Übermorgen ist es wieder mal soweit: Dem staunenden Publikum werden in den USA die November-Arbeitsmarktdaten präsentiert. An ihrer positiven Entwicklung hatte die US-Notenbank bekanntermaßen ihre Entscheidung zum vorsichtigen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik festgemacht.

Was von der Arbeitsmarktstatistik zu halten ist, daran scheiden sich die Geister. Nicht nur in den USA, sondern auch hierzulande. Da Deutschland nach der Berechnungsmethode der EU nun die niedrigste Arbeitslosenquote in der Europäischen Union aufweist, rechnet die Politik schon mal gleich in Richtung der bald kommenden Vollbeschäftigung weiter.

Womit sich die Frage aufdrängt, wieso dann ein Sechstel aller Bürger nach Erhebung des Statistischen Bundesamtes in Armut lebt oder warum jeder zehnte Bewohner unseres Landes seinen Lebensunterhalt nur mit Hilfe staatlicher Transferleistungen bestreiten kann. Die verblüffende Antwort: Die Statistik ist gefälscht optimiert. Und zwar durchaus dreist. So wies die Bundesagentur für Arbeit für November 2.716.852 Arbeitslose aus, die Zahl der Arbeitslosengeldempfänger (Erwerbsfähige, die ALG1 oder ALG 2 beziehen) lag aber bei 5.130.041. Oder anders ausgedrückt: Von allen Menschen, die hierzulande Arbeitslosengeld beziehen, tauchen in der offiziellen Berechnung der Arbeitslosenquote nur gut 52,9 Prozent auf. Das mag uns Herr Weise mal erklären. Oder Frau Merkel. Oder die Rechenkünstler in Brüssel. Aber sehen wir uns einfach noch einmal ein paar Charts an:



Quelle: www.querschuesse.de

In Blau sehen Sie in dieser Abbildung die Kurve der in Vollzeit arbeitenden, sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und in Rot die Entwicklung bei den in Teilzeit Tätigen. Ja, so geht Aufschwung. Bemerkenswert ist aber auch der nächste Chart, der uns die Anzahl der sgn. atypisch Beschäftigten zeigt, also Menschen, die von ihrer geringfügigen, befristeten oder Teilzeitarbeit in aller Regel nicht leben können.



Quelle: www.querschuesse.de

So schlimm das auch aussieht, es ist immer noch nicht die ganze Wahrheit. Denn die Selbstständigen, von denen die Meisten auch nicht besser dastehen als Arbeitnehmer in prekären Beschäftigungsverhältnissen, werden hier gar nicht mit erfasst. Sie sehen: Das politisch Gewollte ist statistisch auch machbar. Und von der Mehrheit der Bevölkerung wird es sogar geglaubt.

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Wall Street: Hausse mit Fragezeichen

Die scheinbar nicht enden wollende Rekordserie in den USA ist es wert, einmal etwas genauer unter die Lupe genommen zu werden. Gerade jetzt, nachdem der offizielle Startschuss des Weihnachtsgeschäfts durch den "Black Friday" und den "Cyber Monday" hinter den hohen Erwartungen zurückblieb.



Quelle: www.private-profits.de

Wie Sie in diesem Wochenchart erkennen, tut sich beim Dow Jones seit drei Wochen so gut wie gar nichts mehr, nicht nach oben, nicht nach unten. Was zum einen daran liegt, dass der Index nun an der oberen Begrenzung seines Haussekorridors angestoßen ist, die charttechnisch so etwas wie einen Widerstand darstellt.



Quelle: www.private-profits.de

Zum anderen aber bleibt es bei der auffällig schwachen Marktbreite der Aufwärtsbewegung. Von allen an der New York Stock Exchange gelisteten Aktien befinden sich momentan gerade einmal 56 Prozent oberhalb ihres 200 Tage-GD. Für eine solide Aufwärtsbewegung ist das nichts. Und zu den historischen Rekordmarken von Dow Jones und S&P 500 will es auch nicht passen.



Quelle: www.private-profits.de

Zufall oder nicht? Zwischen den Hochs der Nachfrage nach Börsenkrediten (NYSE Margin Debt) der Jahre 2000 und 2007 und dem jetzt erreichten Hoch lag die exakt gleiche Zeitspanne. Und die am Freitag veröffentlichten neuen Daten zeigten nun erstmals wieder nach unten. Natürlich kann das ein Zufall sein. Die Frage ist halt, ob es von großen Adressen bemerkt und dann evtl. i. S. einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung umgesetzt wird. Denn eines ist klar: Wenn auf dem jetzt erreichten Level der erste Big Player in Richtung Jahresultimo seine Gewinne in trockene Tücher nimmt, werden andere folgen. Ohne enge Stopps sollte daher m. E. jetzt niemand mehr unterwegs sein.

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EUR/USD: Vor zweiter Chance

Es ist noch gar nicht einmal nicht lange her, da hatte ich Ihnen hier zum Einstieg in EUR/USD-Puts geraten, die ich natürlich auch den Lesern meiner Börsendienste empfohlen habe. Geschlossen wurden diese Positionen mit einem schönen Plus von über 50 Prozent. Seitdem mühte sich die Gemeinschaftswährung an einem Comeback ab. Immer neue, tendenziell eher düstere Konjunkturprognosen für den Euroraum und natürlich die Ankündigung Mario Draghis, "alles zu tun, was getan werden muss", um eine Inflation herbei zu führen, sind für einen festeren Außenwert der Gemeinschaftswährung aber natürlich alles andere als förderlich.



Quelle: www.private-profits.de

Positiv ist ein schwacher Euro natürlich für Exporte in Länder jenseits des Euroraums, deren Waren im Gegenzug für uns teurer werden. Das gilt auch für Rohstoffe, was momentan durch die gefallenen Energiepreise aber mehr als kompensiert wird.

Charttechnisch dürfte der Weg nach unten wieder frei sein, sobald EUR/USD mit einem Kurs unter 1,2350 und damit unterhalb seines letzten Zwischentiefs aus dem Handel geht. Die nächste Unterstützung wartet dann zwar bereits bei 1,23, die stark gegenläufige Geldpolitik von EZB und FED spricht jedoch für weiteres Potential. Mit einem lang laufenden Put und engem Stopp ist diese Perspektive unter 1,2350 m. E. in jedem Falle einen Versuch wert.

Viel Erfolg und beste Grüße

Axel Retz

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt die Portale www.private-profits.de und www.moneyversum.de .