Je mehr Gebühren Banken im Standardsegment erfinden, desto mehr lohnen sich ihre Premiumangebote. Sie bieten Extras und können Kosten senken. Welche Banken die besten Premium-Girokonten bieten.

Pures Rachengold, Honig für die Ohren: Fans der US-Popdiva Beyoncé dürfen, zu tüchtigem Aufpreis, näher ran an die Verehrte. Die bietet auf ihrer Welttournee, die sie im Sommer auch nach Köln, Hamburg und Frankfurt führt, Karten in edel klingenden Kategorien an: „Golden Circle“, „Club Renaissance“ oder „Pure/Honey“ ganz vorne an der Bühne kosten bis zu 465 Euro Eintritt. Im Unterhaltungsgeschäft ist VIP-Exklusivität ein wichtiges Verkaufsargument.

In der vergleichsweise geerdeten Bankenwelt klingt so was ein wenig zurückhaltender: „ExklusivKonto“, „Extra Premium“, „Giro Plus“, „Extend Gold“. Gemeint ist etwas Ähnliches, nämlich besserer Zugang zum eigenen Geld, Mehrwert über spezielle Services inklusive. Beyoncé-Tickets gehören leider nicht dazu. Dafür bieten Premium-Girokonten sonst vieles.

Mehr als 113 Millionen Girokonten unterhalten Kunden bei deutschen Sparkassen, Landes-, Genossenschafts- und Geschäftsbanken. Von dort tätigen sie laut Bundesbank pro Jahr 7,1 Millionen Überweisungen im Gesamtwert von fast 62 Billionen Euro. Mit insgesamt 160 Millionen Plastikkarten heben sie an 81 000 Bankautomaten Cash ab oder bezahlen damit beim Einkauf. Die Corona-Pandemie hat den bargeldlosen Zahlungsverkehr befeuert.

Doch seit die Geldinstitute bei Standardkonten immer mehr Gebühren für ihre Dienste verlangen, lohnen sich die Extraplusbestidealkonten schon gleich ein wenig mehr. Wie Popköniginnen oder Rockstars behandelt zu werden, sollten Nutzer zwar eher nicht erwarten. Wie bessere Bankkunden der A-Klasse aber durchaus.

Das Premium-Girokonto von Commerzbank, Hypovereinsbank, Deutsche Bank oder Postbank und mehr im Test

Zum Aufpreis ab durchschnittlich zwölf Euro kommt schon mal ein unbegrenztes Kontingent an Überweisungen, Kontoauszügen, schlicht günstigere Gebühren oder eine Plastikkarte mit Edelmetallklang dazu. „Einige der Geldhäuser haben gehörig an der Gebührenschraube gedreht. Hingegen haben sie deutlich weniger die Preise der Premiumkonten angehoben“, diagnostiziert das Vergleichsportal Biallo. Und eine im Preis inkludierte Goldene Kreditkarte schließe „attraktive Versicherungsleistungen ein“. Bloß, wo finden Kunden den puren Konto-Honig?

Grund genug also, die Konten im „Golden Circle“ genau unter die Lupe zu nehmen. Zusammen mit den Analysten vom Deutschen Kundeninstitut (DKI) hat €uro am Sonntag die Premium-Girokonten getestet. Welche Banken das beste Angebot vorhalten, die besten Konditionen, das attraktivste Preis-Leistungs-Verhältnis und den umfänglichsten Kundenservice bieten, entnehmen Sie den Tabellen.

Per definitionem ist ein Girokonto „für übertragbare, täglich fällige Einlagen“ da. Wer sein Gehalt und andere Überweisungen empfangen und bargeldlos bezahlen will, muss über eine solches Konto verfügen. Rund 1600 Finanzinstitute besitzen die Lizenz, solche anzubieten. Wobei vor allem regionale und bundesweite Banken Premiumversionen mit besonderen Leistungen vorhalten. Die stärker auf niedrige Kosten und abgespeckte Services fokussierten Direktbanken im Internet sind in diesem Segment weniger engagiert.

Die ganz Großen im Business, wie Commerzbank, Hypovereinsbank, Deutsche Bank oder Postbank, schaffen es in unserem Test ganz nach oben ins Klassement. Aber auch Sparkassen in Hamburg, Frankfurt, Köln/Bonn oder Dresden gelangen in die Bel Etage, ebenso wie der Marktführer im Netz, die Consorsbank. Wobei die unten stehenden Tabellen in den Kategorien „Konditionen“ und „Angebot“ zum einen das Ranking aller Filialbanken abbilden, ob bundesweit aktiv oder regional, aber auch ein davon abgetrenntes nur für die Regionalen zeigen.

Vor Ort unterscheiden die Kunden schließlich nicht nach Bankentyp, sondern eigentlich nur, welches der Häuser in ihrer Stadt das beste Premium-Girokonto bietet.

