Die Definition von Nachhaltigkeit im Investmentprozess ist bislang sehr heterogen. Einer der wesentlichsten Unterschiede besteht darin, dass ein großer Teil der Produkte mit Ausschlussfiltern arbeitet, der andere Teil hingegen direkte ESG-Themen (wobei "E" für Umweltbewusstsein (Environmental), "S" für Sozial und "G" für Betriebsführung (Governance) steht) in der Anlagestrategie verankert hat.

Bei Produkten im Aktienbereich kommt zusätzlich die Herausforderung hinzu, dass anders als bei "Green-Bonds", typischerweise eine Zweckbindung an umweltfreundliche Projekte nicht möglich ist. Aktienprodukte stützen sich stärker auf ESG-Ratings.

Die Kundennachfrage nach ESG-Produkten hat deutlich zugenommen. Asset Manager mit einem verwalteten Vermögen von 90 Billionen USD bekennen sich inzwischen zu den Grundsätzen des verantwortlichen Investierens der Vereinten Nationen (UN PRI), mit steigender Tendenz. Basierend auf Zahlen des Global Sustainable Invesment Reviews 2018 wurden 30,7 Billionen USD unter Einbeziehung von Nachhaltigkeitskriterien verwaltet. In amerikanischen und europäischen ESG-Investmentfonds liegen inzwischen über 750 Mrd. USD, mit stark steigender Tendenz.

Mittelfristig erzielten die großen ESG-Indizes im Durchschnitt eine mit dem Gesamtmarktindex vergleichbare Rendite. Die Auswertung der wenigen längerfristig verfügbaren Daten ergab hingegen eine leichte Outperformance des ESG-Index. Die Berücksichtigung stärker definierter Einzelthemen des ESG-Bereichs, zum Beispiel durch den Ausschluss von CO2 intensiven Branchen, zeigte keinen wesentlichen Einfluss auf die Performance.

Während auf der einen Seite die Performance von ESG-Indizes mit Fokus auf die USA und Europa im mittelfristigen Bereich nur unwesentlich von der des Gesamtmarktes abgewichen ist, konnte auf der anderen Seite bei ESG-Produkten mit Schwerpunkt auf Schwellenländer im Durchschnitt eine höhere Rendite und ein geringes Risiko gemessen werden. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass in Regionen mit geringeren Standards, durch die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten ein Mehrwert geschaffen werden kann.

Stefan Bielmeier ist Chefvolkswirt der DZ-Bank.