Viele neue Zahlen und Daten werden derzeit veröffentlicht. Zum einen Konjunkturdaten, zum anderen Daten aus der Unternehmenswelt - es ist schließlich Berichtssaison. Das Erstaunliche daran: Die Zahlen könnten unterschiedlicher nicht ausfallen. So sind die Konjunkturdaten eher enttäuschend.

Beispielsweise die Zahlen zur Entwicklung des US-Bruttoinlandprodukts (BIP). Die sind für das zweite Quartal unter den Erwartungen geblieben. Zwar gab es einen deutlichen Anstieg um 6,5 Prozent, jedoch waren die Analysten im Schnitt von 8,5 Prozent Plus ausgegangen. Das Problem scheinen die großen Lieferprobleme und Versorgungsengpässe bei den Vorprodukten zu sein. Auch das Personal wird in vielen Branchen knapp. Beides zusammen erklärt zu einem Teil auch den Anstieg der Inflationsraten. So ist der BIP-Preisdeflator in den USA im zweiten Quartal annualisiert um beachtliche 6,0 Prozent gestiegen.

Konjunkturdaten gab es auch für Deutschland. Nach Angaben von Destatis lag das BIP-Wachstum im Vergleich zum Vorquartal bei plus 1,5 Prozent. Auch das ist eine Enttäuschung, da die Marktbeobachter hier ebenfalls ein höheres Plus erwartet hatten. Immerhin: Zu Jahresbeginn war die Wirtschaftsleistung den jüngsten Daten zufolge noch um 2,1 Prozent geschrumpft.

Topquote in den USA


Ganz anders sieht es dagegen bei den Zahlen der Unternehmen aus. In den USA hat inzwischen mehr als die Hälfte der Firmen des S & P 500 die neuesten Zahlen zur Entwicklung von Umsatz und Gewinn vorgelegt. Und dabei konnten fast 90 Prozent die Erwartungen der Analysten übertreffen. Das ist mehr als das historische Mittel, das bei einer Quote von 43 Prozent übertroffener Erwartungen liegt; und bislang auch mehr im Vergleich zum vorangegangenen Quartal, als 66 Prozent der Unternehmen besser abschnitten. Das Thema der Berichtssaison ist aber weniger die starke Gewinnentwicklung als die Diskussion um die Inflation - womit der Kreis zu den Konjunkturdaten geschlossen wäre. Denn frappierend ist, dass in den jeweiligen Präsentationen der Quartalszahlen die Verwendung des Begriffs "Inflation" extrem angestiegen ist. Laut einer Analyse der Bank of America um 1000 Prozent (!) gegenüber der Berichtsperiode vom Vorjahr.

Doch auch wenn die Gewinn- und Umsatzentwicklung der Unternehmen positiv ist, so besteht dann doch das Problem, dass die Messlatte der Erwartungen an die Firmen sehr hoch liegt. Da kann es dann schon passieren, dass selbst Überraschungen keine besondere Euphorie mehr am Aktienmarkt auslösen und damit auch ein Impuls für weiter steigende Kurse entfällt.

Neues US-Konjunkturprogramm


Es braucht also vermutlich andere Impulse. Aktuell könnte einer aus Washington kommen: Der US-Senat hat die Gesetzgebung für ein 550 Milliarden Dollar schweres Infrastrukturpaket angestoßen. Es ist ein Teilerfolg für Präsident Joe Biden, der seit Monaten dafür geworben hat. Die Republikaner stutzten seine Vorstellungen zwar zurecht, aber es gibt einen Kompromiss. Der Abstimmung waren wochenlange Verhandlungen vorausgegangen. Mit dem Geld sollen Straßen, Brücken, Häfen, Flughäfen, der Nahverkehr und die Bahn modernisiert werden. Das Paket soll einer Mitteilung des Weißen Hauses zufolge Millionen Arbeitsplätze schaffen. Ziel sei es, das Infrastrukturpaket und die Verhandlungen zum nächsten Haushalt noch vor der August-Sommerpause abzuschließen.

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com