War es das vielleicht schon mit der Korrektur? Gut fünf Prozent verlor der deutsche Leitindex DAX in der 39. Kalenderwoche. Sogar die wichtige Unterstützungszone bei 12 500 Punkten wurde nach unten durchbrochen - bis auf 12 342 Punkte ging es hinab. Am Montag darauf dann die Korrektur der Korrektur: Bis auf gut 12 800 Punkte ging es schon am Vormittag nach oben.

Summiert man das alles auf, das ständige Hin und Her, lässt sich auf den ersten Blick also durchaus von einer gesunden Konsolidierung jener fulminanten Rally sprechen, die den DAX in den zurückliegenden Monaten aus dem 8000-Punkte-Bereich in die 13 000er-Region gehievt hat. Trotz aller immer wieder aufflammenden Unsicherheiten. Denn wegen der neuen Corona-Welle sind gerade in Europa Zweifel an der Nachhaltigkeit der Wirtschaftserholung nach wie vor angebracht. Auch der Umstand, dass es in den Vereinigten Staaten in diesem Jahr sehr wahrscheinlich kein weiteres Konjunkturprogramm mehr geben wird, ist ein Aspekt, der den Börsianern rund um den Globus so gar nicht schmeckt.

Doch um es vorwegzunehmen: Risikoinvestments wie Aktien bleiben die erste Wahl. Angesichts der weltweit extrem lockeren Geldpolitik und der damit verbundenen Minizinsen fehlt es schlicht an Anlagealternativen. Zwischenzeitliche Korrekturen sind daher eine Gelegenheit, am Aktienmarkt nachzukaufen.

Jobs und Infektionen


Denn es gibt auch Positives. Etwa die US-Arbeitsmarktdaten. Am Freitag - also einen Tag nach Erscheinen dieser Ausgabe von BÖRSE ONLINE - werden die neuen Daten für September veröffentlicht. Und hier ist eine positive Überraschung möglich. Beobachter rechnen damit, dass sich die Erholung fortgesetzt hat. Im Schnitt rechnen die Analysten mit 900 000 zusätzlichen Stellen außerhalb der Landwirtschaft, nach 1,4 Millionen im Vormonat. Die Arbeitslosenquote wiederum dürfte von 8,4 auf 8,2 Prozent gesunken sein. So der Konsens. Fallen die Daten besser aus, dürfte das für steigende Kurse an den Börsen sorgen.

Trotzdem wird die Volatilität auch in den kommenden Wochen und Monaten hoch bleiben - was wiederum Gelegenheiten zum Nachkaufen ermöglicht. Denn Unruheherde gibt es bekanntlich viele: Da sind die schon erwähnten steigenden Corona-Infektionszahlen in Europa, die unter Umständen neue Restriktionen nach sich ziehen, was wiederum die wirtschaftliche Erholung gefährdet. Zudem läuft derzeit eine neue Runde der Brexit-Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen ab 2021. Weil Großbritannien hier erneut auf Konfrontationskurs ist, steigt das Risiko eines ungeregelten Brexits. Das könnte dramatische Folgen nach sich ziehen - nicht nur für das Königreich, sondern auch für die Volkswirtschaften der EU-Länder.

Drogen und Nazis


Und schließlich der US-Wahlkampf. Der wird von Woche zu Woche schmutziger. Präsident Donald Trump beispielsweise unterstellt seinem Herausforderer Joe Biden den Konsum von Drogen und fordert via Twitter einen Drogentest. Der Präsidentschaftskandidat der Demokraten wiederum vergleicht den Amtsinhaber mit dem Nazipropagandaminister Joseph Goebbels. Man mag sich kaum ausmalen, was sich die Kontrahenten bis zum tatsächlichen Wahltermin am 3. November noch alles an den Kopf werfen. Vermutlich wird auch das eine oder andere dabei sein, das die Kurse an den Märkten belasten wird. Also, wachsam bleiben!

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com