die Eltern können weiter mitentscheiden, was mit dem Geld finanziert wird. Das hat aber auch den Nachteil, dass sie ihre eige­nen Freibeträge zusätzlich aufbrauchen. Läuft das Depot auf den Namen des Kin­des, bestehen eigene Sparerpausch­ und -grundfreibeträge. „Das vermindert die Steuerlast der Eltern und erhöht die ange­sparte Summe“, betont SWI-Projektleiter Johannes Higle. Ein weiterer Vorteil des eigenen Kinderdepots: Großeltern oder Paten können bevollmächtigt werden und sich direkt am Wachsen der Sparpläne be­ teiligen.

Dieser Artikel erschien zuerst in BÖRSE ONLINE 40/2022. Den Test mit allen Ergebnissen und mit der gesamten Methodik, finden Sie ebenfalls im Heft. Hier erhalten Sie einen Einblick.