Die Nachfrage nach asiatischen Titeln dürfte weiter wachsen. Damit diese Prognose Wirklichkeit wird, sind fünf Aspekte essenziell. Der erste sind die zu erwartenden Marktreformen in China. Präsident Xi Jinping ist mächtiger denn je und kann seine ehrgeizige Reformagenda vorantreiben. Zu deren wichtigsten Punkten gehören die Entschuldung chinesischer Unternehmen sowie dringend notwendige Reformen der Angebotspolitik. In den vergangenen zwei Jahren wurden zum Beispiel Überkapazitäten bei den staatseigenen Unternehmen in der Kohle- und Stahlindustrie schneller als erwartet abgebaut, und insgesamt spiegeln die einzelnen Maßnahmen eine Verschiebung hin zu einem stärker marktorientierten Umfeld in China wider. Das schafft bessere Chancen für Anleger. Zudem hat die Regierung deutlich gemacht, dass die potenziell schmerzhaften Reformen eine Schlüsselpriorität sind. Mögliche kurzfristig negative Auswirkungen auf die Wirtschaft werden in Kauf genommen.

Der zweite wichtige Faktor ist der wachsende Einfluss der asiatischen Konsumenten. Die Bevölkerung wächst - fast die Hälfte der Weltbevölkerung lebt mittlerweile in China und Indien. Der Wohlstand in der Region nimmt zu, während die Verschuldung der privaten Haushalte, insbesondere in China, ebenfalls steigt. Das führt nicht nur zu einem breiteren Spektrum von angebotenen Waren und Dienstleistungen, sondern verändert auch das Konsumverhalten. Vor allem die chinesischen Verbraucher sind grundsätzlich in der Lage, das Wachstum in Asien auf Jahre hin voranzutreiben. Das Wachstum des mittleren Einkommens in China ist eines der höchsten in Asien, wenn nicht sogar weltweit.

Der schnelle Fortschritt und das Wachstum im Bereich der neuen Technologien sind der dritte Faktor. Früher lag der Fokus der Technologiekonsumenten und -anleger auf traditionellen Computern, Tablets und Mobiltelefonen. Heute sind Innovationen in Bereichen wie Automation, Augmented Reality und künstlicher Intelligenzen die zukunftsträchtigen Spitzentechnologien. Der vierte entscheidende Aspekt findet sich nicht in Asien selbst, sondern in den USA. Hier drohen steigende Zinsen, die traditionell negativ waren für Asien. Höhere Zinsen bedeuten höhere Renditen für Vermögenswerte in den USA, was dazu führt, dass Kapital in die USA repatriiert und der US-Dollar gestärkt wird. In der Vergangenheit führte diese Umkehr der internationalen Kapitalströme dazu, dass die Auslandsfinanzierung asiatischer Volkswirtschaften, insbesondere kleinerer südostasiatischer Länder, abrupt austrocknete und die lokalen Währungen stark an Wert verloren. Heute ist die Situation in Asien jedoch eine andere. Die Realzinsen sind im Vergleich zu den USA relativ hoch, viele asiatische Länder können einen Leistungsbilanzüberschuss vorweisen, und die Währungen sind weitgehend stabil.

Schließlich fordert Indien mit seinen Reformen die Aufmerksamkeit der Anleger. Der indische Ministerpräsident Narendra Modi hat bereits eine Reihe seiner Kernziele erreicht, darunter eine Demonetisierung zur Korruptionsbekämpfung und die Einführung einer umfassenden einheitlichen Güter- und Dienstleistungsteuer, die die frühere, sehr komplexe Steuerstruktur ersetzt hat. Die Regierung hat zudem die großen, staatlich kontrollierten Banken mit 32 Milliarden US-Dollar rekapitalisiert. Diese Maßnahmen sind zwar nicht der von einigen erhoffte ganz große Wurf, aber definitiv ein Schritt in die richtige Richtung.

Insgesamt sprechen das anhaltende globale Wachstum, verbesserte Geschäftsbedingungen, Reformmaßnahmen und zu erwartende steigende Unternehmensgewinne für eine positive Prognose für Asien - Japan ausgenommen - in den kommenden Monaten. Die genannten Faktoren beinhalten zwar gewisse Risiken, aber die Aktienbewertungen sind im internationalen Vergleich immer noch relativ niedrig, bei gleichzeitig großem Wachstumspotenzial.

Autor: Anh Lu Anh Lu verfügt über 22 Jahre Investmenterfahrung, davon -allein 16 bei T. Rowe Price. Sie ist Vizepräsidentin der T. Rowe Price Group und T. Rowe Price Hong Kong. Rowe Price ist eine globale Investmentgesellschaft mit 823 Milliarden Euro Assets under Management. Das 1937 gegründete Unternehmen hat seinen Sitz in Baltimore (USA) und ist mit eigenen Büros in den USA und Kanada, EMEA und Asien präsent.