Gold glänzt wieder. Der Kurs des Edelmetalls ist kurzzeitig auf ein Allzeithoch bei 1.981 US-Dollar je Feinunze gestiegen. Damit wurde der Höchststand aus dem September 2.011 bei 1.921 Dollar übertroffen. Der Vertrauensverlust in die US-Währung ist auch einer der Gründe, warum Gold zuletzt so kräftig zulegen konnte. Der Dollar schwächelte im Juli so stark gegenüber vielen anderen Devisen wie zuletzt vor zehn Jahren.

Da Gold in Dollar notiert, wird es für Käufer aus anderen Währungsräumen preiswerter, das gelbe Metall zu kaufen, was die Nachfrage erhöht. Die Ursachen, warum der Greenback zuletzt so nachgab, tragen auch zum Run auf Gold bei. Die USA bekommen das Corona-Virus nicht in den Griff. Das führt zu wirtschaftlichen Verwerfungen und hoher Arbeitslosigkeit. Hinzu kommen gewalttätige Auseinandersetzungen auf den Straßen wegen Rassismus.

In den USA und Europa wird zum Ende des Jahres mit einer Pleitewelle gerechnet. Da die Pandemie global grassiert, fürchten viele Anleger eine Weltwirtschaftskrise wie in den 1930er-Jahren. Um dies zu vermeiden, drucken die Notenbanken viel Geld und legen gewaltige Konjunkturprogramme auf. "Viele Anleger befürchten, dass die enorme Geldflut früher oder später zu steigenden Preisen führen könnte. Daher investieren sie in Gold, das traditionell als Inflationsschutz gilt", erläutert Hans-Günter Ritter, Chefhändler beim Edelmetall-Handelshaus Heraeus, die anziehenden Preise.

Inflation sieht Analyst Hannes Huster vom Informationsdienst "Der Goldreport" noch von einer anderen Seite kommen. Die Abhängigkeit der Lieferketten von China dürfte nach den Erfahrungen in der Corona-Krise reduziert werden, was zum Aufbau einer eigenen Produktion in Europa und den USA führen werde. "Das wirkt preistreibend", sagt Huster.

Hinzu kommen die negativen Realzinsen in Europa und den USA. In den Vereinigten Staaten sind diese auf minus 0,9 Prozent gefallen, den tiefsten Stand seit 2012. Der Nachteil von Gold, dass es keine Zinsen bringt, spielt somit keine Rolle mehr.

Anleger flüchten in ETFs

Diese Gemengelage aus verschiedenen Faktoren lässt Anleger in Gold-ETFs flüchten. Im ersten Halbjahr 2020 erreichten die Zuflüsse in die Produkte global mit fast 40 Milliarden Dollar ein Rekordniveau. Sie sind hauptverantwortlich für den anziehenden Goldpreis. Denn die Zahl der Spekulanten an den Terminmärkten, die auf weiter steigende Preise setzen, ist noch weit vom Jahreshoch im Februar entfernt. Das deutet darauf hin, dass der Markt noch nicht überhitzt ist. Gold dürfte bald die Marke von 2.000 Dollar überwinden. Dann könnte es zu einer Verschnaufpause kommen. Mittelfristig sollten aber Preise von weit über 2.000 Dollar möglich sein, da sich an den preistreibenden Faktoren vorerst nichts ändert.

Noch erheblich stärker als Gold kletterte zuletzt dessen kleiner Bruder Silber nach oben. Mit in der Spitze 26 Dollar je Feinunze wurde kurzzeitig das höchste Preisniveau seit 2013 erreicht. Mitte der Woche kostete Silber 24,20 Dollar. Beim Zwitter aus Industrie- und Edelmetall überwiegt derzeit eindeutig die Edelmetallseite. "Die Hausse ist rein durch Investoren getrieben", sagt Analyst Huster.

Die Gründe sind größtenteils dieselben wie bei Gold: die globale Wirtschaftskrise, eine drohende Insolvenzwelle, die durch die Notenbanken hervorgerufene Geldflut, Inflationsängste und Vertrauensverlust beim Dollar. Zudem gab es Produktionsengpässe in den Hauptförderländern Peru und Mexiko, in denen Covid-19 besonders heftig wütet. In Mexiko sind die Produktionsprobleme jedoch inzwischen behoben.

Gemessen an der in Silber-ETFs verwahrten Menge wurde mit 1,42 Milliarden Unzen ein historischer Höchststand erreicht. Vorher stammte die Höchstmarke mit 900 Millionen Unzen aus dem Jahr 2012. Allein vergangene Woche kamen 44,25 Millionen Unzen hinzu, die höchste wöchentliche Zahl in den vergangenen 20 Jahren.

