von Axel Retz

Haben Sie es bemerkt? Natürlich, es war ja einfach nicht zu übersehen: In der Nacht von Sonntag auf Montag - nein, ich rede nicht vom "Blutmond" - wurde in der offiziellen Darstellung der Flüchtlingsthematik der Schalter umgelegt. Musste man bis jetzt davon ausgehen, dass die chronische Realitätsallergie der "Qualitätsmedien" untherapierbar wäre, blitzte ab Montag wie aus heiterem Himmel die Wirklichkeit durch, was mich für einen kurzen Moment hoffen ließ, dass die Meinungsvielfalt doch noch nicht dem Hirntod anheimgefallen sein könnte. Vorbei die Zeit, in der uns immer und immer wieder ausschließlich Bilder Fähnchen schwenkender Bahnhofsjubler präsentiert wurden. Vorbei die Zeit, in der auf jeden Warner oder Mahner mit der Nazikeule eingedroschen wurde.

Auf einmal erfahren wir, was in den Erstaufnahmelagern leider auch tagtägliche Realität ist: Afghanen gegen Albaner, Syrer gegen Iraker, Männer gegen Frauen und Kinder, Moslems gegen Christen, Sunniten gegen Schiiten - und immer gilt das Recht des Stärkeren. Auf einmal erfahren wir, dass "das Boot zwar nicht voll ist, aber zu viele Falsche darin sitzen" und auf einmal erfahren wir, dass die Polizei am Ende ihrer Belastbarkeit angelangt ist und sich die Behörden ernsthaft um die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit sorgen. Und das sogar schon "seit Wochen und Monaten".

Ob man Medien überhaupt noch beachten sollte, die heute mit dem weißen und morgen mit dem schwarzen Pinsel malen, nie aber mit Farben, das sei dahingestellt. Wichtiger ist die Frage, wie es zur plötzlichen 180-Gradwende in der Darstellung der Wirklichkeit kam. Wer die Antwort sucht, der wird rasch fündig. Und zwar in Oberösterreich, wo die Wähler am Sonntag der als rechtspopulistisch eingestuften FPO einen Stimmenzuwachs von 15 auf 31,4 Prozent bescherten. Nun klingeln sie, die Alarmglocken; dem monolithischen GroKo-Gebilde drohen Stimmenverluste.

Ich fürchte, es wird ein heißer Herbst. Und ich wiederhole meine Befürchtung, dass am Ende genau diejenigen darunter zu leiden haben werden, die als "echte" Flüchtlinge zu uns kamen, Schutz und Hilfe verdienen, in den Erstaufnahmelagern unter den Augen der Obrigkeit aber schon jetzt oft etwas ganz anderes bekommen.

Auf Seite 2: Klare Signale





Dass die heimischen Aktienkurse seit ihren Hochs deutlich stärker nachgegeben haben als an der Wall Street, könnte durchaus auch mit der Flüchtlingsproblematik zu tun haben. Denn die offizielle Lesart, dass die zur Bewältigung der damit zu stemmenden Ausgaben irgendwie geschultert werden können, ohne die Steuern anzuheben oder sonstige die Kaufkraft der Konsumenten mindernde Maßnahmen zu beschließen, ist bestenfalls als frommer Wunsch zu bezeichnen.

Letztlich ausschlaggebend für den DAX und andere deutsche/europäische Aktienindizes ist und bleibt aber die Wall Street. Die Begründung mag platt klingen, was an ihrer Richtigkeit aber nichts ändert: Es war schon immer so.



Quelle: www.secretz-online.de

Die hier erkennbare Übereinstimmung der Indizes auf Wochenbasis ließe sich ebenso gut im Sekundenbereich aufspüren. Und ob es uns nun gefällt oder nicht: Der DAX hat kein Eigenleben. Und wer wissen will, wohin die Reise am deutschen Aktienmarkt geht, ist mit so viel beachteten Daten wie etwa dem Ifo- oder dem ZEW-Index oder dem GfK-Konsumbarometer schlecht bedient. US-Konjunkturdaten helfen allerdings auch nur bedingt weiter, da sie teilweise Märchencharakter haben. Wirklich brauchbar sind hingegen Daten, die die Verfassung der Wall Street widerspiegeln. In meinem letzten Beitrag hatte ich bereits auf die von der NYSE veröffentlichte "Margin Debt" hingewiesen, die die Bereitschaft institutioneller Anleger abbildet, Aktien auf Kredit zu kaufen. Dieser Indikator, der alle bedeutenden Trendwenden der vergangenen 20 Jahre korrekt abgebildet hat, ist im Juli und August zwei Monate in Folge gefallen. Heute möchte ich Ihnen zwei weitere "Sargnägel" der im Frühjahr 2009 gestarteten Hausse vorstellen.



