An den Terminmärkten war in der Woche zum 9. Oktober zwar das allgemeine Interesse an Gold-Futures gestiegen, doch der Saldo der Transaktionen fiel unter den Terminmarktprofis eindeutig "bearish" aus. So hat sich die kumulierte Netto-Short-Position (Pessimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten zum vierten Mal in Folge verschlechtert. Innerhalb einer Woche gab es einen regelrechten Einbruch von minus 8.900 auf minus 25.900 Kontrakte zu beobachten. Noch schlechter war die Stimmung letztmals im April 2001. Großen Anteil hatten an dieser massiven Stimmungseintrübung wieder einmal große Terminspekulanten (Non-Commercials. Sie haben nämlich ihr Long-Exposure um 12.700 Kontrakte reduziert und zugleich ihre Short-Seite um 3.600 Futures aufgestockt, wodurch deren Netto-Short-Position von minus 21.800 auf minus 38.200 abgesackt ist.

Deutlich weniger desaströs entwickelte sich die Stimmung unter den Kleinspekulanten (Non-Reportables). Sie waren letztmals im Januar 2016 überwiegend pessimistisch (netto short) gestimmt. Ihre Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) hat sich auf Wochensicht lediglich leicht abgeschwächt und ermäßigte sich von 12.900 auf 12.300 Kontrakte. Mittlerweile dürfte sich die Gemengelage an der Terminbörse Commodity Exchange hinsichtlich Gold-Futures wieder spürbar entspannt haben. Da der Commitments of Traders-Report stets auf den Daten vom Dienstag basiert, war der jüngste Ausverkauf an den internationalen Aktienmärkten inklusive der nachfolgenden Goldpreiserholung noch gar nicht berücksichtigt. Dass selbst US-Anleger wieder Gefallen an Gold gefunden haben, zeigt die Entwicklung der Kapitalzuflüsse beim weltgrößten Gold-ETF SPDR Gold Shares. Innerhalb einer Woche hat sich nämlich dessen gehaltene Goldmenge von 730,17 auf 744,64 Tonnen deutlich erhöht. Damit ging eine mehrmonatige Durststrecke zu Ende, schließlich gab es letztmals am 23. Juli einen Kapitalzufluss zu vermelden.



Auf Seite 2: Gold hat als Krisenschutz kaum profitiert Auf die Kursverluste wichtiger Aktienindizes reagierte der Krisenschutz bislang relativ unaufgeregt. Während DAX und Dow-Jones auf Wochensicht um 4,8 bzw. 4,2 Prozent eingebrochen sind, verbuchte der Goldpreis lediglich ein Plus in Höhe von 1,3 Prozent. Normalerweise wird dem gelben Edelmetall eine negative Korrelation zu Aktien attestiert. Soll heißen: Tendieren Blue Chips schwächer (stärker) geht es mit dem Krisenschutz bergauf (bergab). Diese Schutzfunktion hat in der abgelaufenen Handelswoche aber eher versagt, da vor allem eine Kapitalflucht in US-Staatsanleihen stattgefunden hat. Mit deutlich über drei Prozent bieten Bonds mit zehn Jahren Laufzeit mittlerweile mehr als die Inflation "auffrisst". So wurde für September eine US-Teuerungsrate von lediglich 2,4 Prozent gemeldet. Anleihebesitzer in Deutschland sind von positiven Realzinsen noch meilenweit entfernt, schließlich werfen zehnjährige Bundesanleihen bei einer Inflation von aktuell 2,3 Prozent lediglich eine Mini-Rendite von 0,52 Prozent ab.

Auch unter charttechnischen Aspekten kann man dem Goldpreis lediglich eine Bodenbildung im Bereich von 1.200 Dollar attestieren. Mittlerweile dauert diese Phase bereits zweieinhalb Monate an. Um keinen chartinduzierten Verkaufsdruck zu generieren, sollte diese Unterstützung auf keinen Fall verletzt werden. Weil sowohl die 100- als auch die 200-Tage-Linie eine fallende Tendenz aufweist, kann das Marktsentiment trotz des jüngsten Rebound als tendenziell "bearish" bezeichnet werden. Ein bisschen Hoffnung macht allerdings der jüngste Ausbruch in Richtung 1.220 Dollar.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Besonders aussagekräftig wird das Update für Investoren aber vor allem dadurch, dass man sich über die aktuellen Gemütslagen der verschiedenen Marktakteure detailliert informieren kann. Denn der Bericht zeigt genau auf, wie sich innerhalb einer Woche die Transaktionen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert haben. Daraus lässt sich dann ableiten, wer optimistischer, wer skeptischer oder wer pessimistischer geworden ist. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.