Der Preis des Edelmetalls war zuletzt volatil. Der starke Intraday- Turnaround am vergangenen Freitag schürt die Hoffnung auf einen Boden. Von Markus Bussler 

Wird die US-Notenbank nach der November-Sitzung auf die Zinsbremse treten oder nicht? Das ist die Frage, die derzeit die Märkte bewegt. Es gab Andeutungen von Fed-Mitgliedern, dass dies durchaus geschehen könnte. Wobei auf die Bremse treten nicht etwa heißen soll, dass die Zinsanhebungen ein Ende finden. Vielmehr geht es zunächst darum, dass die Geschwindigkeit verringert werden könnte. Nachdem 95 Prozent der Befragten laut dem FedWatch Tool der CME Group für November von einem weiteren Zinsschritt von 75 Basispunkten ausgehen, könnten es im Dezember „nur“ noch 50 Basispunkte sein. 

Wobei direkt am Anschluss an die Sitzung der US-Notenbank am 2. November aus fundamentaler Sicht ein Feuerwerk an Ereignissen über die Märkte hereinbricht: Der große Arbeitsmarktbericht steht am 4. November an, die Halbzeitwahlen in den USA am 8. November und die Inflationszahlen am 10. November — diese Zahlen dürften dann endgültig die Linie der Fed für zumindest den Dezember bestimmen.

Gold mit relativer Stärke

Bislang hat die Fed ein erstaunliches Tempo in Sachen Zinsanhebungen an den Tag gelegt. Ein Tempo, das es so in der Geschichte noch nie gegeben hat. Das Problem dabei: Streng genommen gibt die Notenbank ihren Maßnahmen gar keine Chance zu wirken, sondern agiert in der Bekämpfung der Pandemie fast schon panisch. Der Goldpreis — so komisch das klingen mag — hat sich dabei sogar ganz gut geschlagen. Gold hat eine relativ bessere Performance seit Jahresanfang an den Tag gelegt als beispielsweise Aktien, Anleihen oder auch Kryptowährungen.

Dennoch: Die Eigenschaft von Gold als Inflationsschutz wurde von der ultraaggressiven Fed-Politik in den Schatten gestellt. Sollte die Notenbank also auf die Bremse treten, die Zinsen von nun an geringer anheben oder sogar, wie einige meinen, im Dezember pausieren, dann wäre das wohl ein Segen für den Goldpreis.

Die Zeichen für einen Boden mehren sich

Beim US-Dollar sehen wir erste Zeichen, dass ein Top eingezogen sein könnte. Zwar mühte sich der US-Dollar-Index noch einmal in den Bereich von 114 Dollar, doch ein Ausbruch erfolgte nicht mehr. Die Renditen der US-Staatsanleihen waren zuletzt auch wieder rückläufig, und der TLT als Anleihe-ETF konnte sich zumindest von seinem Tief lösen. Um die Frage aus der Überschrift zu beantworten: Es fehlt noch die Bestätigung, doch der Turnaround am vergangenen Freitag, gepaart mit den Entwicklungen am Anleihemarkt und beim US-Dollar, deuten auf einen Boden hin. Gedulden Sie sich aber bitte, bis dies bestätigt ist.

Dieser Artikel erschien zuerst in Euro am Sonntag 43/2022. Hier erhalten Sie einen Einblick ins Heft.