von Axel Retz

"Operation Iraqi Freedom" hieß es 2003, und von "Operation Enduring Freedom" war in Afghanistan die Rede. Was die damit beglückten Länder damals davon hielten und heute davon halten, dazu fragt man am besten einmal vor Ort nach. Mit dem Ende vergangenen Jahres von Präsident Obama unterzeichneten Gesetz HR5859 trat nun der "Ukraine Freedom Support Act" in Kraft. Dass US-Kongress und -Senat ein Gesetz verabschieden, mit dem sich die USA selbst den Freibrief zur Privatisierung weiter Teile des ukrainischen Energiesektors genehmigen, ist das Eine. Das Andere ist, dass HR5859 auch vorsieht, die Ukraine massiv aufzurüsten und das Militär auf Nato-Standard zu bringen. 1994 unterzeichneten auch die USA das Budapester Memorandum, in dem der Ukraine im Gegenzug für den Verzicht auf Atomwaffen die politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit zugesichert wurde. Der "Ukraine Freedom Support Act" deutet in eine ganz andere Richtung. Mit welchem Recht? Mit dem Recht einer Arroganz, die andere immer gerne belehrt, dass die Stärke des Rechts, nicht das Recht des Stärkeren gelten müsse, sich selbst aber am allerwenigsten daran hält.

Die für heute geplanten Ukraine-Gespräche in Minsk verlangen von Moskau das Unmögliche: Sollte der russische Präsident Putin einer Waffenruhe nicht zum Durchbruch verhelfen, so die Ansage des Westens, insbesondere aber der USA, wird es zu einer militärischen Eskalation kommen. Obwohl man es besser weiß, wird immer noch so getan, als ob Russland eine der beiden Parteien in diesem Konflikt, zumindest aber in der Lage wäre, die sgn. Separatisten in Richtung des vom Westen Gewollten zu zwingen. Bedenkt man, dass der ukrainische Präsident seinerseits nur Teile seiner offiziellen Truppen unter Kontrolle hat, während andere Teile machen, was sie wollen, mutet die Forderung an Russland unerfüllbar an. Und vermutlich ist das auch so gewollt. Ich für meinen Teil, und Gott gebe, dass ich mich irre, werde nicht den Eindruck los, dass es im Westen Kreise gibt, die partout Krieg wollen und dass Europas NSA-bespitzelte Politiker nicht den Mumm haben, diesen Bestrebungen unter Inkaufnahme eines transatlantischen Zerwürfnisses eine klare Absage zu erteilen. Der Krieg, Herr Obama, Herr Schulz, Herr Gauck und auch Herr Steinmeier, ist ein Spiel, das man nur gewinnen kann, wenn man nicht spielt.

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Rohöl: Mit dem Lineal zum Erfolg

Die gestern aus China gemeldeten Inflationszahlen legten im Januar gegenüber dem Vorjahresmonat mit nur noch 0,8 Prozent so schwach zu wie seit fünf Jahren nicht mehr. Besonders deutlich fiel der Abschwung bei den Erzeugerpreisen aus, die um 4,6 Prozent einbrachen und damit einen seit nunmehr 36 Monaten bestehenden Trend fortsetzten.

Nachdem China einen Tag zuvor bereits einen Rückgang der Exporte und einen regelrechten Absturz der Importe vermeldet hatte und auch vom Immobilienmarkt deutliche Warnzeichen kommen, scheint sich nun zu bewahrheiten, was ich hier schon mehrfach schrieb: Chinas oft kritisierter Hang, westliches "Know-how" zu kopieren, macht leider auch nicht vor Plagiaten der Fehler der westlichen Wirtschaftssysteme nicht Halt.

Da die USA über die umstrittene Fördermethode des Frackings mittlerweile zum größten Ölproduzenten der Welt aufgestiegen sind, dürfte die Schwäche der chinesischen Wirtschaft für die Rohstoffe, insbesondere für den Ölpreis, eine neue Belastungsprobe bedeuten.



Quelle: www.private-profits.de

An Argumenten, warum der Ölpreis zuletzt zulegte, besteht kein Mangel. Im Nachhinein natürlich, so wie wir es gewohnt sind. Der wirkliche Grund für die Stabilisierung dürfte m. E. rein charttechnischer Natur sein. Denn wie Sie im abgebildeten Langfristchart erkennen, setzte die jüngste Erholung punktgenau nach dem Aufsetzen des Barrelpreises auf der seit Ende 1998 etablierten Aufwärtstrendgeraden ein, die auch zum Jahreswechsel 2008/2009 einmal den Beginn der Trendumkehr eingeläutet hatte. Wiederholen wird sich das wohl kaum: 2008/2009 standen Weltwirtschaft und Börsen am Beginn eines neuen Aufschwungs, heute sieht es geradewegs andersherum aus. Für Anleger ist diese Situation eine nahezu ideale Sache: Warten Sie einfach, bis die seit 1998 bestehende Haussegerade unterschritten wird, um dann erneut die Putkarte auszuspielen. Ein Gewinn von über 70 Prozent mit einem (defensiven!) Öl-Put, wie ich ihn seit Ende Oktober eingefahren habe, ist m. E. ohne weiteres wiederholbar. Denn fällt das letzte Zwischentief, stellt sich das nächste Preisziel für Öl (Sorte Brent) auf 35 US$/barrel. Sollte es anders als von mir erwartet kommen, werden wir rechtzeitig genug Kaufsignale sehen.

