Einmal pro Woche erfahren die Akteure an den Goldmärkten von der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) wie sich die Stimmung an den Terminmärkten entwickelt hat. Dieser Commitments of Traders-Report beinhaltet zum Beispiel aktuelle Zahlen zum allgemeinen Interesse an Gold-Futures. Dieses lässt sich durch die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) ablesen, wobei ein Future papiermäßig den Gegenwert von 100 Feinunzen Gold repräsentiert. Besonders aussagekräftig wird das Update für Investoren aber vor allem dadurch, dass man sich ein Bild über die aktuelle Stimmungslage der unterschiedlichen Gruppen von Marktakteuren machen kann. So zeigt der Stimmungsbericht auf, wie sich innerhalb einer Woche die Positionen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert haben. Dadurch erfahren die Anleger, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist und können daraus Strategien zum Ein- oder Ausstieg ableiten.

Bei Gold-Futures hat sich in der Woche zum 24. Juli erneut einiges getan. So hat sich zum Beispiel das allgemeine Interesse an Gold-Futures, also die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 528.300 auf 496.600 Kontrakte (-6,0 Prozent) signifikant reduziert. Noch deutlicher in den Keller ging es mit der Stimmung der spekulativen Marktakteure. Innerhalb einer Woche gab es bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten ein Wochenminus von 73.600 auf 65.700 Futures (-10,7 Prozent) zu beobachten. Zur Erinnerung: Sechs Monate zuvor war noch ein Wert von 234.600 Futures gemeldet worden, was das Ausmaß der Verkaufswelle besonders gut veranschaulicht.

Große Terminspekulanten haben zum zweiten Mal in Folge ihrer Netto-Long-Position ein Minus im zweistelligen Prozentbereich beschert. Innerhalb einer Woche gab es diesmal einen Rückgang von 57.800 auf 48.600 Futures (-16,0 Prozent) zu beklagen. Unter den Kleinspekulanten kehrte hingegen die Zuversicht zurück, schließlich hat sich deren Netto-Long-Position von 15.800 auf 17.100 Kontrakte (+8,2 Prozent) erhöht. Wann der seit Monaten zu beobachtende Ausverkauf enden wird, kann zwar niemand prognostizieren, aber die Wahrscheinlichkeit für einen Short-Squeeze (Short-Eindeckungen zur Verlustbegrenzung) ist mittlerweile deutlich angestiegen. Sobald dieses Szenario eintritt, dürfte die Talfahrt des Goldpreises abrupt enden und ein massiver Rebound erfolgen.

Auf Seite 2: World Gold Council bleibt zuversichtlich

Der am 19. Juli veröffentlichte Halbjahresbericht des World Gold Council (WGC) identifizierte drei wichtige makroökonomische Trends, die den Goldpreis weiterhin stark beeinflussen könnten. Erstens: ein positives, aber uneinheitliches globales Wirtschaftswachstum. Zweitens: Handelskriege und ihr Einfluss auf die Währungen. Drittens: zunehmende Inflationserwartungen und die inverse Zinskurve. Das Jahr 2018 war von einer markanten Schwäche in den Emerging Markets sowie bei Rohstoffen und Edelmetallen gekennzeichnet. Gefragt waren indes der Dollar, Rohöl sowie US-Blue-Chips bzw. -Technologiewerte. Für die kommenden Monate gibt sich der WGC recht zuversichtlich und liefert für diese Sicht der Dinge mehrere Argumente.

Durch den jüngsten Rücksetzer sollte zum Beispiel sowohl die Nachfrage aus dem Schmucksektor als auch das Interesse der Investoren wieder zunehmen. In der Vergangenheit erwiesen sich die Sommermonate häufig als eine umsatz- und performancearme Periode. Ab September dürfte vor allem in Asien wieder verstärkt Gold gekauft werden. Außerdem richten vor dem Jahresende viele Anleger ihre Portfoliostruktur neu aus. Der in den vergangenen Monaten zu beobachtende Goldpreisrückgang dürfte dabei als attraktives Einstiegsniveau wahrgenommen werden. Des Weiteren weisen die WGC-Analysten auch auf die gedrückte Stimmung unter großen Terminmarktplayern hin. In den vergangenen Jahren kam es in solchen Phasen häufig zu kräftigen Rebounds. Lange Rede, kurzer Sinn: Dem Goldpreis attestieren die WGC-Experten derzeit ein ausgesprochen attraktives Chance/Risiko-Verhältnis.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.