Der Weizenpreis notierte jüngst so hoch wie seit dem Jahr 2010 nicht mehr - bei 860 US-Cent pro Scheffel. Aktuell korrigiert er leicht. Es ist das Zusammenspiel mehrerer Faktoren, die dabei preistreibend wirken. Die geschätzte globale Weizenproduktion ist laut jüngsten Daten des International Grain Council (ICG) für die Saison 2021/2022 zwar mit 777 Millionen Tonnen gegenüber dem Vorjahr etwas höher, allerdings steigt auch der weltweite Konsum von 771 auf 782 Millionen Tonnen in diesem Zeitraum deutlich an. Noch im Oktober war von einer höheren globalen Produktion von 782 Millionen Tonnen ausgegangen worden. Da gleichzeitig die globalen Lagerbestände leicht fallen, droht eine weltweite Unterversorgung mit Weizen.

Beunruhigend sind dabei vor allem die von 2021 auf 2022 um wahrscheinlich zwölf Prozent sinkenden Lagerbestände bei den acht größten Exportregionen Russland, USA, EU, Ukraine, Australien, Kanada, Argentinien und Kasachstan. Das könnte dazu führen, dass die Nachfrage im kommenden Jahr nicht befriedigt werden kann.

Die Sorge davor treibt Käufer des Getreides um. So erwarben Ägypten und Saudi-Arabien im November trotz hoher Preise große Mengen. Sie rechnen offenbar mit Angebotsengpässen und anziehenden Preisen. Auch einige Nichtregierungsorganisationen wie die Deutsche Welthungerhilfe befürchten, dass teurerer Weizen die Ernährungslage in einigen Entwicklungs- und Schwellenländern gravierend verschärfen könnte.

Es gibt kaum Anzeichen, dass sich die starke Nachfrage nach Weizen abschwächt. Daher gilt das Motto: "Besser wird es nicht werden und wer jetzt nicht kauft, wird später mehr bezahlen müssen", schildert ein französischer Agrarhändler die Stimmung in der Branche.

Gestörte Logistik, weniger Dünger

Die hohen Frachtkosten für Container auf Schiffen und für Lkws tragen dazu bei. Die Transportlogistik ist entweder massiv gestört oder komplett unterbrochen. Wichtige Vorprodukte - wie Pflanzenschutzmittel oder Chips für Landmaschinen und Traktoren - können oft nicht mehr geliefert werden, denn sie stammen meist aus China oder Taiwan.

Doch das ist noch nicht alles. Die Energiekrise verteuert nicht nur die Produktion in wichtigen Wirtschaftszweigen, sie macht auch die Herstellung von Stickstoffdüngern unwirtschaftlich. Die Düngerfabriken drosseln daher die Produktion. Das bereitet Marktteilnehmern Sorgen. Denn mit weniger Dünger werden die Erträge bei wichtigen Getreidearten wie Weizen 2022 wohl geringer ausfallen als erwartet.

Zu allem Überfluss kamen auch noch schlechte Nachrichten von der Wetterfront. In Russland und der Ukraine macht der mangelnde Regen Landwirten zu schaffen. Beide Länder haben bisher deutlich weniger Flächen mit Winterweizen bestellt als geplant. Daher könnte die nächste Ernte in zwei der bedeutendsten Ausfuhrnationen schrumpfen. Russland ist sogar der größte Exporteur weltweit. Hinzu kommen kräftige Regenfälle in Australien, die die dortigen Erntearbeiten behindern und die Pflanzenqualität beeinträchtigen könnten.

Zuversicht vermittelt dagegen Argentinien, wo in der laufenden Saison eine Rekordernte erwartet wird. Dieser Hoffnungsschimmer dürfte jedoch nicht reichen, um den Aufwärtstrend des Weizenpreises aufzuhalten. Überdies erhöhten auch Spekulanten und Hedgefonds an den Terminmärkten ihre Weizenpositionen, um an der Rally zu partizipieren, was zusätzlichen Aufwärtsdruck auf den Preis ausübt. Mit dem ETC von WisdomTree (ISIN: DE 000 A0K RJ9 3) können Anleger, die keine moralischen Bedenken haben, von der Rally profitieren.