Im Euroraum sinkt die Teuerungsrate, bleibt mit zehn Prozent aber zweistellig


Nach der deutschen Teuerungsrate ist auch die Inflation im Euroraum im November erstmals seit Monaten wieder gesunken – auf 10,0 Prozent von 10,6 Prozent im Oktober, wie das Statistikamt Eurostat am Mittwoch mitteilte. Damit bleibt die Inflationsrate weiterhin hoch, und Experten warnten davor, den Rückgang schon als Trendwende zu interpretieren. Dennoch wird es spannend, wie sich die jüngsten Zahlen auf den nächsten ZInsentscheid der EZB am 15. Dezember auswirken. Zumindest dürfte sie jenen Ratsmitgliedern Rückenwind geben, die für einen moderateren Zinsanhebungskurs plädieren, also eine Anhebung von 0,5 statt 0,75 Prozentpunkten für richtig halten.


Preisdruck bleibt hoch

Auf ihren Sitzungen im September und Oktober hatten die Währungshüter jeweils Schritte von 0,75 Prozentpunkten umgesetzt, um die stark angestiegenen Inflationsraten in den Griff zu bekommen. EZB-Chefin Christine Lagarde hatte allerdings erst Anfang der Woche erklärt, dass es momentan noch zu viele Unsicherheiten gebe, um anzunehmen, dass die Inflation ihren Höhepunkt bereits erreicht habe. Ähnlich äußerten sich heute führende deutsche Volkswirte nach Veröffentlichung der neuen Teuerungszahlen für die Euro-Zone.

So verwies Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer auf die Kerninflation (ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie, Nahrungs- und Genussmittel), die auf dem Höchststand von 5,0 Prozent verharrte. „Im kommenden Jahr dürfte der Preisdruck hartnäckig hoch bleiben. Das Inflationsproblem des Euroraums ist noch lange nicht gelöst. Dafür sprechen die massiv gestiegenen Inflationserwartungen der Bürger sowie die anziehenden Lohnabschlüsse", sagte Krämer gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Die EZB strebt als Ziel eine Inflationsrate von zwei Prozent an.