von Axel Retz

Nachdem die japanische Konjunktur im dritten Quartal unter Beweis gestellt hatte, dass weder die irrwitzige Geldpolitik der Bank of Japan noch die exzessive Fiskalpolitik der Wirtschaft auf die Beine zu helfen vermögen, wetteten die Anleger schon am Dienstag wieder darauf, dass das muntere Treiben nun noch verrückter werden wird. Die Logik dahinter: Was geht es uns an, ob die Wirtschaft in die Rezession kippt, solange die Notenbank eine Verzweiflungstat nach der anderen begehen muss.

Ludwig von Mises, namhafter Vertreter der sgn. Österreichischen Schule, hat es einmal majestätisch einfach ausgedrückt: "Es gibt keinen Weg, den finalen Kollaps eines Booms durch Kreditexpansion zu vermeiden. Die Frage ist nur, ob die Krise früher durch Aufgabe der Kreditexpansion kommen soll, oder später zusammen mit einer finalen oder totalen Katastrophe des Währungssystems kommen soll."

Das japanische Modell der Geldpolitik, zumindest von der Absichtserklärung her auch das der EZB, bewegt sich genau auf diesem Kurs. Die Statuten der BoJ kenne ich nicht, die der EZB schon. Dort vertraut man darauf, dass sich die anhängigen Rechtsverfahren über Jahre hinziehen werden.

Notenbankmitglieder, die gegen Ihre eigenen Statuten und Ihre eigenen Claims verstoßen ("Die europäische Zentralbank (EZB) ist die Notenbank für die gemeinsame Währung Europas, den Euro. Ihre Hauptaufgabe ist es, die Kaufkraft des Euro und somit Preisstabilität zu gewährleisten."), sollten mal etwas anderes tun, als an langen Abenden mit reichlich Bier der Arbeit ihrer Druckerpresse zuzuhören. Die "Kaufkraft" des Euro erhöht sich ja dank der unverkennbar deflationären Tendenzen zunehmend, während die EZB händeringend versucht, dem entgegenzusteuern. Heißt: Die EZB versucht geradezu verzweifelt, die "Kaufkraft des Euro und somit Preisstabilität" zu unterminieren, kämpft also mittlerweile gegen die auf ihrer Webseite genannten Ziele.

Warum? Lassen Sie es mich einmal etwas umgangsspachlich ausdrücken: Weil die ... am dampfen ist.

Auf Seite 2: Wall Street: Hausse und keiner geht hin



Wall Street: Hausse und keiner geht hin

Dass die Wall Street von Rekord von Rekord eilt, obwohl ja das wichtigste Argument der Haussiers während der vergangenen Jahre - die Liquiditätsexzesse der FED - mittlerweile vom Tisch sind, ist bemerkenswert. Ja, die Wirtschaft brummt. Aber ihr Brummen (s. Beitrag der vergangenen Woche) ist ein statistisches. Und Hedgefondsmanager Singer hatte dazu ja bereits ein klares Statement veröffentlich: Alles gelogen.

Ob Herr Singer damit richtig liegt, weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass jede gesunde Hausse eines Aktienmarktes non einmal damit einhergeht, dass sie von möglichst vielen Aktien mitgetragen wird.

Aus diesem Grunde stelle ich Ihnen nun einmal vor, wie das an der NYSE (New York Stock Exchange) derzeit aussieht. Überraschung garantiert:



Quelle: www. private-profits.de

Irgendwie ist das schon "putzig", wie man hier in meiner Wahlheimat Oberfranken zu sagen pflegt. Eine Hausse, die zuletzt fast täglich neue Rekordstände in den Chart zauberte, wird nur von 55 Prozent aller an der NYSE gehandelten Aktien begleitet, die sich oberhalb ihres 200 Tage-GD befinden.

Eine Rekordserie, bei der nur etwas mehr als die Hälfte aller Aktien teilnimmt, hat für mich den nicht unbedingt süßen Beigeschmack von Nitroglycerin. Als Sprengstoff kennen Sie das Zeugs vielleicht aus Actionfilmen, viele meiner älteren Leser wenden den Stoff aber auch tgl. als Pumpspray oder Zerbeißkapseln bei Angina pectoris.

Notenbankgeld und dieses unter den Handelsmarken Nitorolingual verfügbare Medikament ähneln sich grundsätzlich in einem: Sie lindern die Symptome, therapieren aber nicht die zugrundeliegende Krankheit. Übermorgen wird an den Terminbörsen abgerechnet. Bis dahin dürften die Bullen alles tun, um die Kurse oben zu halten. Am Freitag spekulativ auf kurz laufende Puts zu setzen, ist m. E. nicht die dümmste Idee.

Auf Seite 3: Rohstoffe: Sag niemals nie



Rohstoffe: Sag niemals nie

Es ist noch gar nicht lange her, da herrschte auch beim Ölpreis einen "endlosen" Aufwärtstrend. Selbst Analysten, die es dank vieler Jahrzehnte Markterfahrung besser hätten wissen müssen, propagierten damals, dass der Ölpreis "nie mehr" nachgeben werde. Was daraus geworden ist, wissen wir. Und wir wissen auch, dass das Ende langer Haussephasen immer dann vor der Türe steht, wenn selbst besonnenere Gemüter vom Haussefieber durchgeschüttelt werden.



Quelle: www.private-profits.de

Aber nicht nur Öl, sondern der gesamte Rohstoffkomplex sendet mittlerweile eine klare Botschaft aus, gerichtet an die Aktienmärkte. Und diese Botschaft lautet: Die Weltwirtschaft driftet ab in Richtung Rezession. Dabei trifft sie auf Notenbanken, die alles Denkbare (und früher Undenkbare) getan haben, um genau das zu verhindern. Die Schere zwischen Realwirtschaft und Aktienmärkten wird sich auch diesmal wieder schließen. Und nicht "nie". Für viele der heutigen Zocker wird das ein böses Erwachen bedeuten.

Viel Erfolg und beste Grüße

Axel Retz

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt die Portale www.private-profits.de und www.moneyversum.de .

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