Der deutsche Maschinenbau spielt international eine tragende Rolle: 6450 Unternehmen steuern elf Prozent zum weltweiten Maschinenbauumsatz bei, und auch bei den Beschäftigungszahlen sind sie die Nummer 1. Gleichwohl muss die Branche, um diese Spitzenstellung zu behaupten und idealerweise weiter auszubauen, die Investitionen weiter verstärken, durch Innovationskraft überzeugen und sich zu einem guten Teil auch neu erfinden. Auslöser ist die Digitalisierung, die unsere Lebenswelt vollständig umkrempelt.
Das Kommunizieren via Internet erachten wir inzwischen als ähnlich selbstverständlich wie die Verfügbarkeit von Wasser und Strom. Infolgedessen wird uns die Digitalisierung einen Beschleunigungsschub bringen, dessen weitere Dynamik und dessen Ende noch lange nicht absehbar sind. Für uns Maschinenbauer bedeutet das beispielsweise, dass wir keineswegs das Verschwinden der Maschinen erleben werden, sondern das genaue Gegenteil: die systematische Verbindung von Maschinen miteinander. Dabei wird weiterhin der Mensch im Mittelpunkt stehen und unser beruflicher und privater Alltag von den Dingen und den Daten immer mehr begleitet werden.

Im Fall der Druck- und Druckmaschinenindustrie erleben wir derzeit sogar eine technologische Revolution, die alles bisher Dagewesene - zumindest was die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte betrifft - in den Schatten stellt. Trotz fortschreitender Digitalisierung steigt beispielsweise der weltweite Papierverbrauch weiter an. Wieso das? Unter anderem weil immer mehr Menschen online Waren bestellen und sich direkt nach Hause liefern lassen. Als Folge daraus wächst etwa der Markt für Verpackung und Etikettierungen rasant. Moderne Druckmaschinen wiederum sind in der Lage, individualisierte Kundenwünsche zu erfüllen, was mithin den Kundennutzen mehr denn je in den Vordergrund stellt und letztlich innovative Technologien initiiert.

Dieser Zusammenhang ist in der Branche angekommen: So liegt der Maschinenbau laut einer aktuellen Umfrage zur Bedeutung der Digitalisierung hinter der Informationstechnologie, den Banken und den Finanzdienstleistern auf dem vierten Rang. Die Hälfte aller Maschinenbauunternehmen nutzt inzwischen spezielle Anwendungen der Industrie 4.0, weitere 22 Prozent planen den Einsatz spezieller Anwendungen. Alarmierend ist demgegenüber, dass es nur knapp 40 Prozent aller Maschinenbauer als "sehr wichtig" erachten, bei der Digitalisierung auf dem neuesten Stand zu sein. Das könnte sich im internationalen Wettbewerb schon bald als Fehler erweisen. Wir müssen die Digitalisierung vielmehr als Chance begreifen und unsere traditionsreiche Ingenieurskunst mit innovativen Technologien verbinden. Die disruptiven Veränderungen der Geschäftsmodelle orientieren sich nicht zufällig an den erfolgreichen Internetfirmen. So entrichten Kunden der Heidelberger Druckmaschinen AG auf Basis eines mehrjährigen Gesamtvertrags nutzen- orientiert Seiten- und nicht mehr Maschinenpreise. Auf diesem Weg lassen sich nicht nur Effizienz- und Optimierungsgewinne realisieren, sondern zugleich über mehr Nutzungsorientierung auch die klassischen Zyklen des Maschinenbaus verringern.

Um im Bereich des Druckmaschinengeschäfts zu bleiben: Heidelberger Druckmaschinen hat erst vor wenigen Wochen am Unternehmenssitz das weltweit modernste Forschungszentrum in der grafischen Industrie eröffnet. Das Forschungszentrum bietet mehr als 1000 Menschen einen Arbeitsplatz und straft zugleich alle Unkenrufe Lügen, die unserer Branche nachsagen, wir hätten in Deutschland keine Zukunft. Genau das Gegenteil ist der Fall. Technologieführer mit innovativen Ansätzen und Strategien werden hierzulande immer eine Zukunft haben, wobei insbesondere der Maschinenbau aufgrund des digitalen Wandels seine besten Zeiten noch vor sich hat.