Bauwerk-Chef Jürgen Schorn zur Marktlage für gehobene Wohnobjekte

Börse Online: Die Preise für Wohnimmobilien werden dieses Jahr bundesweit um voraussichtlich fünf Prozent fallen. Können sich Betongold-Anlagen für Investoren langfristig noch rechnen?

Jürgen Schorn: Eine Immobilie ist oft nicht nur das Basisinvestment innerhalb eines Vermögens, sondern auch der wesentliche Bestandteil der persönlichen Altersvorsorge.

Ihr Unternehmen gehört zu den Marktführern für gehobene Wohnobjekte. Kann sich dieses Segment von der Entwicklung abkoppeln?

Wie bei jedem Investment ist entscheidend, was man kauft. Interessenten sollten auf die Lage und die Substanz der Immobilie achten. Weiche Faktoren sind die vorhandene Infrastruktur sowie Naherholungsmöglichkeiten und Grünflächen für die Lebensqualität.

Gibt es hier signifikante Unterschiede zwischen dem gehobenen Wohnsegment und Mittelklasse-Objekten?

Im Wesentlichen unterscheiden sich beide Segmente durch unterschiedliche Ausstattungsniveaus und Annehmlichkeiten, die ein Objekt bietet. Das ist wie bei Hotels: Es gibt Hotels mit Fitnessräumen oder Spa-Bereich und es gibt Angebote, die nur die „Funktion“ Schlafen erfüllen.

An welchen Standorten hierzulande sind die höchsten Wertzuwächse zu erwarten, wenn es später zur Trendwende kommt?

In A-Städten wie München, Berlin oder Frankfurt am Main ist der Zuzug weiterhin ungebrochen hoch. Gleichzeitig führt das aktuell reduzierte Bauvolumen zu weniger Fertigstellungen. Wegen des knappen Angebots ist daher an diesen Standorten der höchste Wertzuwachs zu erwarten.

Gilt das im Zeitraum der nächsten fünf Jahre auch für Entwicklung der Immobilienpreise in deutschen Metropolregionen?

Die hohen Mieten und der aktuell fast stillstehende Wohnungsneubau werden insgesamt dazu führen, dass sich die Marktsituation weiter verschärft. Und da spätestens seit der Pandemie viele Menschen von zuhause aus arbeiten können, sind diese Gebiete für einige durchaus attraktiver geworden. Daher ist aktuell davon auszugehen, dass es in Zukunft auch in den „Speckgürteln“ teurer wird.

Welche Rolle spielen die Finanzierungskosten für das gehobene Wohnsegment?

Die gestiegenen Zinsen machen das Bauen für alle Immobilienentwickler teurer. Die Käufer müssen wie vor 20 Jahren mehr Eigenkapital einbringen. Dieses Segment dominierten lange die Kapitalanleger. Nun kommt das Verhältnis zu Eigennutzern in die Waage – oder dreht sich sogar um.

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Mit welchen konkreten Projekten reagieren Sie aktuell auf diese Entwicklungen am Immobilienmarkt?

Das beste Beispiel ist unser Projekt Van B in München-Schwabing, das kurz vor Fertigstellung steht. Hier haben wir nicht nur architektonisch etwas Außergewöhnliches realisiert.

Wo liegt hier der Unterschied zu konventionellen Wohnobjekten?

Mit unseren Plug-ins entsteht in diesem Gebäude auch das Wohnkonzept der Stunde. Diese optionalen Möbelmodule vereinen verschiedene Funktionen wie Schlafen, Essen und Arbeiten, sind flexibel im Raum verschiebbar und lassen sich nach Bedarf auf- und zuklappen. Auf diese Weise wird Raum maximal genutzt und aus einem Apartment mit 40 Quadratmetern kann quasi ein 60 Quadratmeter großes Loft entstehen. Wir nennen das Qualitätsmeter. Außerdem erweitern großzügige Gemeinschaftsflächen wie ein Co-Living-Bereich oder die begrünte Dachterrasse den eigenen Wohnraum. Das smarte Mobilitätskonzept mit Car- und E-Bike-Sharing ist ebenfalls ein echter Mehrwert für die Käufer.

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Jürgen Schorn, Geschäftsführer Bauwerk

Zur Person: Jürgen Schorn ist gelernter Bankkaufmann und gründete 2002 mit Christoph Lemp den Immobilien-Dienstleister Bauwerk.

Zum Unternehmen: Bauwerk ist einer der führenden Projektentwickler sowie Berater und Vermarkter von anspruchsvollen Wohnungen in München, Berlin und Frankfurt am Main.