Das hessische und bayerische Finanzministerium wollen die Steuererklärung einfacher und schneller machen. Welche Bürger davon profitieren.
Automatische Steuererklärung vom Finanzamt
Das hessische Finanzministerium hat unter dem Slogan „Die Steuer macht jetzt das Amt“ ein bundesweites Pilotprojekt gestartet. Ausgewählte Bürger, die ihre Einkommensteuererklärung für 2024 trotz Abgabepflicht nicht bis zum Stichtag 31. Juli eingereicht haben, erhalten vom Finanzamt Kassel automatisch einen Vorschlag für ihre steuerliche Veranlagung. Sofern es keine Einwände von Bürgerseite gibt, tritt der Steuerbescheid wenig später in Kraft.
Datenbasis
Angaben für die vorausgefüllte Steuererklärung im amtlichen Elster-Portal, die der Finanzverwaltung ohnehin aus anderen Quellen vorliegen, sind Grundlage für die automatische Deklaration. Dazu gehören sämtliche durch Arbeitgeber, Rentenversicherungsträger und Finanzdienstleister übermittelten Daten für das Jahr 2024. Gleiches gilt für Lohnersatzleistungen wie Arbeitslosengeld, Krankengeld, Elterngeld und staatliche Beiträge zur Vermögensbildung („VL“).
Die Folgen
Steuerpflichtige müssen zunächst nicht mehr selbst bei ihrer Deklaration aktiv werden. Zudem entfallen bei einer „Steuererklärung vom Amt“ Sanktionen: Wer keine Steuererklärung abgibt, muss bislang mit einem Verspätungszuschlag rechnen (0,25 Prozent der Steuerfestsetzung, abzüglich von Vorauszahlungen und anzurechnenden Steuerabzugsbeträgen, mindestens aber 25 Euro je angefangenem Monat der Verspätung).
Die Wahrscheinlichkeit
Grundsätzlich passt dieser Ansatz nur für Arbeitnehmer, die keine weiteren Einkunftsquellen haben. Wer noch zusätzliche Abzugsposten wie Werbungskosten, Sonderausgaben, Krankheitskosten und Spenden geltend machen kann, muss diese in der Steuererklärung ergänzen. Politische Unterstützung für die automatisch Steuererklärung gibt es neben Hessen, das von einer schwarz-roten Koalition regiert wird, aktuell von der Bayern-SPD.
Steuererklärung per amtlicher App
Bayern setzt sich bei Bund und Ländern für die Entwicklung einer digitalen Lösung per App ein, die Bürgern die Steuererklärungen mit nur einem Klick über ELSTER ermöglicht .“Unser Vorhaben ist rechtssicher, volldigital und in der breiten Fläche umsetzbar“, wirbt Landesfinanzminister Albert Füracker (CSU). „Ich hoffe daher sehr auf die Unterstützung meiner Amtskollegen für unsere Idee – dann könnten bereits Mitte 2026 schon mehrere Millionen Steuererklärungen unkompliziert und zügig eingereicht werden“, so Füracker weiter.
Datenbasis
Die Steuerverwaltung verfügt bereits jetzt über zahlreiche Angaben und Daten, die ihr automatisch und digital von verschiedenen Stellen zur Verfügung gestellt werden – etwa Lohnsteuer , Krankenversicherungs und Rentenversicherungsdaten. Auf Basis dieser Daten soll Steuerpflichtigen in geeigneten Fällen über ELSTER der Entwurf einer Steuererklärung digital und transparent via Smartphone bereitgestellt werden. Bei Einverständnis könnten sie diesem mittels einfachen Klicks per App unmittelbar zustimmen; Anpassungen oder Ergänzungen vor dem Absenden durch die Steuerpflichtigen sollen ebenfalls möglich sein.
Die Wahrscheinlichkeit
Die Steuerverwaltungen von Bund und Ländern arbeiten gemeinschaftlich im Rahmen des Vorhabens KONSENS zusammen, um Synergieeffekte nutzen zu können. Die Umsetzung der Deklaration via App kann aber nur in Abstimmung mit allen Beteiligten erfolgen. Im besten Fall könnte bereits Mitte 2026 der Startschuss für einen ersten Anwenderkreis, etwa ledige, kinderlose Arbeitnehmer ohne weitere Einkunftsarten, fallen. Die Elster-App soll dann im Laufe der Zeit sukzessive auf eine größere Zielgruppe erweitert werden.
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