Die Nachfrage aus der Industrie ist dagegen wegen der Rezession gesunken, von dort kommt kein Preisdruck. Es gibt global ein Silberüberangebot.

Auch die Zahl der Spekulanten, die mit Terminkontrakten auf höhere Preise setzen, liegt noch weit unter dem Jahreshoch vom Februar. Charttechnisch befindet sich bei 26 Dollar ein starker Widerstand aus den Jahren 2011 und 2012, der damals mehrfach getestet wurde. Spätestens dort sollte die Hausse ins Stocken geraten und es eine Korrektur in den Bereich um 20 Dollar geben.

Mittelfristig stehen die Chancen für das Weißmetall aber wie für Gold gut, sodass noch weit höhere Niveaus erreicht werden sollten. Die preistreibenden Ursachen bleiben erhalten, zudem könnte eine Belebung der Industrie den Bedarf steigern, was zusätzlich preiserhöhend wirken würde. Ein Anstieg auf 30 Dollar ist möglich. Wegen der hohen Volatilität ist eine Investition in Silber jedoch für Anleger sportlicher zu sehen als beim trägeren Gold.

Weit mehr als das gelbe Metall schwankt auch Platin. Lange Zeit lief der Preis den anderen Metallen hinterher. Grund war, dass es vorrangig in Katalysatoren von Dieselmotoren und in Schmuck verwendet wird. In beiden Bereichen schwächelt die Nachfrage. Da die Preisdifferenz zu Gold angesichts des neuen Allzeithochs bei Gold nun aber historisch hoch ist, hoffen Anleger, dass Schmuckkäufer verstärkt zu Geschmeide aus Platin greifen.

Wasserstoff sorgt für Fantasie

Vor allem die Förderung von Wasserstoff als neuer Zukunftstechnologie in Fahrzeugen oder der Stahlproduktion durch viele Regierungen und die EU bringt nun Fantasie in den Platinpreis. "Für den Elektrolyseprozess und damit die Wasserstoffproduktion ist Platin unerlässlich", schreibt Heraeus in einer Wasserstoffstudie. Das Handelshaus rechnet mit höherer Platinnachfrage, was den Preis beflügeln sollte.

Der zog in den vergangenen Wochen auch bei Palladium an, aber weniger als bei den anderen Edelmetallen. Ursache dafür war vor allem, dass in China wieder mehr Autos gekauft wurden. Das Weißmetall wird zu 85 Prozent in Katalysatoren von Benzinautos eingesetzt. In Europa und den USA ist die Nachfrage jedoch schwach. Da 2020 die Nachfrage nach Palladium daher weit stärker sinken sollte als das Angebot, befindet sich der Markt im Gleichgewicht, nachdem er acht Jahre lang ein Defizit aufgewiesen hat. "Daher gibt es wenig Raum für einen Preisanstieg", meint Ritter.
 


INVESTOR-INFO

WisdomTree Gold ETC

Unsicherheit hält an

Gold dürfte unter Schwankungen weiter steigen. Zur bestehenden Unsicherheit kommt noch hinzu, dass sich der Handelskrieg zwischen den USA und China wegen Hongkong zuletzt verschärft hat. Zudem dürften die US-Wahlen für Nervosität sorgen. Wer einfach in Gold investieren will, kann das mit einem ETC des britischen Anbieters von Rohstoffprodukten WisdomTree tun, der sich am Goldpreis orientiert. Es gibt keine Währungssicherung gegen die Dollar-Schwäche.

XTrackers Physical Silver ETC

Gold-Silber-Ratio noch hoch

Auf den starken Anstieg von Silber könnte eine kurze Korrektur folgen. Mittelfristig hat das Weißmetall aber gute Perspektiven, da es oft im Gleichschritt mit Gold marschiert. Zudem liegt die Gold-Silber-Ratio mit 80 immer noch über dem historischen Durchschnitt. Es zeigt an, wie viele Feinunzen Silber benötigt werden, um eine Feinunze Gold zu kaufen. Mit dem physisch besicherten ETC von db ETC setzen Anleger auf das Edelmetall.

WisdomTree Phys. Platin ETC

Nachzügler im Kommen

Nachdem Platin lange den anderen Edelmetallen beim Preisanstieg hinterherhinkte, hat es im Juli kräftig aufgeholt. Charttechnisch ist nun der Weg bis 1.000 Dollar je Feinunze frei. Auch eine Belebung der stark eingebrochenen Autonachfrage in Europa würde Platin unterstützen. Mit einem physisch besicherten ETC von WisdomTree können Anleger partizipieren. Das Metall ist sehr volatil und daher nur für risikobereite Anleger geeignet.