Nahezu unverändert verharrte indes das allgemeine Interesse an Gold-Futures, ablesbar an der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), die sich mit 484.400 Futures gegenüber der Vorwoche praktisch nicht verändert hat. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten stellte sich in der Woche zum 12. Oktober ein Anstieg von 203.700 auf 207.600 Kontrakte (+1,9 Prozent) ein. Damit wurde das vor zwei Wochen erzielte Jahrestief zwar spürbar übertroffen, Ende Dezember fiel dieser Wert aber noch um rund 100.000 Kontrakte höher aus. Fazit: Es besteht weiterhin erhebliches Nachholpotenzial.

Großspekulanten (Non-Commercials) sind erneut optimistischer geworden. Ihre Long-Seite haben sie um 2.600 Futures nach oben gefahren und zugleich ihr Short-Exposure um 400 Kontrakte reduziert. Bei der Netto-Long-Position führte dies zu einem moderaten Plus von 182.600 auf 185.500 Futures (+1,6 Prozent). Deutlich dynamischer ging es mit der Netto-Long-Position kleiner Terminspekulanten (Non-Reportables) nach oben. Hier war auf Wochensicht ein Anstieg von 21.100 auf 22.100 Futures (+4,7 Prozent) registriert worden.

Gold: Inflation erweist sich als hartnäckig


In der vergangenen Woche wurde für den Monat September ein Anstieg der Konsumentenpreise um 5,4 Prozent p.a. gemeldet. Ein noch höherer Wert wurde zuletzt vor 13 Jahren gemeldet. Auch die US-Kerninflationsrate (4,0 Prozent p.a.) sowie die Produzentenpreise (+8,6 Prozent p.a.) bleiben besorgniserregend hoch. In Deutschland kletterte die Inflation mit 4,1 Prozent p.a. sogar auf den höchsten Stand seit 28 Jahren. Zugleich entwickeln sich die Volkswirtschaften schwächer als erwartet. Geringes Wirtschaftswachstum bei relativ hoher Inflation gilt in der Volkswirtschaftslehre als Stagflation. Ein solche Phase wird als besonders gefährlich angesehen, weil die Notenbanken auf die Inflation mit höheren Leitzinsen reagieren müsste, was im Gegenzug der wirtschaftlichen Entwicklung schaden würde. Bleibt zu hoffen, dass die jüngsten Irritationen lediglich auf corona-bedingte Anpassungsschwierigkeiten zurückzuführen sind. Unabhängig davon dürfte Gold auf lange Sicht weiterhin als Must-have-Investment einzustufen sein.

Unter charttechnischen Aspekten versuchte sich der Goldpreis in der vergangenen Woche an einer Rückeroberung der Marke von 1.800 Dollar und "kratzte" zeitweise an der langfristigen 200-Tage-Linie. Kurzzeitig kletterte das gelbe Edelmetall auf den höchsten Stand seit vier Wochen, scheiterte aber letztendlich an der Marke von 1.800 Dollar. Damit bleibt der Krisenschutz in seinem seit Juni zu beobachtenden Seitwärtstrend zwischen 1.720 und 1.840 Dollar gefangen. Deutlich aufhellen würde sich das charttechnische Sentiment im Falle eines nachhaltigen Kurssprungs über 1.800 Dollar. Dann wäre nämlich der Grundstein für ein Drehen der 200-Tage-Linie gelegt, was unter Chartisten als starkes Trendwechselsignal gilt und häufig mit chartinduzierten Käufen honoriert wird. Den Blick nach unten gerichtet, kann man ganz klar die Marke von 1.690 Dollar als "akute Gefahrenzone" einordnen. Wird sie markant verletzt, könnte es zu einem Ausverkauf kommen. Wenn man bedenkt, dass in diesem Jahr sowohl an den Terminmärkten als auch im ETF-Marktsegment massiver Verkaufsdruck zu beobachten war, kann man dem Goldpreis dennoch ein hohes Maß an relativer Stärke attestieren.

Bei den technischen Indikatoren hat sich die Stimmung gegenüber der Vorwoche spürbar aufgehellt. Laut Website Tradingview drehte nämlich das Pendel bei Gold von "Neutral" auf "Kaufen". Zur Erinnerung: Vor zwei Wochen wurde noch der Verkauf von Gold nahegelegt. Von den insgesamt 26 Parametern stehen gegenwärtig drei auf "Verkaufen" (Vorwoche: 9), acht auf "Neutral" (Vorwoche: 10) und 15 auf "Kaufen" (Vorwoche: 7).