Einmal pro Woche informiert die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission, welche Transaktionen die kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), die Großspekulanten (Non-Commercials) und die Kleinspekulanten (Non-Reportables) getätigt haben und welche Stimmungsveränderung sich daraus ableiten lässt. In der Woche zum 30. August konnte man unter den spekulativen Marktkräften vor allem eines feststellen: erhebliche Meinungsverschiedenheiten.

Beim allgemeinen Interesse an Silber-Futures gab es einen kräftigen "Aderlass" zu vermelden. So hat sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) in der Woche zum 30. August von 206.264 auf 189.416 Futures (-8,2 Prozent) markant reduziert. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Spekulanten war im Berichtszeitraum ein Rückgang von 98.069 auf 95.678 Kontrakte (-2,4 Prozent) zu beobachten. Dieses Minus war in erster Linie auf die wachsende Skepsis der Kleinspekulanten zurückzuführen. Großspekulanten sind hingegen im Vergleich zur Vorwoche etwas optimistischer geworden.

In der vergangenen Woche haben Kleinspekulanten ihre Long-Seite überdurchschnittlich stark reduziert, wodurch deren Netto-Long-Position von 14.866 auf 11.324 Kontrakte (-23,8 Prozent) kräftig abgenommen hat. Großspekulanten haben hingegen ihr Short-Exposure innerhalb einer Woche stärker zurückgefahren als die Zahl der long positionierten Futures. Ihre Netto-Long-Position hat sich daraufhin von 83.203 auf 84.354 Futures (+1,4 Prozent) leicht erhöht. Alles in allem kann man den Terminspekulanten weiterhin einen starken Optimismus attestieren, schließlich übertrifft die aktuelle Netto-Long-Position den Ende Dezember maßgeblichen Wert weiterhin um mehr als das Dreifache.

Auf Seite 2: Charttechnischer Rebound nach "Bärenfalle" Ende August benötigten Silberfans ausgesprochen gute Nerven. Mit dem markanten Rutsch unter die im Bereich von 19 Dollar angesiedelte Unterstützungszone wurde nämlich ein charttechnisches Verkaufssignal ausgelöst. Dieses erwies sich mittlerweile allerdings als "Bärenfalle". Ende 2013 und Mitte 2014 erwies sich der Boden bei 19 Dollar bereits mehrfach als solide und tragfähig. Grundsätzlich braucht man sich bei Silber derzeit keine großen Sorgen machen, da der Aufwärtstrend weiterhin intakt ist. Die steil nach oben verlaufende 100- bzw. 200-Tage-Linie sind hierfür der beste Beweis.

Auch der Anfang 2016 erfolgte Ausbruch aus dem Abwärtstrend spricht ebenfalls für Silber, schließlich werden solche Ausbrüche in der Chartlehre als Trendwechselsignal interpretiert. Falls das konjunktursensitive Edelmetall erneut einen Schwächeanfall erleidet, sollten Anleger die Kursmarken von 17 bzw. 16 Dollar genau im Auge behalten. Hier setzte Silber in der Vergangenheit häufig auf und drehte nachfolgend wieder nach oben. Alles in allem stehen beim Silberpreis die charttechnischen Ampeln weiterhin auf "Grün".

Im Sinkflug befanden sich in den Sommermonaten allerdings die Verkäufe von American-Eagles-Silbermünzen. So meldete die US Mint für die Monate Juni (-41 Prozent), Juli (-75 Prozent) und August (-74 Prozent) gegenüber den Vorjahreswerten regelrechte Absatzeinbrüche. Für das Gesamtjahr droht nun ein erhebliches Minus. In den ersten acht Monaten 2016 wurden nämlich mit 28,9 Millionen Feinunzen 10,4 Prozent weniger als in der vergleichbaren Vorjahresperiode ausgeliefert. Die Chance auf einen erneuten Rekordabsatz von Silbermünzen ist damit relativ gering. Zur Erinnerung: 2015 erzielte die US Mint mit 44,9 Millionen Feinunzen der Silbervariante des American Eagles ein neues Allzeithoch. Generell spielt an den Silbermärkten die Musik aber eher an den Terminmärkten bzw. im ETF-Sektor.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.