Die Terminmärkte üben erfahrungsgemäß einen besonders starken Einfluss auf den Silberpreis aus. Im wöchentlichen Rhythmus informiert die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) über die an der Terminbörse Comex getätigten Transaktionen und Trends der diversen Marktakteure. Anleger interessieren sich dabei unter anderem für das allgemeine Interesse an Silber-Futures, welches durch die Anzahl offener Kontrakte - den sogenannten Open Interest - gemessen wird. Mit Argusaugen wird jedoch vor allem auf Hinweise geachtet, wie sich im Vergleich zur Vorwoche die Stimmungen kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert haben. Daraus kann man dann erkennen, ob diese optimistischer, skeptischer oder pessimistischer geworden sind.

In der Woche zum 18. April war bei der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) ein signifikanter Zuwachs registriert worden. Sie erhöhte sich nämlich von 220.172 auf das Rekordhoch von 227.984 Futures (+3,5 Prozent). Die Stimmung unter den spekulativen Marktakteuren hat sich im Berichtszeitraum aber wieder einmal völlig konträr entwickelt, wobei die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten von 114.414 auf 116.832 Futures (+2,1 Prozent) geklettert ist. Damit wurde auch bei diesem Stimmungsindikator ein neues Allzeithoch erreicht.

Besonders interessant: Zum dritten Mal in Folge war unter großen und kleinen Terminspekulanten eine gegensätzliche Stimmungstendenz zu beobachten. Während Großspekulanten skeptischer geworden sind und ihre Netto-Long-Position im Berichtszeitraum von 105.515 auf 103.887 Kontrakte (-1,5 Prozent) reduziert haben, sind Kleinspekulanten erheblich optimistischer geworden. Bei ihnen war nämlich im selben Zeitraum ein kräftiger Anstieg der Netto-Long-Position von 8.899 auf 12.945 Kontrakte (+45,5 Prozent) registriert worden. In diesem Jahr hat sich die Stimmung großer und kleiner Terminspekulanten selten in dieselbe Richtung entwickelt. Von insgesamt 16 Updates gab es immerhin zwölfmal unterschiedliche Stimmungstendenzen zu vermelden.

Auf Seite 2: Charttechnik Silber





Charttechnik Silber - Trendwechselsignal nach unten droht



Beim Silberpreis herrscht aus charttechnischer Sicht derzeit ein besonders hohes Maß an Spannung. Grund: Aktuell befindet sich das Edelmetall in einem heißen Kampf mit der 200-Tage-Linie. Sollte sie markant verletzt werden, gilt dies in der Chartlehre als klares Verkaufssignal. Als zusätzlicher Belastungsfaktor ist der Umstand zu werten, dass die langfristige Durchschnittslinie aktuell nach unten zu drehen scheint. Auch dies wird unter chartorientierten Investoren eher als Ausstiegssignal interpretiert. In der Nähe des aktuellen Kursniveaus befinden sich zudem signifikante charttechnische Unterstützungszonen sowie markante charttechnische Hürden. Ein Kaufsignal entstünde zum Beispiel für den Fall, dass die im Bereich von 18,50 Dollar verlaufende Widerstandszone nachhaltig überwunden wird.

Chartinduzierter Verkaufsdruck



Chartinduzierter Verkaufsdruck könnte hingegen aufkommen, falls der charttechnische Boden bei 17,50 Dollar nicht halten sollte. Extrem wichtige Haltezonen verlaufen außerdem bei bei 16 und bei 14 Dollar. Diese sollten auf keinen Fall unterschritten werden, da sich dadurch das charttechnische Sentiment erheblich eintrüben würde. Die seit drei Jahren zu beobachtende Bodenbildung wäre dadurch nämlich akut gefährdet. Auf Sicht von zehn Jahren bewegt sich der Silberpreis derzeit eindeutig näher am unteren Ende seiner während dieses Zeitraums verlaufenden extrem breiten Tradingrange von 9 bis 48 Dollar. Fazit: Unter diesem Aspekt fällt das Aufwärtspotenzial von Silber um ein Vielfaches höher als dessen Rückschlagpotenzial aus.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat.
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.