Ein kanadischer Ex-Minister rechnet mit einer großen Währungsreform. Sollten Anleger auf ein solches Szenario spekulieren? Von Markus Bußler, Euro am Sonntag

Er war von 2006 bis 2015, also neun lange Jahre, kanadischer Minister in der Regierung von Stephen Harper. Ein Mann, der die Politik genau kennt. Jemand, der weiß, von was er spricht. Sollte man also genau hinhören, wenn Maxime Bernier von einem Reset des Währungssystems spricht? Sicher. Sollte man sein Handeln danach ausrichten? Nicht unbedingt.

Die Argumente, die Bernier in dieser Woche in einem Interview ins Feld führt, sind nicht von der Hand zu weisen - aber neu sind sie auch nicht. Seiner Ansicht nach hat ein Fiat-Währungssystem nur eine begrenzte Lebensdauer. Nach all dem Gelddrucken, nach all den Schulden sowohl in Nordamerika als auch in Europa sei das Geldsystem, wie wir es kennen, am Ende. Ein neues Geldsystem werde entstehen, eines, das mit Rohstoffen hinterlegt ist. Eines, in dem Gold eine gewichtigere Rolle spielen wird.

Blickt man zurück in die Vergangenheit, dann haben Papiergeldwährungen tatsächlich nur eine begrenzte Lebensdauer gehabt. Währungsreformen waren in der Vergangenheit eher die Regel denn die Ausnahme. Und wenn man sich den Schuldenstand der Industrienationen ansieht, dann scheint es nur schwer vorstellbar, dass dieser ohne Währungsreform oder Schuldenschnitt eines Tages abgebaut werden kann.

Nur - und das ist ein großes Nur - mag niemand prognostizieren, ob sich der US-Dollar beispielsweise als Weltreservewährung noch zwei Jahre oder 20 Jahre hält. Daher ist eine Spekulation auf ein solches Szenario praktisch nicht zu timen.

Eine Versicherung

Wer sich schon länger mit Edelmetallen beschäftigt, der stößt immer wieder auf Theorien, dass der große Reset bevorstehen könnte - passiert ist bis heute jedoch nichts. Allerdings: Die Gefahren, die unser Finanzsystem mit sich bringt, sind real und nicht zu leugnen. Gerade der jüngste Inflationsanstieg hat gezeigt, wie rasch sich eine Dynamik in diesem System entwickeln kann, die nur schwer wieder zu stoppen ist.

Anleger sind daher sicherlich gut beraten, wenn sie die eine oder andere Unze Gold ihrem Depot beimischen. Im Idealfall in physischer Form, außerhalb des Finanzsystems. Dieses physische Gold ist nichts, was man täglich am Kurs neu bewerten sollte. Es ist vielmehr eine Versicherung. Für den Fall der Fälle, der hoffentlich so schnell nicht eintritt. Doch wie gesagt: Timen kann man ein solches Szenario nicht. Wer noch liquider sein will, kann natürlich auf den börsengehandelten ETC Xetra-Gold (WKN: A0S 9GB) setzen. Doch eine Versicherung gegen Unwägbarkeiten des Finanzsystems sollte außerhalb desselben gelagert werden. Hier sind Münzen und Barren erste Wahl.