Zuletzt geriet die Wirtschaft und die Börse jedoch ins Stocken. Für mittel- und langfristig orientierte Anleger könnte das eine günstige Einstiegschance bieten.

Der Korea Composite Stock Price Index (KOSPI) hat zuletzt ein wenig Federn gelassen, nachdem das Börsenbarometer im Juni 2021 mit 3.316 Punkten sein Allzeithoch erreichte. Aktuell notiert der Index bei rund 3.000 Punkten. Das sind kaum drei Prozent mehr als zu Jahresbeginn. Andere Leitindizes wie der S&P 500, der CAC 40, die Nasdaq oder der TecDAX legten im gleichen Zeitraum trotz aller Turbulenzen um mehr als 15 Prozent zu.

Ungünstige Gemengelage machte der Wirtschaft und der Börse zu schaffen


Dass der KOSPI in den vergangenen Monaten lediglich verhalten performante, dürfte mehrere Gründe haben: Rückschläge in den globalen Lieferketten, eine gebremste Konjunkturentwicklung im Inland, die Energieabhängigkeit von China, aber auch die anhaltenden Unsicherheiten hinsichtlich der Pandemie bremsten die stark exportorientierte Industrie Südkoreas aus - und damit einhergehend auch den Leitindex in Seoul.

Uneinheitliche Prognosen für den KOSPI


Die starke Abhängigkeit Südkoreas von der verarbeitenden Industrie und den Exporten sorgen derzeit für eine unklare Gemengelage hinsichtlich der weiteren Entwicklung des KOSPI. Wenn die Probleme der Lieferketten in den kommenden Monaten nicht gelöst werden, könnte dies auch 2022 eine dämpfende Wirkung auf Südkoreas Wirtschaft, seine Unternehmen und den Leitindex haben. So sieht die Investmentbank Morgan Stanley - unter anderem mit Blick auf den steigenden Inflationsdruck in Südkorea und die Präsidentschaftswahlen im März nächsten Jahres - den KOSPI bis Ende 2021 in einer Spanne zwischen 2.750 und 3.150 Punkten.

Für das kommende Jahr sind Südkoreas Marktbeobachter aber optimistischer: Hyundai Motor Securities etwa erwartet, dass der KOSPI wieder an Fahrt gewinnen und 2022 die Marke von 3.500 Punkten überschreiten könnte. Die Analysten führen ihre Einschätzung unter anderem auf die erwartete Stabilisierung der Lieferketten zurück. KB Securities hält indes ein Ziel von 3.600 Punkten für möglich. Ein Grund: Trotz der Volatilitäten, die durch das Tapering der US-Notenbank ausgelöst werden könnten, dürften die damit verbundenen Sorgen nach dem Jahresende ausgeräumt sein, und die südkoreanische Wirtschaft an Fahrt gewinnen.

Inflationsdruck vs. Exporterholung


Aber: Wie in vielen anderen Staaten weist die Inflation auch in Südkorea eine beunruhigende Entwicklung auf. Im November stieg die Teuerungsrate mit 3,7 Prozent nicht nur auf den höchsten Stand seit zehn Jahren, sie lag damit auch zum achten Mal in Folge über dem Jahresziel der Zentralbank von zwei Prozent. Mut macht hingegen die Entwicklung der Exporte, die immerhin knapp die Hälfte zur Wirtschaftsleistung Südkoreas beisteuern. So kletterten die Ausfuhren im November gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 32 Prozent, nachdem sie im Oktober bereits um 24 Prozent zulegen konnten.

Blick auf den KOSPI könnte sich lohnen


Träger der Exportstärke Südkoreas sind vor allem die Schiffs-, Fahrzeug- und Elektronikindustrie. Zudem dürfte die globale Nachfrage nach Halbleitern "Made in Südkorea" der viertgrößten Volkswirtschaft Asiens weiter Auftrieb geben. Aber auch die zu erwartende Erholung des privaten Konsums sollte der Wirtschaft zusätzlich Impulse geben. Grund zu großer Sorge besteht demnach nicht, im Gegenteil. So rechnet die Denkfabrik Korea Caapital Market Research (KCMI) für dieses Jahr mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts um vier Prozent und im nächsten Jahr um 3,2 Prozent.

Für mittel- und langfristig orientierte Anleger könnte zudem interessant sein, dass der KOSPI mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 10 recht günstig bewertet ist. Anleger sollten dennoch mit Augenmaß an ihre Investitionsentscheidungen gehen und abwägen, ob sie in Einzelwerte, ETFs oder Fonds investieren.