Im Mai entstanden insgesamt nur 38.000 Jobs, wie das Arbeitsministerium am Freitag in Washington bekanntgab. Ökonomen wurden von der Zahl auf dem falschen Fuß erwischt, da sie mit 164.000 gerechnet hatten. Zudem wurde der Vormonatswert um 37.000 auf 123.000 nach unten korrigiert. Die getrennt erhobene Arbeitslosenquote sank jedoch auf 4,7 von zuvor 5,0 Prozent.

Viele Experten richten ihr Augenmerk auf die Jobzahlen, da Mitte Juni eine wichtige Zinssitzung der US-Notenbank Fed ansteht. Fed-Chefin Janet Yellen hat angesichts der anziehenden Konjunktur eine baldige Anhebung in Aussicht gestellt. Doch die enttäuschenden Job-Daten sprechen aus Sicht der Märkte dagegen: Händler halten nunmehr eine Verschiebung auf das Jahresende für wahrscheinlich.

"Die Zinserhöhung im Juni dürfte endgültig vom Tisch sein. Die Märkte reduzieren entsprechend ihre Erwartungen", sagte Ökonom Ulrich Wortberg von der Landesbank Helaba. Der Euro weitete seine Gewinne aus und notierte bei über 1,13 Dollar. An der Wall Street sackten die Aktienfutures ab und deuteten damit auf Kurseinbußen zum Handelsstart hin.

Die Finanzmärkte hatten sich vor den mauen Zahlen auf eine Zinserhöhung im Juli eingestellt - auch wegen des am 23. Juni anstehenden Votums über einen britischen EU-Ausstieg, das zu Börsenturbulenzen führen könnte. Der Chef der Fed von Chicago, Charles Evans, hatte kurz vor Veröffentlichung der Job-Zahlen auch den September als möglicherweise geeigneten Zeitpunkt für eine Anhebung ins Spiel gebracht. Der US-Leitzins liegt zurzeit in einer Spanne zwischen 0,25 und 0,5 Prozent.

Die Fed, die neben Vollbeschäftigung auch Preisstabilität anstrebt, dürfte zudem die kaum steigenden Stundenlöhne mit Sorge sehen: Sie erhöhten sich im Mai nur um 0,2 Prozent und damit nur halb so stark wie im Vormonat. Steigende Gehälter sind nach Ansicht von Ökonomen Vorboten für den von der Fed angestrebten Preisauftrieb. Sie peilt eine Inflationsrate von 2,0 Prozent an, ist davon jedoch noch weit entfernt.

Reuters