von Dirk Elsner



Geld im Ausland anzulegen ist seit einiger Zeit einfacher, denn über das Internet erreichbare Zinsportale bieten internationalen Ersatz für das klassische Sparbuch und Termingelder. Einige europäische Banken bieten attraktivere Zinsen als deutsche Institute. Freilich war es in der Vergangenheit für Anleger mit kleineren und mittleren Guthaben relativ aufwendig oder gar unmöglich, im Ausland ein Konto zu eröffnen. Zwar half hier das Internet, aber die Abwicklung und Einschätzung der Seriosität und Solidität stellte für viele Anleger eine zu hohe Hürde dar.

Auf Seite 2: Deutsche Zinsplattformen erleichtern das internationale Kontensparen



Dieses Geschäftsfeld haben nun einige Start-ups für sich entdeckt. Dazu gehören in Deutschland Weltsparen, Savedo und Zinspilot. Sie machen das internationale Kontensparen einfacher und eröffnen den Zugang zu bisher nur schwer erreichbaren Märkten. Sie verdienen dabei an den Provisionen, die sie von den ausländischen Banken für die Vermittlung von Geldanlagen erhalten.

Das Grundprinzip dabei ist einfach: Der Kunde eröffnet bei einer mit der Plattform zusammenarbeitenden inländischen Bank ein Konto. Bei dem Unternehmen Weltsparen ist es die MHB-Bank und bei Savedo die biw Bank. Zinspilot arbeitet mit mehreren Partnerbanken zusammen, darunter das Hamburger Bankhaus Max Heinrich Sutor oHG. Der Vorteil dieser Partnerbanken ist, dass Anleger nur einmal ein Konto eröffnen müssen und den internationalen Einrichtungsprozess vereinfachen können. Das Geld fließt dabei nicht über die Konten der als Vermittler bzw. Vertriebsplattformen agierenden Start-ups, sondern immer über die von der deutschen Finanzaufsicht BaFin beaufsichtigten Partnerbanken. Diese transferieren dann die Gelder weiter an eine Bank zum Beispiel in Portugal, Tschechien, Norwegen oder ein anderes Land.

Auf Seite 3: Starke Betonung der Einlagensicherung



Wohl nicht ganz zufällig ist die Einlagenhöhe bei den hier betrachteten Plattformen Savedo und Weltsparen auf 100.000 Euro begrenzt. Weltsparen informiert transparent über die Abwicklung und über die Risiken der Anlage. Dabei entsteht nicht der Eindruck, dass etwa eine Termineinlage bei einer Bank in Bulgarien genauso sicher ist, wie bei der örtlichen Sparkasse. Savedo weist auf die Absicherung durch die Einlagensicherungsfonds der jeweiligen Länder hin und erläutert dafür die entsprechenden EU-Grundlagen. Zinspilot macht sogar auf der Webseite deutlich, dass "unter sehr widrigen Umständen eine Einlagensicherungseinrichtung selbst in Zahlungsschwierigkeiten geraten kann".

Als Reaktion auf die Finanzkrise 2008, wurde eine europäische Richtlinie über die Mindestanforderungen an die Einlagensicherung geändert. Insbesondere hob man die Deckungssummen auf 100.000 Euro an. Zur weiteren Harmonisierung trat am 2. Juli 2014 die neue europäische Einlagensicherungsrichtlinie in Kraft, die die Mitgliedstaaten bis zum 3. Juli 2015 in nationales Recht umsetzen müssen. Künftig sollen alle Einleger - auch größere Unternehmen - einen Rechtsanspruch auf Entschädigung ihrer gedeckten Einlagen bis zu 100.000 Euro haben. Spätestens ab 2024 soll die Frist für die Auszahlung der Entschädigung auf sieben Tage ab Feststellung des Entschädigungsfalls verkürzt werden. Derzeit beträgt diese Frist 20 Tage.

Mit Ausnahme des Hinweises bei Zinspilot stört mich dennoch die etwas zu starke Betonung der Einlagensicherung. Sätze, wie der folgende aus einer Pressemeldung von Weltsparen, suggerieren für meinen Geschmack eine zu hohe Sicherheit.

