Das Rätselraten um den künftigen geldpolitischen Kurs der US-Notenbank Fed geht auch in der neuen Börsenwoche weiter. Dabei steht vor allem die alljährliche Konferenz der Währungshüter in Jackson Hole ab Donnerstag im Rampenlicht.

"Ob diese aber in den Rocky Mountains zu neuen Erkenntnissen über den Zinserhöhungspfad kommen, ist ungewiss", schreiben die Experten der Helaba. In der alten Woche brachten die mit Spannung erwarteten Protokolle der letzten Fed-Sitzung im Juli keine Ruhe an den Aktienmarkt. Laut den Mitschriften schließen die meisten Entscheidungsträger eine Zinserhöhung im September nicht aus. Der Dax notierte am Freitag mit 15.570 Stellen 1,7 Prozent unter dem Vorwochenniveau.

Das dreitägige Treffen der Notenbanker im US-Bundesstaat Wyoming steht dieses Jahr unter dem Motto "Strukturelle Veränderungen in der Weltwirtschaft". Investoren erhoffen sich einen Fingerzeig, wie es mit der Zinspolitik in den USA weitergeht. Im vorigen Jahr hatte Fed-Chef Jerome Powell das vom Fed-Bezirk Kansas City ausgerichtete Forum genutzt, um einen langen Kampf gegen die Inflation auszurufen.

Chinesische Zentralbank will Zinsen senken

Außerdem behalten die Investoren die weiteren Entwicklungen in China im Blick. Probleme bei den Immobilienriesen Evergrande und Country Garden haben zuletzt ein Zittern um den Zustand der chinesischen Wirtschaft ausgelöst. Am Montag dürfte Chinas Notenbank versuchen, die maue Konjunktur mit der Senkung von Schlüsselzinsen anzukurbeln. Die Analysten zeigen sich allerdings skeptisch. "Aus unserer Sicht kann Peking nicht viel tun, um die Wirtschaft zu stützen", sagt Mark Dowding, Manager beim Vermögensverwalter RBC BlueBay. "In vielerlei Hinsicht ähneln die heutigen Probleme Chinas jenen, mit denen sich Japan in den 1990er-Jahren konfrontiert sah."

Im Rampenlicht bei den Konjunkturdaten stehen indes Zahlen aus Europa und den USA. Die Anleger warten dabei vor allem auf die für Mittwoch geplanten Einkaufsmanagerindizes. "Besonders wichtig sind im Moment die Zahlen aus den USA, und zwar wegen der dort weiterhin robusten Wachstumsdaten", schreiben die Experten der Deutschen Bank. In der alten Woche befeuerten überraschend starke US-Konjunkturdaten neue Zinsängste. Die Fed will ausreichend hohe Zinsen, um die Inflation zu bekämpfen, die Wirtschaft dabei aber nicht abzuwürgen. Experten gehen davon aus, dass sich die konjunkturelle Talfahrt in Deutschland und der Euro-Zone im August minimal beschleunigt hat. In den USA dürfte das Barometer für die Industrie dagegen leicht zulegen.

Deutsche Wirtschaft im Blick

In den Fokus rückt auch die zuletzt schwächelnde deutsche Wirtschaft. Am Freitag legt das Statistische Bundesamt die Details zum Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal vor. Laut vorläufigen Daten war die Wirtschaft im Frühjahr der Rezession nur knapp entgangen. Nach zuvor zwei negativen Quartalen in Folge schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt von April bis Juni nicht weiter, sondern stagnierte auf dem Niveau vom Jahresbeginn. Ebenfalls zum Wochenausklang veröffentlicht das Münchner Ifo Institut seinen Geschäftsklimaindex für August. Dieses wichtige Barometer für die künftige Entwicklung der Wirtschaft dürfte laut Experten das vierte Mal in Folge sinken - und zwar auf 86,7 Zähler von 87,3 Punkten im Juli.

Die Bilanzsaison ist unterdessen nahezu zu Ende. Im Rampenlicht bei den noch anstehenden Geschäftsberichten steht vor allem die Veröffentlichung von Nvidia am Mittwoch. Der US-Chiphersteller hat für das laufende Quartal einen Umsatz deutlich über Expertenerwartungen vorhergesagt. Die Hoffnung, dass auch andere Halbleiter-Konzerne vom Boom um die Künstliche Intelligenz (KI) profitieren könnten, trieb kurz darauf die Aktien im ganzen Sektor in die Höhe. Am Freitag werden auch die Zahlen des Nvidia-Rivalen Marvell erwartet.

rtr