Die wöchentlichen Berichte der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) zeigen den Anlegern auf, wie sich bei Gold-Futures im Vergleich zur Vorwoche die Stimmung verändert hat. Aus diesem sogenannten Commitments of Traders-Report erfährt man zum Beispiel, ob das allgemeine Interesse an Gold-Futures zugenommen oder abgenommen hat. Ablesbar wird dies durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest). Deutlich stärker interessieren sich die Akteure an den Goldmärkten aber für eine andere Frage: Wie haben sich per Saldo die Transaktionen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) auf Wochensicht verändert? Dadurch lässt sich nämlich ableiten, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist. Für die Bewertung des aktuellen Stimmungsumfelds hinsichtlich Gold sind diese Daten ausgesprochen interessant.

In der Woche zum 28. August hat sich die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten erstmals seit eineinhalb Monaten wieder deutlich erhöht. Innerhalb einer Woche war eine Vervielfachung von 1.700 auf 8.300 Futures registriert worden, was vor allem auf die Transaktionen der Großspekulanten zurückzuführen war. Weil diese ihr Short-Exposure um fast 12.000 Kontrakten deutlich stärker reduziert haben als ihr Long-Engagement (minus 6.100 Futures), hat sich deren Pessimismus signifikant abgeschwächt. Auf Wochensicht war hier ein kräftiger Rückgang der Netto-Short-Position von minus 8.700 auf minus 3.100 Futures registriert worden.

Auch Kleinspekulanten sind im Berichtszeitraum zuversichtlicher geworden. Deren Netto-Long-Position hat sich nämlich von 10.400 auf 11.300 Kontrakte (+8,7 Prozent) spürbar erhöht. Die große Frage lautet nun: War dies der Startschuss für einen nachhaltigen Stimmungswechsel inklusive charttechnischem Trendwechsel nach oben? Für eine generelle Entwarnung scheint die Zeit noch nicht reif zu sein, aber ein bisschen Hoffnung könnte durchaus gerechtfertigt zu sein.

Auf Seite 2: US-Anleger verspüren wenig Lust auf Gold

In Nordamerika stehen die Investoren einem Investment in Gold derzeit besonders kritisch gegenüber. Dies kann man nicht nur an den Terminmärkten, sondern auch im ETF-Sektor und im Münzhandel beobachten. Anfang August meldete zum Beispiel der World Gold Council für die Monate Januar bis Juli signifikante Goldabflüsse in Nordamerika. Diese beliefen sich auf über 20 Tonnen, während in Europa und Asien im selben Zeitraum ETF-Zuflüsse im Volumen von 44,4 bzw. 5,7 Tonnen registriert wurden. Auch bei der nationalen Prägeanstalt US Mint fiel das Interesse an Goldmünzen in diesem Jahr relativ bescheiden aus.

So wurden zum Beispiel im August lediglich 21.500 Feinunzen Gold in Form von "American Eagles"-Goldmünzen ausgeliefert, nachdem im Monat zuvor noch ein Wert von 35.000 Feinunzen gemeldet worden war. Zur Erinnerung: Der höchste Absatz wurde 2018 im Januar (58.500 Feinunzen) und der niedrigste im März (3.500 Feinunzen) erzielt. Damit hinkt der gegenwärtige Verkauf dem Absatzboom der Jahre 2009 und 2013 aber meilenweit hinterher. Damals wurden in den umsatzstärksten Monaten stets mehr als 200.000 Feinunzen ausgeliefert. Angesichts solcher Zahlen kann man das aktuelle Interesse an Goldmünzen "Made in USA" als extrem gering einstufen.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.