Mehr als 100 Jahre ­später wird an der Bergakademie Freiberg in Sachsen erneut nach Germanium ­geforscht. Phytomining heißt der Ansatz. Bestimmte Pflanzen können Metalle aufnehmen und einlagern. Damit lassen sich Böden säubern, die mit Schwermetallen belastet sind, aber auch wertvolle Stoffe zurückgewinnen.

Germanium, das im sächsischen Boden schlummert, reichert sich in Rohrglanzgras an. Aus der Asche der Energiepflanze kann das wertvolle Element gewonnen werden. Der Anteil ist hier deutlich höher als im Boden. Doch mit rund drei Milli­gramm Germanium pro Kilo Biomasse ist dieses Verfahren wirtschaftlich nicht konkurrenzfähig. Bis die Wissenschaft mit neuen Graszüchtungen aufwarten kann, muss sich die Industrie auf dem Weltmarkt eindecken.

Das silbern glänzende Metall zählt zu den kritischen Rohstoffen, da die Versorgung weitgehend von China abhängt. Mehr als 70 Prozent der Weltproduktion stammen aus der Volksrepublik, gefolgt von Russland und den USA. Germanium kommt nicht gediegen vor, sondern fällt als Beiprodukt bei Kupfer- und Zinkerz an. Ein hoher Anteil der weltweiten jährlichen Fördermenge von geschätzten 130 Tonnen wird aus Asche von Kohlekraftwerken gewonnen.

Lange war Germanium das führende Material in der Elektronik, bis es vom billigeren Silizium fast abgelöst wurde. Eine Entwicklung, die mit steigendem Bedarf an Hochleistungschips mit Silizium-Germanium-Transistoren wieder leicht rückläufig ist. Unerlässlich ist Germanium beim Ausbau der Glasfasernetze. Dort sorgt das Element für verlustfreie, schnelle und weite Führung der Lichtwellen durch das Kabel. Germanium wird in der Infrarotoptik gebraucht, etwa für Nachtsichtgeräte oder Wärmebildkameras. In Deutschland wird ein Drittel des jährlichen Germaniumbedarfs für die Herstellung von PET-Flaschen benötigt. Germanium sorgt für die Transparenz des Materials. Vielversprechend ist der Einsatz auch bei Dünnschichtsolarzellen. Weitere Informationen sind unter germanium.de zu finden.