Die Europäische Union hat ihr Klimaschutzziel verschärft: Die C02-Emissionen sollen bis 2030 gegenüber dem Ausgangsjahr 1990 nicht mehr nur um 40 Prozent, sondern um 55 Prozent reduziert werden. Die Anhebung ist ein zentrales Element des "Green Deal", mit dem Europa bis 2050 klimaneutral sein will. Um das Ziel zu erreichen, greift die EU auf bestehende Lenkungsinstrumente zurück.

Eines davon ist der Handel mit Verschmutzungsrechten. Unternehmen, die Kohlendioxid in die Luft abgeben, benötigen für jede Tonne Kohlendioxid ein C02-Zertifikat. Der Handel mit Verschmutzungsrechten wurde bereits 2005 eingeführt. Doch waren die Zertifikate so günstig, dass sie keinen Anreiz boten, den Ausstoß zu verringern.

Das hat sich mittlerweile geändert. Vom Corona-bedingten Rückgang erholte sich der Preis mit 31 Euro je Tonne schnell und testete das Rekordhoch. Zusammen mit der ohnehin bereits beschlossenen Verschärfung des Emissionshandels, die ab 2021 in Kraft tritt, steigt angesichts der neuen Ziele der Druck auf die Industrie, zu handeln oder C02-Zertifikate teuer zu erwerben. Viele werden erst einmal kaufen müssen. Dieser Druck könnte dafür sorgen, dass sich der Preis 2021 möglicherweise verdreifacht, meinen die Analysten von Berenberg.

Das Angebot schrumpft

Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen, erhalten einen Teil der benötigten Zertifikate kostenlos. Weil zu viele Zertifikate auf dem Markt waren, was den Preis niedrig hielt, werden nun Zertifikate eingezogen. Das Vorgehen führte bereits Anfang 2020 zu einem steigenden Preis. Mitte des Jahres 2021 wird die verfügbare Menge der C02-Zertifikate erneut überprüft und reduziert werden. Zudem decken sich die Unternehmen vorsorglich mit noch vermeintlich günstigen Zertifikaten ein. Doch je weniger auf dem Markt sind, desto höher steigt der Preis.

Und die Nachfrage wird zunehmen, weil die Ausweitung der Branchen geplant ist. Berenberg geht zudem von einer Erholung der Konjunktur aus, was die Nachfrage zusätzlich anschiebt. All dies könnte durch den Brexit verstärkt werden. Sollte Großbritannien seinen C02-Preis nicht an den der EU koppeln, würde sich das Angebot nämlich verringern.

Die Emissionsrechte werden an Terminbörsen gehandelt. Anleger bilden mit dem Indexzertifikat den Preis eins zu eins ab. Risikobereite Investoren können die Entwicklung auch mit einem Turbo-Call hebeln. Das Produkt hat aber ein hohes Verlustrisiko. Fällt der Preis unter die Knock-out-Schwelle (aktuell 22,13 Euro), wird der Anleger ausgestoppt.