Es ist offiziell: Von Anfang September an wird es einen neuen Chef an der Spitze des Internationalen Währungsfonds (IWF) geben. Nachdem die derzeitige Chefin, die Fränzösin Christine Lagarde, ihren Rücktritt bekanntgab, um sich ganz auf ihre Präsidentschaftskandidatur für die europäische Zentralbank (EZB) konzentrieren zu können, wird von allen Seiten wild über ihren Nachfolger spekuliert.

Am Mittwoch bezeichnete Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) dann den deutschen Bundesbank-Chef Jens Weidmann "selbstverständlich" als möglichen guten neuen IWF-Chef.

Weidmann ist seit 2011 Präsident der Bundesbank. Er wäre als möglicher neuer Währungsfonds-Chef der zweite Deutsche mit einer internationalen Spitzenposition, neben Ursula von der Leyen, die künftig das Amt der EU-Kommissionschefin bekleiden wird. Allerdings war Weidmann zuletzt nicht für den möglichen Vorsitz der IWF, sondern den der EZB im Gespräch - den Posten, den jetzt aber Christine Lagarde übernehmen soll.

Womöglich wäre das keine schlechte Veränderung, da die Kandidatur Weidmanns für den EZB-Chef vor allem aus den Reihen der deutschen Politik mehrmals kritisiert wurde. So sorgte man sich etwa, Deutschland könnte durch diese Spitzenposition in Europa dominieren. Das könnten vor allem die kleineren Staaten für unfair halten.

Als möglicher Chef des internationalen Währungsfonds dürfte Weidmann aber mehreren Nationen gefallen. Zudem gilt er als "geldpolitischer Falke" - ein Befürworter der restriktiven Geldpolitik. Per Definition würde er damit Zinserhöhungen favorisieren. Das wäre ein grundsätzlich anderer Kurs als von Christine Lagarde und dem bisherigen EZB-Chef Mario Draghi. Noch dazu hat der promovierte Volkswirt Jens Weidmann mit seinen 51 Jahren bereits Erfahrungen mit Führungsposten in der Welt des Geldes. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) berief ihn 2006 ins Bundeskanzleramt. Im Dezember 2009 beförderte sie ihn nach seiner ausgiebigen Vorbereitung für die G20 Runde zur Rolle des G8 Chefunterhändlers.

Allgemein stehen die Chancen gut, dass das höchste Amt der IWF wieder von einem Europäer übernommen wird. Seit der Gründung 1945 wird der internationale Währungsfonds traditionell von einem Europäer geleitet. Wie die Schwesterorganisation "Weltbank" von einem Amerikaner. Dieser Duopol wird wohl auch in nächster Zeit erhalten bleiben, selbst gegen den Protest der aufsteigenden Schwellenländer wie China oder Indien.

Neben Jens Weidmann werden unter anderem der frühere niederländische Finanzminister Jeroen Dijsselbloem und die Chefs der britischen und der finnischen Notenbanken, Mark Carney und Olli Rehn als potentielle Nachfolger gehandelt. Allerdings dürfte Jens Weidmann weiterhin zu den Favoriten zählen.