von Axel Retz

Es gibt Nachrichten, die sind dermaßen dämlich, dass einem fast die Tränen kommen. Und damit sie dennoch als fundiert durchgehen, wird ihnen meist eine akademische Urheberschaft um den Hals gehängt. Wie beispielsweise bei der gestrigen Erkenntnis der britischen Lancester University, dass Ebola mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Europa erreichen werde.

Ja, da reiben wir uns die Augen! Hierzulande wird jeder mit H5N1 infizierte Hühnerhof mit einer Sicherheitszone von fünf und einer sgn. Beobachtungszone von zehn Kilometern von der Außenwelt abgeriegelt. In die vom Virus betroffenen Länder hingegen kann jeder einreisen oder aus ihnen ausreisen, der das will. Und da kommt eine Universitätsstudie tatsächlich zu dem verblüffenden Ergebnis, dass Ebola auch Europa erreichen könnte.

Was das Thema betrifft, erstaunt am meisten die fehlende bzw. bei weitem unzureichende Bereitschaft der Politik, alles zur Eingrenzung der Seuche zu unternehmen. Im ESM schlummern einige hundert Milliarden Euro und die EZB denkt laut darüber nach, ihre Bilanzsumme um die Hälfte auf dann drei Billionen Euro aufzublähen. Zur Eindämmung der Seuche hingegen sind 225 Millionen Euro eingeplant, wobei noch völlig unklar ist, woher das Geld kommen soll. Man könnte, aber man will nichts tun, wer immer in diesem Falle auch "man" ist.

Nicht minder erstaunlich ist die "Unbesiegbarkeit" der Terrormiliz IS. In früheren Zeiten hätten die USA eine zehnmal so große Armee binnen zweier Wochen pulverisiert, heute schafft eine internationale Allianz es nicht, geschätzte 30.000 Durchgeknallten zu zeigen, wo der Hammer hängt. Auch hier stellt sich die Frage, ob man nicht kann oder nicht will.

Für die Börsen ist beides drauf und dran, zur Belastung zu werden. Was Ebola betrifft, leiden bis jetzt "nur" die Aktien der Fluggesellschaften, die der Tourismusbranche werden folgen. Und seit das Virus gestern in Madrid und damit erstmals auf einem anderen als dem afrikanischen Kontinent nachgewiesen wurde, droht. Das gilt auch, falls es IS-Fanatikern (wie jüngst in Australien geplant) gelingen sollte, in einem sgn. zivilisierten Land eines ihrer bekannt abscheulichen Videos zu drehen. Beides dürfte vermutlich nur eine Frage der Zeit sein.

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Dow Jones: Heute beginnt der Härtetest

Wie üblich, wird Alcoa auch diesmal wieder den Reigen der Quartalsberichtsaison eröffnen. Und da muss sich zeigen, ob die Gewinnausweise du vor allem die Geschäftsausblicke der Unternehmen tatsächlich so gut sind, dass die Kurse auch den Fortfall des bis jetzt meistbemühten Arguments immer noch exzessiverer Liquiditätsinjektionen durch die Federal Reserve vertragen können.



Quelle: www.kapitalschutz-brief.de

Auf dem Spiel steht hier einiges. Denn im abgebildeten Monatschart oszilliert der DJIA immer noch um die obere Begrenzung des riesigen "Megaphons", einer an sich potentiell negativen Formation. Das sieht besser aus, als es tatsächlich ist. Denn die Anzahl neuer Hochs an der Wall Street, wie sie in einer gesunden Hausse zu erwarten wäre, ist seit Wochen per Saldo rückläufig. Nun warten wir einmal die neuen Quartalsausweise ab. Vergessen Sie nicht: Der schwache Euro, der den hiesigen Exporten theoretisch gut tun sollte, bedeutet für die US-Exporte weniger gutes. Und EUR/USD, so eine gestern veröffentlichte Analyse er Deutschen Bank, könnte bis 2017 unter 1 fallen. Bis 2017 kann ich mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln nicht blicken, aber die Schwäche von EUR/USD habe ich offenkundig früher gesehen als die Deutschbanker. Und die in meinem Kapitalschutz-Brief (www.kapitalschutz-brief.de) empfohlenen Puts nähern sich der Gewinnmarke von 100 Prozent.

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DAX: Unter 8.900 kann es böse werden

In meinem jeweils am Samstag erscheinenden, kostenlosen wöchentlichen Newsletter (https://www.private-profits.de/newsletter.html) habe ich vor zwei Wochen erstmals von einem zunehmend an Wahrscheinlichkeit gewinnenden "Crash-Risiko" für die Aktienmärkte gesprochen. Und natürlich bin ich auf der Putseite unterwegs, was bis jetzt alles andere als schlecht verläuft.

Der IWF warnte gestern davor, dass Europa "mit einer Wahrscheinlichkeit von 30 Prozent" wieder in die Rezession abrutschen könne. Ausnahmsweise teile ich diese Erkenntnis des Währungsfonds einmal, würde die genannte Wahrscheinlichkeit aber um schlappe 70 Prozentpunkte erhöhen.

Im europäischen Musterländle Deutschland fiel die Industrieproduktion im August um satte vier Prozent zurück - so stark wie niemals zuvor seit dem "offiziellen" Höhepunkt der Finanzkrise. Problem dabei nur: Dieser Höhepunkt kommt ja erst noch. Eigentlich spüren das "irgendwie" auch die meisten Marktteilnehmer. Die Kanzlerin lud die Spitze der Medienwelt wiederholt ein, um sie um Unterdrückung der die Krise betreffenden Nachrichten zu veranlassen. Dem wurde gefolgt. Der Zustand einer Demokratie lässt sich daran messen, wie Politik und Medien gegenseitig aufgestellt sind. Freie Gesellschaften haben eine freie Presse, eine gleichgeschaltete Presse lässt auf das Gegenteil schließen. Aber zurück zum DAX.



Quelle: www.kapitalschutz-brief.de

Für Leser, die die Charttechnik noch nicht ganz ans Herz gewachsen ist (aber sollte), einmal eine kleine Interpretation: Was sich hier im DAX gebildet hat, ist eine "Schulter-Kopf-Schulter"-Formation. Dieses Ding kennt fast jeder, obwohl es in der freien Wildbahn der Märkte tatsächlich eher selten anzutreffen ist. Die Formation ist eine Trendwendeformation nach unten. Die entscheidende sgn. "Nackenlinie", unterhalb derer es "böse" werden könnte (und vermutlich auch werden wird), liegt auf Wochenschlusskursbasis bei 9.000, auf Tagesbasis bei rund 8.900 Punkten. Mit einem CDAX von 9.009,40 gestern Abend sind wir da jetzt nur noch einen Hauch von entfernt.

Hält die Unterstützungszone 8.900/9.000 nicht, wird es definitiv düster werden. Und natürlich sehr positiv für die von mir empfohlenen Puts, die durch Stopps bereits so abgesichert wurden, dass die Trades nicht mehr im Minus landen können.

EUR/USD, Silber: Wie empfohlen, weiter halten. Das Beste kommt erst noch!

Mit besten Grüßen

Axel Retz

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt das Portal www.private-profits.de.