Die besten Girokonten im Test

Das über alle Einzelkategorien hinweg beste Konto bietet im Test 2023 die Hypovereinsbank, dicht gefolgt von der Commerzbank. Das „HVB Exklusiv Konto“ besticht durch vergleichsweise niedrige Entgelte für Bezahlen oder -Abheben sowie durch attraktive Gebühren. Die zum Konto gehörende Kreditkarte schließt zahlreiche Versicherungen ein, darunter eine für Reiserücktritt, Reiseerkrankung und Reisegepäck.

Das „PremiumKonto“ der Commerzbank sammelt bei den Testern ebenfalls Punkte mit den Gebühren fürs Bezahlen oder Abheben im Ausland. Obendrein hängt ein kostenloses Tagesgeldkonto dran, auf dem Kunden 0,4 Prozent Guthabenzins erhalten. Zum Vergleich: Die Direktbanken C24 und Comdirect bieten 1,75 Prozent respektive 0,5 Prozent aufs Tagesgeld. Während eine Regionalbank wie die Volksbank Münsterland Nord wie die Commerzbank 0,4 Prozent bezahlt.

Bei den Banken im Netz überzeugt die Consorsbank mit ihrem „Girokonto Unlimited“ am meisten. Insbesondere durch günstige Überziehungszinsen, attraktive Gebühren und eine besonders üppig ausgestattete Kreditkarte.

Unter den Regionalbanken schlägt die Hamburger Sparkasse mit ihrem „Haspa Joker Premium“ die Konkurrenz aus dem Feld. Hier entfällt, im Gegensatz zu vielen anderen, etwa für Berufsstarter eine Weile die Kontoführungsgebühr. Auch Dispo- und Überziehungszinsen können sich sehen lassen, ebenso die anhängende Kreditkarte mit zahlreichen Versicherungen.

Die besten Girokonten

Die Konten im Einzelcheck

Die besten Konditionen unter den Filialisten bietet das „ExklusivKonto“ der Hypovereinsbank. Die Unicredit-Tochter erhält von den Testern für dieses Kontomodell gute Noten für die Gebührenpolitik. Von der Konkurrenz hebt es sich speziell ab: mit niedrigen Kosten beim weltweiten Bezahlen in Geschäften oder Restaurants, mit niedrigen Entgelten für Abhebungen in Fremdwährungen, sowohl innerhalb Europas, aber auch weltweit. Zudem entfällt unter bestimmten Bedingungen die Kontoführungsgebühr.

Girokonto Siegel

Preis und Leistung punkten beim Girokonto

Unter den Direktbanken brilliert bei den Konditionen die C24 mit ihrem Maxkonto. Unter den Regionalbanken hat die Sparkasse KölnBonn mit ihrem „Giro Privat Komfort“ die Nase vorn. Setzen die Tester Preis und Leistung der Premiumkonten in Bezug, dann erscheint ihnen das Paket der Hypovereinsbank im Filialsektor am fairsten. Bei den Regionalen führt die Hamburger Sparkasse, unter den Netzanbietern die Consorsbank. Den besten Kundendienst aller getesteten Banken leistet die Deutsche Bank mit ihrem „BestKonto“. Auch für divenhaftere Nutzer. 

Siegel

So lief der Girokonto-Test

Die Girokonto-Studie: Zusammen mit dem Deutschen Kundeninstitut hat €uro am Sonntag von Dezember 2022 bis Februar 2023 die Premium-Girokonten von 17 Banken untersucht, von bundesweit aktiven Filialinstituten, Regionalbanken und Direktbanken im Internet.

Dabei wurden 250 Einzelkriterien berücksichtigt. Es kam zu 272 Kundenkontakten durch Testkunden, die nicht nur naheliegende Kundenfragen stellten, sondern auch die in der Werbung der Banken angegebenen Konditionen nachprüften, um sich ein umfassendes Bild vom Service der Bank und ihren Mitarbeitern zu verschaffen.

Der Test war in drei Kategorien unterteilt: Konditionen, Angebot und Kundenservice. Zudem wurde das Preis-Leistungs-Verhältnis untersucht, das jedoch nicht in die Gesamtwertung einfloss.

Konditionen: Sie flossen mit 40 Prozent Gewichtung ins Gesamtergebnis ein. Dabei ging es um Gebühren, Zinssätze für Dispokredite und Kontoüberziehungen.

Angebot: Es floss gleichfalls mit 40 Prozent Gewicht in die Gesamtwertung ein. Relevant war hier etwa die

Anzahl der verfügbaren Geldautomaten, Sicherheitsverfahren, Funktionen von Giro- und Kreditkarte, etwaige Zusatzleistungen.

Kundenservice: Er trug mit 20 Prozent Gewichtung zum Ergebnis bei. Bei Kontakten via Hotline oder E-Mail wurden Wartezeiten und die Kompetenz der Ansprechpartner geprüft.

Dieser Artikel erschien zuerst in €uro am Sonntag 10/2023. Hier erhalten Anleger einen Einblick ins Heft.

Girokonto