Vergangene Woche hatte sich bereits Estlands Notenbank-Chef Ardo Hansson in einem Agenturinterview ähnlich geäußert. Die EZB ist seit einiger Zeit dabei, mit vorsichtigen Mini-Schritten die Märkte auf eine weniger expansive Geldpolitik vorzubereiten. Unlängst strich sie aus ihrem Ausblick die Option, im Notfall die vor allem in Deutschland umstrittenen Anleihenkäufe erneut auszuweiten. Inzwischen gehen die meisten Experten davon aus, dass die Währungshüter die auf 2,55 Billionen Euro angelegten Käufe noch dieses Jahr beenden.

Es sei natürlich, dass die Überlegungen nun in Richtung Änderung der Geldpolitik gingen, sagte Vasiliauskas. Die Wirtschaft im Währungsraum wachse inzwischen 20 Quartale in Folge. Bundesbank-Präsident Weidmann hatte am Montag darauf hingewiesen, dass der Aufschwung nun überall auf breiten Füßen stehe und die Wachstumsraten der Mitgliedstaaten sich merklich weniger streuen. "Sparerinnen und Sparer, die schon seit Jahren unter niedrigen Guthabenzinsen leiden, hätten natürlich am liebsten möglichst schnell höhere Zinsen", so Weidmann.

In der Euro-Zone liegt der Leitzins bereits seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Der Einlagensatz steht seitdem sogar bei minus 0,4 Prozent. Geschäftsbanken müssen somit Strafzinsen zahlen, wenn sie über Nacht überschüssige Liquidität bei der Notenbank parken. Die Euro-Wächter betreiben seit vielen Jahren eine Politik der offenen Geldschleusen, um die Wirtschaft im Euro-Raum anzukurbeln. Schlüsselzinsen angehoben hatte die EZB letztmalig im Jahr 2011.