"Die Einlagen sind bei allen ausgewählten Bankpartnern gemäß den EU-Richtlinien zur Einlagensicherung (1994/19/EG; 2009/14/EG;´2014/49/EU) bis zur Höhe von 100.000 EUR pro Kunde zu 100 Prozent durch den jeweiligen nationalen Einlagensicherungsfonds gesichert."

Selbst eine staatliche Einlagensicherung ist keine 100%-Garantie für die Rückzahlung der Gelder. Die Seite Finanztip hat auf einer Seite die Bonitätsnoten der Einlagensicherungssysteme der verschiedenen Länder für Anlagen von Weltsparen zusammengestellt. Die Noten reichen von AAA (Deutschland) bis BB (Bulgarien). Und trotz oben genannter Fristen kann es mehrere Monate dauern bis Kunden an ihr Geld kommen. So kamen etwa Kunden der bulgarischen Corpbank auch Monate später nicht an ihr Geld. Die Auszahlung der Spareinlagen erfolgte nach Medieninformation erst fünf Monate nach der der Bankschließung. Der staatliche Einlagensicherungsfonds Bulgariens musste sich erst Geld vom Staat besorgen. Wichtig ist hier zu verstehen, dass es trotz der EU-Regelung keine EU-Einlagensicherung gibt, sondern nur nationale Sicherungssysteme.

Auf Seite 4: Auf die Qualität kommt es an



Weltsparen hat derzeit die meisten Banken im Programm. Ich erwarte aber, dass Savedo und Zinspilot hier schnell aufholen werden. Aber letztlich kommt es auch nicht auf die Anzahl, sondern auf die Qualität an. Die Bewährungsprobe, die ich weder den Plattformen noch den Anlegern wünsche, ist eine Schieflage einer der ausländischen Partnerbanken. Anleger von Weltsparen hatten laut Finanztip dieses zweifelhafte Vergnügen bereits. Die bulgarische Fibank und die portugiesische Banco Espirito Santo (BES) hatten beide bekanntlich im vergangenen Jahr große Probleme und mussten durch die bulgarische Zentralbank bzw. durch eine Kapitalspritze des Staates (Portugal) gerettet werden. Finanztip betonte aber, dass Einlagen der Kunden in beiden Ländern nicht verloren gegangen seien.

Als gutes Signal können Anleger ansehen, dass sie mit angesehenen Partnerbanken zusammenarbeiten, die die Solidität der Angebote prüfen. Die Risiken sind dennoch nicht Null. Jede, aber auch wirklich jede Anlage, die mit einem höheren Zins ausgestattet ist, birgt höhere Risiken als deutsche Bundesanleihen, die übrigens auch nicht vollkommen ohne Risiko sind. Daher sind Anleger gut beraten, stets alle Risiken zu verstehen und nicht ihre gesamten Ersparnisse auf nur ein Konto zu packen.

Wenn sie es nicht ohnehin schon machen, rate ich den Plattformen dringend, stets ein sehr genaues und umfassendes Risk-Assesment (Risikoanalyse) durchzuführen und die Kunden sehr transparent über Veränderungen zu informieren. Allgemeine Risikohinweise im Kleingedruckten sind heute nicht mehr zeitgemäß. Ich würde auf Übersichtseiten gern eine Risikoampel sehen und darüber eine zu erreichende Unterseite, die jeweils alle Risiken der jeweiligen Anlageform nebst Banken, Land, Einlagensicherung und in einigen Fällen Währungsrisiken (die es selbst dann gibt, wenn eine Notenbank den Wechselkurs stabil hält) deutlich machen. Dazu gehört übrigens auch das Risiko von Kapitalverkehrskontrollen, wie wir sie vor zwei Jahren in Zypern gesehen haben und sie in den letzten Monaten immer mal wieder für Griechenland gefordert werden.

Eine ausführliche Risikotransparenz mögen manche für überflüssig und gar für abschreckend halten. Ich halte das für professionell. Die Qualität eines Angebots entscheidet sich heute nicht danach, ob die Anlage risikofrei ist, sondern wie klar über die bestehenden Risiken informiert wird. Spätestens mit der ersten richtigen Schieflage wird nämlich die Frage gestellt werden, ob man angemessen und umfassend über alle Risiken aufgeklärt hat. Und auf Finanzmärkten tauchen Risiken oft aus Nischen auf, die sich vorher niemand gesehen hat.

Dirk Elsner arbeitet als Unternehmensberater für die Innovecs GmbH.