Timing ist das A und O an der Börse: Es ist eine Kunst, den optimalen Zeitpunkt für den Markteintritt und -austritt zu finden. Selbst erfahrene Aktienstrategen können nicht mit Sicherheit sagen, wann der richtige Moment ist. Dazu müssten sie schon die Zukunft vorhersagen. Aber wer kann das schon?

Ein anderes Timingproblem ist einfacher zu lösen: Anleger sollten die Öffnungszeiten der Heimatmärkte ihrer Wertpapiere im Blick haben. So wird an der Wall Street von 9.30 bis 16 Uhr (Ortszeit) gehandelt - nach unserer Zeit also von 15.30 bis 22 Uhr. Wer US-Titel im Depot hat, tut gut daran, sie auch während dieser Zeit zu handeln. Zum einen fällt dann der Spread - die Spanne zwischen An- und Verkaufskurs - aufgrund der größeren Liquidität geringer aus. Zum anderen ist es vor allem in volatilen Märkten für Anleger wichtig, zeitnah reagieren zu können. Wird es etwa an der New Yorker Börse um 15 Uhr (Ortszeit) turbulent, sollten Anleger die Möglichkeit haben, hierzulande um 21 Uhr (Ortszeit) aktiv zu werden.

Dies ist an der Börse Stuttgart schon länger möglich: Hier werden Aktien, Investmentfonds und Exchange Traded Products wie ETFs von acht bis 22 Uhr unserer Zeit durchgehend gehandelt. Das geht seit April auch bei verbrieften Derivaten: Die erweiterte Handelszeit gilt für über 1,1 Millionen strukturierte Produkte, darunter vor allem Knock-out-Produkte und Optionsscheine auf die verschiedensten Basiswerte. Damit können Anleger nicht nur auf Marktentwicklungen in den USA, sondern beispielsweise auch in Asien reagieren. Längere Handelszeiten sind besonders bei Hebelprodukten von Vorteil. Geht es mit den Basiswerten, auf die sich diese Papiere beziehen, in die "falsche" Richtung, können Anleger innerhalb kürzester Zeit Verluste erleiden. Wer im Falle eines Falles die Möglichkeit hat, seine Papiere zeitnah zu verkaufen, kann diese, so weit es geht, in Schach halten.

Längere Handelszeiten vergrößern den Spielraum des Anlegers. Um hier noch gezielter agieren zu können, hat die Börse Stuttgart einen passenden Orderzusatz entwickelt. Mit diesem können Anleger auswählen, in welchem Zeitraum ein Auftrag innerhalb eines Handelstages aktiv überwacht wird: beispielsweise zwischen neun und 17.30 Uhr für eine deutsche Aktie oder zwischen 15.30 und 22 Uhr bei einem US-Titel. Die Vorgabe gilt automatisch an jedem Handelstag, bis die Order ausgeführt wird oder erlischt. Anleger können mit dem Orderzusatz bis zu drei tägliche Gültigkeitsperioden definieren, in denen ihre Order im Orderbuch steht und ausgeführt werden kann. Der Orderzusatz ist mit allen Ordertypen kombinierbar, beispielsweise auch mit einem Stop-Loss-Auftrag, und prinzipiell auf alle Anlageklassen anwendbar.

Die Handelsumsätze an der Börse Stuttgart zeigen, dass unsere Initiative von den Anlegern gut angenommen wird. Insbesondere im Frühhandel sind erhöhte Handelsaktivitäten und Volumina zu beobachten. Außerbörslich ist es hierzulande schon länger möglich, verbriefte Derivate von acht bis 22 Uhr zu handeln. Für viele Anleger war dies bislang ein Grund, die Papiere direkt beim Emittenten zu kaufen oder zu verkaufen. Orders in verbrieften Derivaten gehören jedoch an die Börse Stuttgart und damit an einen öffentlich-rechtlichen Handelsplatz. Hier prüfen unsere Handelsexperten die Preisinformationen der Emittenten - die sogenannten Quotes - auf Plausibilität und Vollständigkeit und erkennen mögliche Fehler, bevor es zu falschen Preisermittlungen kommt.

Kurzum: Die Spezialisten der Börse kümmern sich um Orders, bei denen besonderer Betreuungsbedarf besteht, und sichern damit die Qualität beim Handel. Zudem kontrolliert die Handelsüberwachungsstelle als unabhängige Instanz die Einhaltung aller Regelwerke. Anleger können sich also darauf verlassen, dass ihre Aufträge zuverlässig und nach verbindlichen Regeln ausgeführt werden.

Dragan Radanovic ist seit Oktober 2017 Geschäftsführer der Börse Stuttgart GmbH und verantwortet das Ressort Märkte und Börsenbetrieb. Von 2009 bis 2016 leitete er den Bereich Handelsorganisation & Business Development, 2017 kam der Bereich Börsenbetrieb hinzu. Bereits seit dem Jahr 2000 war der Bankbetriebswirt und Finanzanalyst (CIIA/CEFA) an der Börse Stuttgart in diversen Positionen im Handel tätig.