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Dow Jones: Erst Topp, dann Hopp?

Den nachstehenden Chart kennen Sie. Zumindest wenn Sie meine Texte schon ein Weilchen lang verfolgen. Er zeigt uns den Dow Jones jeweils auf Basis der Monatsschlusskurse. Wie Sie sehen, hat sich hier ein gewaltiges charttechnisches "Megaphon" gebildet. Ich war davon ausgegangen, dass die Aufwärtsbewegung des DJIA bei Erreichen der oberen Begrenzung dieser Chartformation zu Ende ginge. Es kam anders. Der Kurs brach nach oben aus.



Quelle: www.private-profits.de

Zu Jahresbeginn setzte der Kurs jetzt allerdings wieder auf diese charttechnische Linie zurück. Und die Gefahr eines Rückfalls in das "Megaphon" ist nicht von der Hand zu weisen. Kommt es dazu (Schlusskurs am 27. Februar unter 17.000), ist es m. E. an der Zeit, sich einmal mit etwas Spekulativerem zu beschäftigen. Also mit dem, was heute für die meisten Anleger (wieder einmal) undenkbar ist. Ich denke da an so etwas wie einen Kursrückgang in der Größenordnung von mindestens 30 Prozent, wahrscheinlich aber mehr. Spekulativ daran ist nur, dass sich diese Idee gegen den Mainstream richtet. Aber als ich gestern in meiner Sparkasse ein handgemaltes Schild sah, auf dem zu lesen stand, dass man jetzt über Wertpapierkäufe nachdenken sollte, um dem Zinsdesaster zu entgehen, dachte ich mir, dass der nächste Bums am Aktienmarkt nicht mehr weit sein kann.

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Zinsen: Reset des Währungssystems

Alle sparen. Wissen wir ja. Seit der Finanzkrise haben die Staaten ihre Lektion gelernt und kräftig auf die Schuldenbremse getreten. Habe ich gehört. Zu viel zu billiges Geld an nicht unbedingt vertrauenswürdige Schuldner hatte den ganzen Schlamassel 2007 schließlich ins Rollen gebracht. So weit, so gut. Nach einer neuen Studie der Unternehmensberatung McKinsey ist die globale Verschuldung seit 2007 allerdings keineswegs gefallen, sondern von 142 Billionen bis 2014 auf 199 Billionen Dollar gestiegen. Passend zur morgigen Weiberfastnacht würde ich als Kölner also sagen, dass wir da ganz schön "veräppelt" wurden.



Quelle: www.private-profits.de

1981 konnten Sie mit einer US-Anleihe von 30 Jahren Laufzeit 15,08 Prozent Rendite erwirtschaftet werden. Das galt damals als "normal". In einem Zins- und Zinseszinssystem ist die Crux halt, dass all das, was man den Gläubigern zusagt und was ggf. auch (thesaurierend) wieder neu angelegt wird, irgendwann auch zurückgezahlt werden muss. Schwer wiegen auch die Zinszahlungen selbst. Die Logik eines solchen Systems erzwingt geradezu, dass die Zinsen sinken müssen.

Was zur etwas perversen Situation führt, dass ein Schuldner, der immer und immer mehr Geld benötigt, um seine Gläubiger zu bedienen, dafür beständig niedrigere Zinsen zahlt. Auf den Punkt gebracht: Je näher die Pleite der Gläubiger rückt, umso weniger Risikoaufschläge (=Zinsen) zahlen sie ihren Gläubigern. Hier wird das klassische Modell des Rentenmarktes von Grund auf in die Tonne getreten. Das den Anlegern in Staatsanleihen als Erfolgsmodell verkauft zu haben, ist ein dermaßen geniales Meisterstück, dass ich definitiv nur den Hut ziehen kann. Diese Genialität der Gläubiger (Notenbanken, Staaten) wird durch die unglaubliche Ahnungslosigkeit der Käufer von Staatsanleihen in ein perfektes Gleichgewicht gebracht.

Diese "sicheren" Anlagen sind wirklich sicher. Sicher zum Untergang verdammt. Denn dieses Finanzsystem läuft unausweichlich auf seine Implosion zu. Brief und Siegel gerne von mir. Warum das nicht gar nicht anders sein kann und warum das auch immer schon so war und sich nur immer wieder ereignen kann, lesen Sie, wenn Sie mögen, am Samstag in meinem kostenlosen wöchentlichen pp-Newsletter https://www.private-profits.de/newsletter.html .

Viel Erfolg und beste Grüße

Axel Retz

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt die Portale www.private-profits.de und www.moneyversum.de .