Die Börsen haben sich zuletzt etwas erholt - sicherlich bedingt durch technische Faktoren, aber auch dank guter Unternehmensergebnisse. Hinzu kommt, dass US-Präsident Donald Trump Entspannung im Handelsstreit mit China signalisierte. Es gebe Fortschritte, man werde sich beim nächsten G20-Gipfel Ende November in Argentinien auf höchster Ebene zusammensetzen. Positiv: Chinas Präsident Xi Jinping ist laut Presseberichten ähnlicher Meinung.

Zu früh sollten Anleger sich indes noch nicht freuen, schließlich geht es in der Beziehung der beiden Länder schon seit Monaten hin und her. Außerdem könnten Trumps Worte kurz vor den Zwischenwahlen auch nur taktisches Geplänkel gewesen sein.

435 Sitze im Repräsentantenhaus sowie 35 von 100 Sitzen im Senat sind bei den Midterm-Wahlen neu verteilt worden. Die Machtübernahme der Demokraten im Repräsentantenhaus scheint wohl eine gute Nachricht, da dies die Chance auf eine diplomatische und handelspolitische Entspannung mit China deutlich erhöht. Dennoch ist eine mögliche Konfrontation zwischen demokratischem Repräsentantenhaus und republikanischem Senat langfristig nur schwer einzuschätzen. Schließlich belastet nicht nur China. So wurden ja gerade auch die Sanktionen gegenüber dem Iran verschärft.

Ein weiteres Problem ist der hohe Ölpreis, der auf die Margen der Unternehmen drückt. Angesichts des geringeren Angebots und des Beginns der Wintersaison auf der nördlichen Erdhalbkugel dürfte sich daran auch kurzfristig nichts ändern - der Rohölpreis wird wohl auf hohem Niveau verharren.

Es gilt daher abzuwarten, wie stark die weiteren Aussichten für die Märkte negativ politisch überlagert sind oder ob der China-Faktor plus gute Unternehmensergebnisse sowie die üblicherweise positive Saisonalität doch noch für einen guten Jahresabschluss sorgen. Noch ist die erhoffte Jahresendrally jedenfalls nicht vom Tisch.

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com