Lange war es zumindest gefühlt sehr ruhig um Corona-Infektionen in China. Unter Aktienanlegern galt der Markt dort schon fast wie ein sicherer Hafen. Anfang der Woche schreckte Investoren dann doch wieder eine Meldung auf. Das Virus soll in einem Krankenhaus in der Millionenstadt Qingdao ausgebrochen sein. Wenn in China getestet wird, dann mit aller Konsequenz: Sämtliche neun Millionen Einwohner sollen dort einem Massentest unterzogen werden.

Glaubt man chinesischen Behörden, ist das Land im Begriff, einen Impfstoff auf den Markt zu bringen. Von den weltweit führenden Firmen kommen wohl einige aus dem Reich der Mitte. Und selbst wenn man vielleicht doch noch nicht ganz so weit ist, werden schon Hunderttausende Chinesen gegen das Virus geimpft, obwohl keine Zulassung vorliegt. Zu den wieder aufkeimenden Gesundheitsrisiken kommen die weiterhin stockenden Verhandlungen mit den USA. Immer neue Strafzölle setzen der Wirtschaft zu. Vor allem Technologieunternehmen bekommen dies zu spüren. Gelegen kommen den Chinesen dagegen aktuelle Umfrageergebnisse, denen zufolge Joe ­Biden im Rennen um die Wahl zum US-Präsidenten vorn liegt. Die Chance, dass sich das Verhältnis beider Länder unter einem Präsidenten ­Biden wieder etwas normalisieren könnte, ist deutlich höher, als wenn Trump für vier weitere Jahre im Weißen Haus residiert. Dieser erklärte sich nach seiner Corona-Infektion inzwischen wieder für gesund und kehrte in den Wahlkampf zurück. Dies mobilisiert offenbar die Märkte. Seit Trumps Entlassung aus dem Krankenhaus gehen die Kurse jedenfalls wieder nach oben.

Zahlen aus den USA im Fokus


Zunehmend in den Fokus rückt die Bilanzsaison in den USA. Bereits am Dienstag eröffneten die US-Investmentbanken Citigroup und JP Morgan den Reigen. Spannend wird vor allem, ob die hochgelobten Technologiekonzerne die Erwartungen erfüllen können. Sie gehörten in den vergangenen Wochen und Monaten zu den Highflyern an der Börse. Gerade weil es nicht unbedingt wahrscheinlich ist, dass alle Ansprüche erfüllt werden, könnten negative Überraschungen schnell zu stark sinkenden Notierungen führen.

Insgesamt dürften die Zahlen zwar schlechter ausfallen als im Vergleichsquartal des Vorjahres. Allerdings erwarten die meisten Experten, dass der absolute Tiefpunkt zum Halbjahr der Vergangenheit angehört. Was auch für die Aktienanlage spricht: Nach Auswertungen des Magazins "Barron’s" hat der S & P 500 in den jüngsten vier Berichtszeiträumen - ab der Woche, in der die Gewinne von JP Morgan veröffentlicht wurden - bezogen auf die fünf folgenden Wochen im Schnitt einen Anstieg um 4,1 Prozent verzeichnet. Die Unternehmensdaten werden vom makroökonomisch schwierigen Umfeld etwas ablenken, zumindest eine Zeit lang. Denn wie es mit dem Konjunkturpaket in den USA weitergeht, ist längst nicht geklärt. Letztlich dürfte davon abhängen, ob die Börsen die zuletzt hohen Indexstände verteidigen oder vielleicht sogar noch etwas ausbauen können. Nachdem Trump zwischenzeitlich die Verhandlungen abgebrochen hat, sind die Märkte aktuell wieder etwas optimistischer, dass es doch noch zu einem kurzfristigen Stimulus über ein neues Konjunkturprogramm kommen könnte. Schließlich haben auch die A den Kampf gegen Corona längst nicht ausgestanden. Geht es um einen Impfstoff, so sehen sie sich allerdings in der Führungsposition - andere Nationen aber auch.