"Der Krieg in der Ukraine sorgt für neuen Gegenwind". Dazu gehörten eine Drosselung der Gaslieferungen aus Russland, höhere Energiepreise, eine Verknappung wichtiger Vorleistungsgüter, eine schwächere Auslandsnachfrage und verschärfte finanzielle Bedingungen. Noch im Mai hatte der Fonds erklärt, das Wachstum werde sich von 2,9 Prozent im Vorjahr nun 2022 nur auf rund zwei Prozent abkühlen und 2023 bei etwas mehr als zwei Prozent liegen.

"Wir glauben, dass dieses und nächstes Jahr für die deutsche Wirtschaft herausfordernd wird", sagte IWF-Deutschland-Expertin Oya Celasun. Die Unsicherheit sei sehr hoch. Die größte Bedrohung sei eine anhaltende Abschaltung der verbleibenden russischen Gasexporte nach Deutschland und Europa. Dies könnte zu einem erheblichen Rückgang der Wirtschaftsaktivitäten und mehr Inflation führen. Bei den Verbraucherpreisen sei im Jahresschnitt mit einem Anstieg um 7,7 Prozent zu rechnen, der 2023 auf 4,8 Prozent abebben dürfte.

Sollte sich die Lage verschlechtern, müsse die Regierung flexibel bleiben und mit weiteren Hilfen die Wirtschaft und einkommensschwache Haushalte stützen. Dann müsse auch geprüft werden, die Schuldenbremse 2023 ein weiteres Jahr auszusetzen, sagte Celasun. Bundesfinanzminister Christian Lindner will nächstes Jahr zu den im Grundgesetz verankerten Regeln zurückkehren, die seit 2020 wegen der Corona-Pandemie ausgesetzt sind.

rtr