Am 27. März hat die Europäische Wertpapier- und Markt­regulierungsbehörde ESMA (European Securities and Markets Authority) die Maßnahmen für die Regulierung von Differenzkontrakten (Contracts for Difference, kurz: CFDs) bei Privatanlegern festgelegt. Unter anderem werden der Einsatz von Hebeln stark eingeschränkt und die Nachschusspflicht verboten. Letzteres hatte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) bereits im vergangenen Jahr in Deutschland veranlasst. Die ESMA-Änderungen sollen in den kommenden Monaten in Kraft treten. Bei Eröffnung einer CFD-Position sind dann nur noch Hebel zwischen zwei und 30 möglich. Das Prinzip dabei: Je volatiler der Basiswert ist, desto geringer ist der Hebel.

Grundsätzlich begrüßt ActivTrades die Regulierung, die Verlust­risiken der Anleger verringern und die Transparenz der Branche erhöhen soll. Wir werden daher die Vorgaben konsequent umsetzen. Der Teufel steckt jedoch im Detail. Die Umsetzung der Maßnahmen könnte Folgen nach sich ziehen, die mit Sicherheit nicht im Sinne der ESMA sind.

So besteht die Gefahr, dass viele Anleger aus der Europäischen Union nach wie vor mit den bislang erlaubten Hebeln von 100, 200 oder sogar 400 agieren wollen. Anstatt sich wie bisher für einen regulierten Broker aus der EU zu entscheiden, könnten sie künftig auf CFD-Anbieter aus deutlich weniger regulierten Offshore-Regionen außerhalb der EU zurückgreifen. Dies wäre eine Entscheidung für eine höhere Hebelwirkung - und für weniger Regulierung und Anlegerschutz.

Darüber hinaus kann man sich die Frage stellen: Führt eine Verringerung des Hebels beim durchschnittlichen Privatanleger automatisch zu einem verantwortungsvolleren Handeln? Oder riskiert er jetzt nicht noch mehr eigenes Geld? Hintergrund: Der Hebel entsteht bei CFDs, weil Anleger nur einen geringen Teil des Basiswerts als Sicherheitsleistung (Margin) hinterlegen. Je kleiner diese Margin ist, desto größer ist der Hebel.

Der direkte Hebel ergibt sich, indem man die Positionsgröße durch die Margin teilt. Handelt jemand zum Beispiel einen CFD auf eine Aktie, die bei 100 Euro notiert und hinterlegt dabei einen Euro als Sicherheitsleistung, ergibt sich ein Hebel von 100. Würde er stattdessen zwei Euro hinterlegen, entsteht ein Hebel von 50. Kurzum: CFD-Anleger, die künftig dieselben Geschäfte tätigen möchten wie bisher, müssen deutlich mehr Geld investieren. Ob die Investments dadurch besser laufen, scheint zumindest zweifelhaft.

Bei der Debatte um die Risikoreduzierung für die Anleger dürfen wir nicht vergessen, dass das Risiko sich ja nicht einfach in Luft auflöst. Es übernimmt nur ein anderer, nämlich der Broker. Das Verbot der Nachschusspflicht, die ActivTrades übrigens bereits im Jahr 2013 abgeschafft hat, erfordert ein ausgeklügeltes Risikomanagement des CFD-Anbieters.

Ein anderes, häufig von kleineren Brokern praktiziertes Modell ist hingegen, einfach die Gegenposition des Anlegers einzunehmen. Das heißt: Gewinnt der Anleger, verliert der Broker - und umgekehrt. Dies ist bei vielen Tradern sehr unbeliebt, da dies aus ihrer Sicht zu einem Interessenkonflikt führen könnte.

Fazit: Aus der neuen ESMA-Regulierung ergeben sich Herausforderungen. Zugleich bietet sie Chancen für die Branche. So werden Broker gezwungen sein, sich nicht mehr anhand der Hebelstärke von anderen Anbietern zu unterscheiden, sondern auch mit Dingen wie Qualität von Plattform, Preis, Produkten und Service zu punkten. Dies könnte der Beginn einer Marktkonsolidierung sein, bei der nur die besten CFD-Anbieter bestehen werden.

Alex Pusco: Alex Pusco ist Gründer und Geschäftsführer von ActivTrades. Das Brokerhaus mit Hauptsitz in London wird von der britischen Aufsichtsbehörde Financial Conduct Authority (FCA) reguliert. Bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs­aufsicht (Bafin) ist ActivTrades registriert und zugelassen. Der Broker ist Mitglied des britischen Einlagensicherungsfonds Financial Service Compensation Scheme (FSCS).