Quelle: www.secretz-online.de

Was Sie hier sehen, ist die sgn. Advance/Decline-Linie. Vereinfacht ausgedrückt, setzt sie die Anzahl der gestiegenen Aktien ins Verhältnis zur Anzahl gefallener Aktien. Klingt simpel. Und ist es auch. Und nachvollziehbarerweise ist es auch effektiv. Denn in einem Bullenmarkt steigen nun einmal mehr Aktien als fallen, in einer Baisse ist es umgekehrt. So ist es denn auch kein Wunder, dass das letzte bedeutende Tief der A/D-Linie im März 2009 zu finden ist, also dem Tiefpunkt des Marktes, von dem aus die in den vergangenen Jahren gesehene Hausse gestartet wurde.

In trockenen Tüchern war das Kaufsignal der A/D-Linie damals spätestens mit dem Anstieg dieses Indikators über die 200 Tage-Linie (im Wochenchart als GD40 abgebildet.



Quelle: www.secretz-online.de

Was Sie hier sehen, ist als Indikator ebenfalls sehr wertvoll. Es handelt sich um die Quote der für die Wall Street gestimmten Finanzmarktexperten. Auch diese Quote markierte im Frühjahr 2009 ihr Tief. Seitdem hat sich ein hochvolatiler Aufwärtstrend gebildet, der vor zwei Wochen wieder getestet wurde. Seitdem haben wir eine kleine Aufwärtskorrektur gesehen, die die Quote der Optimisten bis jetzt aber nicht mehr über die 50 Prozentmarke schieben konnte. Dreht der Anteil der bullish gestimmten Finanzmarktexperten unter die im Chart eingezeichnete Aufwärtstrendlinie ab, dürfte sich der Abwärtsdruck an der Wall Street verschärfen.

Wie die Federal Reserve vor diesem technisch für die Wall Street sehr brisanten Hintergrund und in Anbetracht der ja auch ihr bekannten "Qualität" der veröffentlichten US-Konjunkturdaten die Zinswende nach oben einleiten will, bleibt im Dunkeln. Sie kann es nicht. Und vermutlich hofft sie auf ein Ereignis, das sie von ihrer Ankündigung abweichen und stattdessen ein neues Quantitative Easing Paket installieren lassen kann.

Auf Seite 3: Edelmetalle: Spitz auf Knopf





Edelmetalle: Spitz auf Knopf



Sieht man sich die Preise für Gold und Silber an, verflüchtigt sich der Eindruck, dass die Begriffe "Krisenmetalle" oder "Krisenanlage" berechtigt sein könnten. Ich zumindest kann mich nicht erinnern, schon einmal ähnlich viele Krisen gezählt zu haben wie heute. Natürlich:

Die Edelmetall-Haussiers befinden sich in freudiger Erwartung der Hyperinflation. Mit dieser Annahme gehen sie allerdings schon seit sehr, sehr vielen Jahren schwanger. Passiert ist das Gegenteil. Und das in einem monetären Umfeld, wie es "potentiell" inflationärer gar nicht hätte sein können. Sehen wir uns einmal an, wie der Gold- und Silberminenindex der Börse von Philadelphia (XAU) aussieht:



Quelle: www.secretz-online.de

Seit seinem Hoch von 2011 hat der XAU über 80 Prozent an Wert verloren. Und steht damit nun nur noch eine Handbreit von seinem Tief aus dem Jahre 2000 entfernt. Charttechnisch betrachtet, könnte sich dieses Tief als Unterstützung erweisen, von dem aus dann auch eine Trendwende nach oben wäre. Jetzt schon zuzugreifen, verbietet sich aber. Denn noch ist keine Stabilisierung in Sicht. Im Auge halten sollten Sie es aber. Denn wenn hier (oder auf einem noch tieferen Niveau) einmal die Trendwende kommt, wird nicht über Peanuts zu sprechen sein!

Viel Erfolg und beste Grüße

Axel Retz

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Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt die Portale www.private-profits.de und www.moneyversum.de .

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