Demnach wurden im Spätsommer 2000 Verbraucher befragt. 70% sollen überzeugt sein, dass Bankberater überwiegend die Interessen ihrer Arbeitgeber umsetzen, wohinter die Wünsche und Ziele der Kunden zurückstehen müssen. 58% befürworten der Untersuchung zufolge den Vorschlag, die Finanzberatung direkt zu bezahlen. 69% zeigen sich gegenüber Honorarberatungsmodellen aufgeschlossen.

Soweit die Theorie! Lässt man mal den Umstand außer Acht, dass die Studie von einer Bank in Auftrag gegeben wurde, die ausschließlich auf Honorarbasis arbeitet, drängt sich vor allem eine Frage auf: Und warum tun sie es dann mehrheitlich in der Praxis nicht, wenn sie es wirklich wollen?

Angeblich, wie es in einer Mitteilung zur Studie heißt, da die Verbraucher eine "schiefe Vorstellung" davon haben, was sich hinter Begriffen wie "Honorarberatung" oder "unabhängige Anlageberatung" verbirgt. Der Gesetzgeber sei aufgefordert, das besser herauszuarbeiten.

Kann sogar sein. Könnte es aber nicht vielleicht auch daran liegen, dass viele Anleger längst verstanden haben, dass die unterschiedlichen Incentivierungsformen keineswegs automatisch Rückschlüsse auf die Qualität und das Preisniveau der zu erbringenden Beratung zulassen, dass sich Sachverstand & Fairness hier wie dort ebenso finden lassen, wie Inkompetenz und Wucher.

Mir scheint, die Gruppe der Autodidakten und Selbstentscheider wächst schneller als die derjenigen, die sich via Honorar beraten lassen. Oder um es noch deutlicher zu sagen: so lange sich die Empfehlungen, Portfolien und Finanzprodukte und damit die Ergebnisse, die aus der provisions- und honorarbasierten Beratung resultieren, nicht eindeutiger voneinander unterscheiden und damit Aufschluss über Nutzen und Mehrwerte liefern, bleibt die Diskussion für und wider Honorar- und Provisionsberatung Spiegelfechterei. Der ab 2018 geltende laufende Kickbackausweis wird daran wenig ändern, die Anleger eher noch stärker dafür sensibilisieren, das Preis- / Leistungsverhältnis der ihnen auf unterschiedlichen Vergütungswegen angebotenen oder erbrachten Leistungen grundsätzlich stärker zu hinterfragen und daraus im Einzelfall ihre Konsequenzen zu ziehen.

Björn Drescher ist Gründer des auf Fonds spezialisierten Finanzinformationsdienstleisters Drescher & Cie (www.drescher-cie.de).